Jesuiten 2013-4

Ganz er selbst zu sein, frei zu sein, das ist das große emanzipatorische Thema, das uns allen vertraut ist. Das eben umrissene Menschenbild ist dafür die Grundlage. Denn die Ausrichtung auf den unendlichen Gott macht uns zu freien Wesen. Er allein, und nichts sonst, ist diese uns so prinzipiell entgrenzende Macht. Nur von ihm her wird verständlich, dass wir auf nichts absolut festgelegt sind, uns somit stets eine geistige Distanz zu allem möglich ist, die uns ein freies Urteil ermöglicht. Der Willkür sind wir dadurch nicht überlassen. Denn Willkür bedeutet, sich bewusst oder unbewusst irgendwelchen inneren oder äußeren Einflüssen zu überlassen. Die uns von Gott geschenkte Freiheit stellt uns vielmehr in eine letzte Verantwortung, nämlich genau in die, unsere Freiheit ernst zu nehmen, und zwar unsere Freiheit. Wir können sie nämlich nur gemeinsam realisieren. Der absolute Egoismus ist ein Widerspruch in sich. Sich selbst bejahen heißt immer: andere mitbejahen, und die Selbstachtung impliziert, dass wir von andern fordern dürfen, ihr beizustimmen. Doch können wir diese Forderung ehrlicherweise (d. h. ohne inneren Widerspruch) nur dann erheben, wenn wir die von anderen verlangte Achtung auch ihnen entgegenbringen. Wie sollte man auch Achtung verlangen vor jemandem, den man selbst nicht achtet, also dessen Freiheit man nicht voraussetzt und anerkennt? Josef Schmidt SJ 5 Jesuiten n November 2013 n Glauben Der barmherzige Samariter

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