Jesuiten 2013-4

Jesuiten Glauben 2013/4 ISSN 1613-3889

Das leere Grab Das Titelbild sowie die weiteren Illustrationen zum Schwerpunktthema „Glauben“ sind von Matthew Vecellio. Diese Motive sind Teil der DVD-Reihe „Grundkurs des Glaubens“, an der unter anderen auch die drei Autoren dieser Ausgabe der Jesuiten mitarbeiten: Godehard Brüntrup SJ, Karl Kern SJ und Josef Schmidt SJ. Die DVD-Reihe der Loyola Productions Munich in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Pesch-Haus, Ludwigshafen erscheint 2014. Weitere Informationen unter www.lp-muc.com Ausgabe November/2013 Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Einfach glauben? 4 Mensch sein 6 Schöpfung 8 Freiheit 10 Glaube 12 Liebe 14 Versöhnung und Vergebung 16 Hoffnung 18 Leben und Tod 20 Auferstehung Geistlicher Impuls 22 Ich glaube, indem ich handle Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Personalien 28 Jubilare Medien 28 DVD Rupert Mayer SJ Nachrufe 30 Unsere Verstorbenen 33 Autoren dieser Ausgabe Die besondere Bitte 34 Jesuiten-Flüchtlingsdienst 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden 6 Virtualität aus der Schulperspektive 8 Mailgewitter & Twitterstürme 10 In die Computerzeit hineinleben 11 Erreichbarkeit 2.0: Facebook ohne Ende 14 Online-Exerzitien 16 Pastorale Projekte 17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin 18 Warum ich bei Facebook bin 20 blog.radiovatikan.de 21 Jesuiten in Facebook Geistlicher Impuls 22 Von der Versuchung, virtuell zu leben Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Vorgestellt 29 Gebetsapostolat Nachrufe 2012 30 Unsere Verstorbenen Medien 32 DVD: Die Schrittweisen. Zu Fuß nach Jerusalem 33 Autoren dieser Ausgabe 34 Die besondere Bitte 34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Inhalt Ausgabe 2012/4 2012/4 Titelbild: @ Fotolia „Virtualität ist die Eigenschaft einer Sache, nicht in der Form zu existieren, in der sie zu existieren scheint, aber in ihrem Wesen oder ihrer Wirkung einer in dieser Form existierenden Sache zu gleichen.“ Diese Definition aus „Wikipedia“ auf vielfältige Weise umzusetzen, nahm sich Simon Lochbrunner SJ mit seinen Bildern im Schwerpunktteil dieser Ausgabe vor.

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der Kirche reden wir viel über Organisation und über Rituale, über Ämter und über Geld. Das braucht es durchaus, und am korrekten Umgang mit diesen realen Dingen bewährt sich, ob wir den Glauben leben. Dennoch: Immer wieder müssen wir zurückgehen auf den Glauben selbst. Über ihn zu sprechen, ist nicht leicht. Wir sollten es immer wieder einüben, denn nur ein ins Wort gefasster Glaube regt uns und andere an und wird zum Zeugnis. Papst Franziskus, der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri, macht es uns vor: Mit einfachen Worten spricht er über den Glauben. Man versteht den Papst, wenn er spricht, und weil sein Handeln mit seinem Reden übereinstimmt, hören die Menschen auf ihn, ja sie glauben ihm. Franziskus redet von der Barmherzigkeit, von der Zuwendung zu den Armen, vom Gang an die Grenzen, ja von der Hoffnung und von der Auferstehung. Das sind Themen unserer jesuitischen Berufung, aber viel tiefer noch sind es Themen unseres christlichen Glaubens. Der Schwerpunkt dieser von Johann Spermann SJ verantworteten Ausgabe bringt einige Grundworte des Glaubens zur Sprache: Menschsein; Glaube, Hoffnung und Liebe; Leiden und Tod; Freiheit und Auferstehung. Die Autoren schreiben persönlich, sie wollen bezeugen, was sie empfangen und erfahren haben. Sie wollen anregen, dass Sie, die Lesenden, Ihren eigenen Glauben zur Sprache bringen, ihn verlebendigen und anderen mitteilen. Glaube ist kein abgehobenes Schweben, sondern wird lebendig im Sprechen und Handeln und Vollziehen. Ohne Gott und den Glauben an ihn wüsste ich nicht, worin mein Leben seinen Sinn hat, wohin es gehen und wem ich danken sollte. Für mich ist der Glaube immer wieder – in allen Kämpfen des Alltags – jenes Fundament meines Daseins, das mir Hoffnung gibt und mich führt, das mich stärkt und tröstet und frei macht. Zum wahren Menschsein gehört der Glaube dazu. Wirkliches Menschsein verdankt sich Gott, richtet sich auf Gott hin aus, vollendet sich in Gott. Gott selbst hat uns vorgemacht, wie Menschsein geht, indem er selbst Mensch wurde: im Kind in der Krippe. Was wir an Weihnachten betrachten, ist unser vielleicht tiefstes Glaubensgeheimnis. Wir sollten es wie Gott machen: Mensch sein und immer tiefer – glaubend und hoffend und liebend – Mensch werden. Von Herzen wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedvolles, im Glauben erfülltes Jahr 2014. Stefan Kiechle SJ Provinzial 1 Jesuiten n November 2013 n Glauben

