Jesuiten 2010-1

März 2010/1 Jesuiten 13 grenztes Apostolatsfeld als vielmehr eine von uns bevorzugte Weise des Vorangehens, die in ganz verschiedenen Bereichen unseres Apostolates zum Einsatz kommen kann und soll. Ob in einer Kommunität unter Armen oder an einer Sozialakademie,ob in der Studentengemeinde oder im Gebetsapostolat – überall versuchen wir uns dem Anspruch zu stellen, uns mit intellektueller Redlichkeit mit den Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, die Menschen unserer Zeit am Glauben und am Handeln aus dem Glauben hindern.Im Einsatz für Glauben und Gerechtigkeit,im Dialog mit Kulturen und Religionen – überall müssen wir uns zunächst einmal sachkundig machen und die Fragen unserer Zeitgenossen in ihrer Komplexität durchdringen. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit,und wer würde schon behaupten wollen,er verstünde,was da eigentlich heute geschieht? Umwälzungen sozialer,wirtschaftlicher,aber auch weltanschaulicher und religiöser Art – all das verunsichert die Menschen,droht sie wurzel- und orientierungslos zu machen.Hier bedarf es Zeitgenossen mit Einsicht (intellectus),die innehalten,ruhig und nachdenklich werden und in der Lage sind, dieWelt neu zu vermessen. Zeitgemäße Glaubensvermittlung ist mehr als nur eine Frage der sprachlichen Vermittlung. Sie erfordert eine Auseinandersetzung mit den Ideologien und Pseudoplausibilitäten unserer Zeit,mit dem,wozu es scheinbar keine Alternativen gibt.Um vom Evangelium her unmenschliche und unchristliche Entwicklungen angehen zu können,braucht es Einsicht und Kompetenz.Eine instinktive Überzeugung motiviert,reicht aber nicht aus. Blinder Aktionismus noch weniger.Wir brauchen vielmehr Zeiten und Orte für das Nachdenken der Grundlagen des Lebens und des Glaubens.Es geht dabei weniger um das Finden von Antworten als um das Infragestellen scheinbar fragloser Wirklichkeiten.Vorausgesetzt,das intellektuelle Apostolat wird im Blick auf die konkreten Nöte der Menschen vor Ort und nicht im Elfenbeinturm betrieben,birgt es erhebliches Störpotential in sich - die Infragestellung der eigenen Lebensphilosophie und Lebenspraxis nicht ausgeschlossen! Zu meinen Aufgaben als Provinzial gehört es, die Institutionen des Ordens daraufhin zu prüfen,wie nahe sie an den Fragen und Problemen unserer Zeit sind.Schon immer hat der Orden vor der Notwendigkeit gestanden,sich von überkommenen Werken und Aufgaben zu verabschieden,um sich neuen,dringenderen Herausforderungen stellen zu können. Weder kopflos noch verkopft sollen Jesuiten und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handeln.Verstand und Herz müssen miteinander im Kontakt sein.So werden wir selbst verändert und können wir die Welt verändern. Gebe Gott,dass uns das geschenkt werde! ■ Stefan Dartmann SJ ...Neubau der Hochschule für Philosophie in München

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