• In der fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg auf dem Weg zum Arzt
1 / 2

"Wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun"

Nach über einem Jahr seit Eröffnung des Ukama-Zentrums haben zahlreiche Menschen aus verschiedenen Ländern hier mit uns zusammengelebt oder sind noch da.

Neben zahlreichen Übernachtungsgästen, die zu Treffen und Veranstaltungen an- und wieder abreisen, leben wir auch über längere Zeiträume mit Geflüchteten zusammen. In den drei Zimmern, die für Kirchenasyl vorgesehen sind, haben nacheinander bisher dreizehn Personen aus Afghanistan und Syrien Schutz gefunden. Immer ging und geht es um sogenannte Dublin-Rücküberstellungen in einen EU-Mitgliedstaat, in dem Menschenrechtsverletzungen drohen – sei es Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Litauen oder Italien.

Der fünfjährige Adil, der eigentlich anders heißt, kam mit seinem Papa Anfang Dezember letzten Jahres. Die Ehefrau hatte sich in Deutschland getrennt, war nun mit einem anderen Partner zusammen.

Ausgerechnet am 25. Dezember klagte Adil über Schmerzen im Genitalbereich: eine massive Infektion. Wir fuhren zu einer Bereitschaftspraxis, wo jedoch der Krankenschein, den der Vater aus der Unterkunft in München mitbrachte, keine Gültigkeit hatte. Untersuchung und Antibiotikum beliefen sich schließlich auf rund 200 EUR, die wir – um umständliche bürokratische Wege zu vermeiden – aus eigener Tasche zahlten. Gott sei Dank war Adil nach drei Tagen wieder gesund und munter. Und noch etwas Erfreuliches geschah: Die Mutter kehrte zurück in die Familie. Die letzten Tage des Kirchenasyls verbrachten die drei bei uns, dann fuhren sie nach München, um dort gemeinsam ihr Asylverfahren zu beginnen.

Der neunjährige „Spider Man“ hingegen wohnt mit seiner Mama schon seit Juni 2022 bei uns, ebenso eine weitere Mutter mit zehnjähriger Tochter. Sie stammen aus Dnipro in der Ukraine, wissen nicht, wann sie dorthin zurückkehren können. Spider Man kommt mit dieser Situation recht gut klar. Tag (und Nacht) tollt er in Haus und Garten herum, immer kreativ und experimentierfreudig - etwa Sicherungen im Haus abschalten oder im Hof ein Feuerchen machen…

Das Ukama-Zentrum entwickelt sich mehr und mehr zu dem, was es sein soll: ein Haus, in dem verschiedene Personen und Gruppen in Kontakt kommen, ein Haus der Gastfreundschaft, ein Haus der Solidarität.  

Dieter Müller SJ, Juni 2023

 


Danke, dass Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende unterstützen.


Newsletter

Das Magazin „Jesuiten“ erscheint mit Ausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bitte wählen Sie Ihre Region aus:

×
- ×