Jesuiten 2012-2

Juni 2012/2 Jesuiten 29 Medien Martin Maier: Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht Martin Maier, langjähriger Chefredakteur der „Stimmen der Zeit“, hat im Herder-Verlag ein Buch über den Münchner Humoristen Karl Valentin (1882-1948) vorgelegt: „Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht“, heißt es und will auf 119 Seiten Sinn und Unsinn des großen Humoristen entschlüsseln. Akribisch durchforstet Maier dessen Werk und hält viele Zitate aus markanten Stücken bereit, die er in Themenwelten einzuordnen versucht. Da sind z.B. die Betrachtungen über das Wetter („Besser ein schlechtes als gar keines“). Gesprächsstoff bietet es ständig, auch wenn nichts daran zu ändern ist. Valentins bewusste Satz-Verdrehungen und Wort-Zerlegungen mögen einen in denWahnsinn treiben, sind zugleich aber legendär. In der „Orchesterprobe“ mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt als Dirigent erzählt Valentin von der „Siebnerbahn“ auf dem Oktoberfest und meint damit die „Achterbahn“, die noch nicht ganz fertig war. Immer wieder entleert er in Sketchen die Sprache aller Sinne oder konkretisiert sie. Denn der Mensch wohnt nicht „in der Sendlinger Straße“, sondern in einem der Häuser, wo eine Treppe hinaufgeht und natürlich auch wieder hinunter. Hinter Valentins Kampf mit der Sprache stecke der Kampf mit der Wirklichkeit, ist Martin Maier überzeugt.Wenn nach Martin Heidegger die Sprache das Haus des Seins sei, dann sprenge der Komiker dieses in die Luft. „Deshalb leuchtet ein, dass er sein Haus verkaufen und dafür aus Angst vor einem Meteoriteneinschlag in ein Bergwerk ziehen möchte.“ Mit seiner Begeisterung für Karl Valentin steht der Jesuit im katholischen Klerus nicht allein da. Sogar Papst Benedikt XVI. schätzt denWitz des Querdenkers und ist bekanntlich Träger des Karl-Valentin-Ordens. Die „metaphysische Kurzformel“ lautet für KarlValentin: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“ Auch das Nachdenken über die letzten Dinge machte der Komiker zum Programm. So hält sein „Weltuntergang“ die Überraschung bereit, dass die Luft wie Schweinssulz zittert, die Vesuve Honig und Sauerkraut speien. Dann zerplatze auf einmal panikartig ein alter Leberkäse – „und am Ende des Vortrags trat plötzlich der Schluss ein“. Für den Leser bleibt da nur noch der Trost: „Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist.“ Barbara Just Das Buch kann online bestellt werden unter www.inigomedien.org Freiburg 2012, 120 Seiten

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