Jesuiten 2012-4

Dezember 2012/4 Jesuiten 23 faches empfindungsfähiges Wesen – eine Katze oder ein Pferd – im Vergleich zum neuesten Handy oder Auto? Und um wie viel großartiger noch der Mensch? Wir hingegen trainieren unsere Kinder vom Vorschulalter an, sich in virtuellen Welten zurechtzufinden, haben aber immer weniger Zeit für eine personale Begegnung mit ihnen. Was ist dann ein spirituelles Leben? Es ist ein Leben, dass immer die tiefere, die intensivere Empfindung sucht. Die Intensität des Fühlens ist nicht nur der Indikator geistlichen Wachstums, es ist der verlässlichste Weg zur Realität. Wer einmal in das Schweigen der Meditation gegangen ist, der kennt die Empfindsamkeit des Spürens, die aus der Achtsamkeit wächst. Vielleicht bot keine Epoche zuvor dem Menschen so viele Möglichkeiten, sich in seelenlose, vordergründige Beinahe-Realitäten zu verlieren. Unser Leben ist oft ein Haschen nach Wind und Luftgespinst (Koh 1,14). Für einen von mir hochgeschätzten Philosophen, Alfred N.Whitehead, ist subjektive Erfahrung die tiefste Realität. Deshalb ist Gott für ihn nicht einfach nur der, der alles weiß, sondern der, der alles erlebt, alles miterlebt. Gott ist gerade darum realer als alles andere. Gott ist nicht virtuell. Gott ist der tiefste Ursprung von allem, was wirklich ist. Deshalb: Gehen Sie den Pfad des tieferen Empfindens, er führt Sie ohne Umwege zu Gott. Godehard Brüntrup SJ

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