Jesuiten 2012-2

Juni 2012/2 Jesuiten 31 Abschied aus dem Ruhrgebiet Mit einem feierlichen Gottesdienst werden sich die polnischen Jesuiten am 1. Juli 2012 von der Residenz an St. Ignatius in Essen verabschieden und die Stadt verlassen. Damit nimmt eine fast 400-jährige Tätigkeit der Jesuiten in der Mitte des Ruhrgebiets ihr Ende.Viele Bürger sehen darin ein Signal, dass die Gesellschaft Jesu die drittgrößte Metropollandschaft Europas mit rund acht 8 Millionen Bewohnern abgeschrieben hat. Das ist umso bedauerlicher, als das Ruhrbistum selbst um seine Existenz kämpft, obwohl die katholische Kirche bislang die einzige wirklich erkennbare Klammer dieser Landschaft ist. Nicht ohne Stolz hat es sich nach der Gründung des Bistums eingebürgert, den Bischof „Ruhrbischof“ zu nennen. Der Vertrag, den die deutsche Provinz mit der südpolnischen über ein gemeinsames Projekt in Essen vor mehreren Jahren geschlossen hat, war gleichfalls ein deutliches Zeichen, dass die jahrzehntelange Verbindung zu Polen klar im Bewusstsein der Kirche stand und die Einbürgerung und Arbeit von polnischen Landsleuten wesentlich zur Gestaltung der von Kohle und Stahl geprägten Industrieregion beigetragen haben. Es spricht von Ratlosigkeit, wenn viele Gläubige glaubten, von polnischer Seite den Ruf nach einem „neuen Projekt“ heraushören zu können. Vor 25 Jahren erschien ein Artikel „Fünfmal gerufen,viermal vertrieben“,der die wechselvolle Geschichte der Jesuiten in Essen beschrieb. In der Zeit der Gegenreformation rief die Fürstäbtissin sie nach Essen. Die lange Zeit führende Schule im Schatten des heutigen Doms, das Burggymnasium, ging auf ein Jesuitengymnasium zurück. In der Zeit des Kulturkampfes machten Jesuiten ihren Dienst in einer alten Kupferschmiede unter den Arbeitern und bewiesen, dass der Kirche die sozialen Fragen sehr bewusst waren. Die Nationalsozialisten vertrieben die Jesuiten erneut.Nach dem Krieg blühte die schulische Jugendarbeit, brach auch ein Pater Leppich von Essen auf, um auf öffentlichen Plätzen landesweit für Christus zu werben. Wenn die Jesuiten dieses Mal Essen verlassen, geht das wesentlich auf die Schwäche der heutigen deutschen Kirche zurück,die es nicht mehr versteht, hinreichend viele junge Menschen für das Ordensleben und den Dienst in der Kirche zu begeistern. Lange Jahre war das Ruhrgebiet auch eine Region,aus der sich der Ordensnachwuchs rekrutierte. Die Hoffnung, dass die Arbeit der Jesuiten in dieser Landschaft nicht für immer gestorben ist,bleibt. Hans Waldenfels SJ Gnadenbild in der Jesuitenkirche in Essen Foto: Pohl

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