Katharina M. Weidner
In einer sehr schweren Zeit, die von quälender Sorge, von Angst, von Trauer geprägt war und ich immer wieder diese Gefühle und Gedanken vor Gott gebracht habe - da erschien es mir auf einmal, dass ich nicht noch ein einziges "Wort" darüber vor Gott zu verlieren hätte, da ER das alles schon mehr als wusste, mitfühlte, anblickte... - Im Gegenteil: auf einmal begann ich zu erkennen, wieviel Gutes, - und sei es noch so klein - bereits da war... wieviel Hilfe bereits erfolgt war, wie doch - auch wenn sie winzig waren - die Schritte zum Guten, zum Heilen sich andeuteten. Wie mitten in der Härte der Situation sich Leben regte. Und ich konnte auf einmal danken für lauter "Kleinigkeiten", für die vielen Bereiche im Alltag, wo sich kleine Inseln oder auch zarte "Düfte" von Güte, von Langmut, von Leben zeigten.
Seitdem habe ich mir angewöhnt, manchmal sogar noch beim Aufwachen im Bett, mit einer kleinen Dankbarkeitsübung anzufangen (gerade auch und besonders in Zeiten, die schwerer sind): für jedes Detail zu danken: ich liege - ohne Schmerzen - in einem sauberen, warmen Bett... Um mich herum sind schützende Wände und ein dichtes Dach... es ist warm und trocken..., ich bin geschützt... manchmal höre ich einen Vogel singen... Wenn ich die Augen aufschlage, kann ich sehen...wenn ich mich aufrichten will, gelingt mir das...wenn ich die Füsse auf den Boden stelle, ist er sauber und wenn ich aufstehe, tragen mich meine Beine...und wenn ich im Badezimmer zum Wasserhahn gehe und ihn aufmache, kommt sauberes, frisches Wasser hervor... in der Küche wartet ausreichend Essen, ausreichend Kaffee auf mich, auf den ich nicht lange warten muss... usw.
Bei allen Bitten an Gott, allem Mit-Teilen der eigenen oder fremden Not vor Seinem Angesicht, scheint mir die Dankbarkeit eine Haltung zu sein, die Gott ernst nimmt - und für die Gott dankbar ist.