Liebe Leserin, lieber Leser,
ich habe meine Vorstellungen von einer Welt, in der immer mehr Friede einkehrt, alle Menschen genug zu essen und Zugang zu frischem Trinkwasser haben, die Schöpfung geliebt und bewahrt wird. Ich habe meine Vorstellungen von einer Kirche, in der alle ihre persönliche Weise der Glaubensoffenheit und Gottesbeziehung finden und sich darin gegenseitig ergänzen, respektieren und schätzen. Ich habe meine Vorstellungen von den Jesuiten, die in Treue zu ihren Gelübden mit innerer Freiheit unterwegs sind und sich im Dienst für Gott und die Menschen dorthin senden lassen, wo sie gebraucht werden. Auch von Weihnachten habe ich Vorstellungen. Diese Zeit riecht anders, klingt anders, hat andere Bilder, eine andere Temperatur und Atmosphäre.
„Nicht nach eines Menschen Sinn …“ heißt es in einem Adventslied (Gotteslob 227). Die Zukunft kommt nicht nach meinen Vorstellungen. Auch Weihnachten nicht. Was uns in nächster Zeit widerfahren wird an Glück und Unglück, können wir weder erraten noch bestimmen. „Sondern nach des Geistes Hauch“ heißt es dann. Gott in meinem Leben muss sich nicht nach meinen Vorstellungen richten. Ich versuche zu ertasten und zu lauschen, wo zwischen aller gegebenen Realität und unerfüllten Erwartung etwas von diesem Hauch zu spüren ist, der ganz anders wirkt als ich mir ausdenken kann. Ich hoffe, ich habe genug Aufmerksamkeit, stille Zeit, um das Ungreifbare zu ahnen, mich vom Hauch des Geistes berühren zu lassen – wie er es möchte.
Mit Maria dürfen wir guter Hoffnung sein: Es „kommt das Wort in unser Fleisch“, wenngleich vielleicht ganz anders als vermutet.
Ich wünsche allen ein geisterfülltes, gesegnetes Weihnachtsfest,
Ihr Thomas Hollweck SJ