Jesuiten 2010-1

20 Jesuiten Schwerpunkt:Kirche wohin? Schwerpunkt Der Traum von der besseren Welt Manchmal träume ich von einer besserenWelt. Der Reiseschriftsteller Ryszard Kapuscinski hat seine Reportagen aus allen Teilen der Welt einmal zusammengefasst unter demTitel „Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies“.Ja,die Erde könnte ein Paradies sein ohne die Gewalt,die Menschen einander antun.Ausgrenzung,Unterdrückung und Ausbeutung führen dazu,dass rund eine Milliarde Menschen mit weniger als einem Dollar amTag auskommen müssen,dass alle 3,6 Sekunden ein Mensch verhungert,dass Millionen von Menschen ausgeschlossen sind von ärztlicher Versorgung, von Schulbildung, und die Aufzählung ließe sich noch lange fortführen… Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, verhält sich also unmenschlich,das wusste bereits in der Antike der römische Komödiendichter Plautus.Das Evangelium, die frohe Botschaft,setzt hier andere Zeichen.Es ermuntert die Menschen, sich einzusetzen für ein Mehr an Menschlichkeit, ein Mehr an Gerechtigkeit,ein Mehr an Glaube, der zu Taten führt.Wenn Kirche diesem Auftrag stärker nachkommen würde,wenn das verbindende Band der Weltkirche engmaschiger wäre,könnte eine positive,bereichernde und menschliche Globalisierung möglich sein.In diesem Traum von einer besseren Welt, in der die Weltkirche als eine „Gebets-, Lern-, und Solidargemeinschaft“ eine aktive Rolle spielt, tauchen Erfahrungen auf,die ich auf Reisen mit der Jesuitenmission machen konnte. Kolumbien Josè und Gabriel aus dem kleinen Dorf Santa Rosario an der Grenze zu Kolumbien fragen mich,wie mir das Kaffeeernten gefällt.Ich bin erschöpft nach dem bisschen Mithelfen,und sie machen sich zu recht lustig über meine Schwielen an den Händen.„Du musst das nicht machen,wir machen das gerne“ sagen sie und klopfen mir auf die Schulter.„Kaffee ist unser Leben.Du kannst davon berichten und allen erzählen,dass sie uns exportieren lassen sollen,dass sie uns einen fairen Preis zahlen.Erzähl davon bei Dir zu Hause.Wir machen unsere Arbeit – Du machst Deine“.Erst später erfahre ich,dass ihnen eine Gemengelage aus Subventionspolitik europäischer Staaten,Börsenspekulationen und unfairer Zollpolitik die Ausfuhr von Kaffee unmöglich macht und die Pflege von Kaffeebohnen in Kolumbien Foto: Grillmeyer

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