In die ungewöhnliche Graphische Sammlung der Kölner Jesuiten, die vor allem Zeichnungen, nicht nur Druckgraphik enthielt, führte Michael Venator ein. Venator stellte die Themen der Sammlung vor. Auf Ambitionen akademischer Ausbildung weisen die 5 Alben Aktstudien und die 10 Alben mit Zeichnungen von Carlo Marattas Schülern und Nachfolgern hin. An der Geschichte der Sammlung nach Auflösung des Ordens zeigte Venator, dass die Stadt Köln damals kein Interesse am Verbleib der Sammlung hatte; der Verkauf der 36 Alben gelang jedoch vor 1794 nicht, so dass die Beschlagnahmung durch die französischen Revolutionstruppen zumindest die Zerstreuung der Sammlung verhinderte. Der Verkaufskatalog von 1778, der neben 26.000 Blatt Druckgraphik auch 6000 Zeichnungen angibt, blieb leider so summarisch, dass die Kölner Emissäre für ihre Rückgabeforderungen 1814 keine geeignete Grundlage hatten. Die Blätter wurden in Paris mit einem Stempel „Col.“ gekennzeichnet, die Provenienz ist also nachweisbar. Dass der Louvre allerdings bis vor wenigen Jahrzehnten eine Verschleierungspolitik verfolgte, leitete Venator aus fehlenden Provenienzhinweisen in Publikationen ab und fand mit dieser Erfahrung in der anschließenden Diskussion rege Unterstützung.
Dr. Anna Pawlik, die als Erzdiözesankonservatorin ihren Arbeitsplatz im ehemaligen Kölner Jesuitenkolleg hat, konnte zwar nur digital die Paramente zeigen, die Canisius 1595 vom Bayerischen Herzog Wilhelm V. zum Geschenk für die Widmung des Katechismus erhalten hatte, und die nun im Turm der Jesuitenkirche aufbewahrt werden. Aber sie führte ihre Zuhörer anschaulich in die exquisite Materialität und Aussage der schlicht wirkenden Messgewänder aus italienischem Taft ein; wie exakt die Kaseln die Vorgaben des Missale Romanum erfüllen, demonstrierte sie anhand des entsprechenden Kapitels aus den Instructiones fabricae et suppellectilis ecclesiasticae, in denen Karl Borromeus die tridentinischen Idealvorstellungen von der Ausstattung eines zeitgenössischen Kirchenbaus formulierte.
Eröffnungs- und Abendvortrag widmeten sich komplementär dem Thema, wie sich an Person und Wirken des Petrus Canisius jeweils historische Konstrukte im 16. Jahrhundert genauso wie im 19. und frühen 20. Jahrhundert erkennen lassen.