• Schulgottesdienst in der Kasimir-Kirche in Vilnius.
  • 2020 wurde die neue Bibliothek ("Lojoteka") eröffnet (l.).
  • Verteilung von Kalėdaičiai, den traditionellen Oblaten mit weihnachtlichen Motiven.
  • Ohne den sozialen Aspekt ist Unterricht ein trockenes Aneignen von Informationen.
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Wie Corona das Leben am Gymnasium prägt

Jesuitenschulen sind bekannt für die Ignatianische Pädagogik: Neben einer fundierten Ausbildung misst sie sowohl der persönlichen Entwicklung jedes einzelnen Schülers als auch der Vermittlung von gesellschaftlichen und christlichen Werten eine besondere Bedeutung bei. Doch wie kann sich dieses Erziehungsideal, das von der direkten Begegnung zwischen Lehrenden und Lernenden lebt, in der Corona-Pandemie entfalten? Schließlich ist der Schulunterricht wegen Corona seit fast einem Jahr von räumlicher und sozialer Distanz geprägt. Lukas Ambraziejus SJ ist junger Jesuit in Vilnius (Litauen) und arbeitet am Gymnasium des Jesuitenordens in der litauischen Hauptstadt. Der junge Jesuit hat die Erfahrung gemacht, dass die Ignatianische Pädagogik „wesentlich zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen beiträgt“.

Über Nacht Schule neu erfinden

Ab Mitte März vergangenen Jahres wurde in Litauen ein umfassender Lockdown verhängt. Alle Schulen mussten den Präsenzunterricht einstellen und bis zum Ende des Schuljahres auf Homeschooling umstellen. So auch das Jesuitengymnasium in Vilnius, das auf eine lange Geschichte bis in das 16. Jahrhundert zurückblickt. „Wir mussten uns über Nacht neu ausrichten und waren gezwungen, viel zu improvisieren“, beschreibt Ambraziejus die historisch einmalige Situation. Man habe rasch gemerkt, „dass Fernunterricht eben doch nicht so produktiv ist, wie das Lernen im Klassenzimmer“. Das führte zunächst zu herben Enttäuschungen: Die Lehrer mussten akzeptieren, dass das geplante Pensum des Lernstoffs nicht zu schaffen war und die Schüler waren davon ermüdet, den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu verbringen. Die Probleme nahmen dadurch zu, dass zuhause viele Ablenkungen lauern: „Der Kater schleicht ins Zimmer, jemand schickt eine SMS, der kleine Bruder verlangt plötzlich nach Aufmerksamkeit – so können sich die Schüler einfach schlechter konzentrieren“, sagt Ambraziejus. Erschöpft von diesen Problemen freute sich die ganze Schulgemeinschaft auf die Sommerferien.

Das neue Schuljahr brachte dann einige Erleichterungen mit sich: So wurden Schüler und Lehrer im Umgang mit einer einheitlichen Lernsoftware geschult, die Unterrichtsbelastung verringert und der Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht eingeführt. „Glücklicherweise konnten auch die neuen Schüler durch ein Bildungswochenende im Exerzitienhaus des Gymnasiums gut in die Gemeinschaft integriert werden“, freut sich Ambraziejus. Ab November wurden die Corona-Bestimmungen wegen der zweiten Welle der Pandemie jedoch verschärft: Fernunterricht wurde für alle wieder zur dauerhaften Lösung. 

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