Einfach glauben? Vom (Glaubens-)Mut, Fragen zu stellen Es ist wie beim Optiker, auf der Suche nach dem passenden Glas: Besser oder schlechter? Stärker oder schwächer? Heller oder dunkler? Klarer oder unklarer? Mit den „Augen des Glaubens“ (Pierre Rousselot SJ) können wir Dinge, Ereignisse, Fakten tiefer und anders sehen, anders deuten und anders interpretieren. Niemand ist – heute – zu dieser Einsicht gezwungen. Dahinter steckt indes eine Erfahrung – die Erfahrung derer, die davon Zeugnis geben: Glauben bereichert. Glauben verändert. Glauben motiviert. Glauben riskiert. Glauben eröffnet Perspektiven. Glauben – macht sehend. Glaube muss auskunfts- und anschlussfähig sein. „Rechenschaft“ (griech. apologia) zu geben „von dem Grund der Hoffnung, der uns trägt“ (1 Petr 3,15) gehört dazu. Katechismuswahrheiten zu repetieren, genügt nicht. Wer jedoch nicht nach ihrem Lebens- und Erfahrungsgehalt fragt, wiederholt nur Sätze, die inhaltslos bleiben. Denn es gibt auch einen „Katechismus des Herzens“ (Karl Rahner SJ): der Kanon der Lebensfragen, der oft ganz andere Fragen bereit hält. „Wer glaubt, fragt“ – knapper und präziser formuliert als in diesem Titel von Gabriela Grunden aus der Reihe „Ignatianische Impulse“ (2010) geht es nicht. Glauben bedeutet fragen, nachfragen, in Frage stellen – und sich in Frage stellen lassen. Das ist etwas anderes als die oft unbewusste, weit verbreitete Erwartung, der Glaube möge sämtliche Lebensfragen lösen, über Schlimmes (mühelos) hinweghelfen, in Krankheit, Elend und Katastrophen weiterhelfen. Glauben imprägniert nicht gegen das Leid. Er verschont nicht davor. Glauben ist gerade kein Versicherungsabschluss mit Blankovollmacht für ein gelingendes Leben. Unruhe und Wagnis gehören dazu. Es gibt keinen „beruhigten“ Glauben in der Hängematte des Lebens. Glauben heißt: vordergründige Plausibilitäten befragen. Wieder und wieder, so können wir in der Bibel sehen, hat Gott Menschen herausgefordert, sich ganz auf ihn zu verlassen. Aus grenzenlosem Vertrauen heraus haben sich Lebensgeschichten gewendet. Es gilt, die „Unterscheidung der Geister“ zu lernen, eine „Hierarchie der Wahrheiten“ zu berücksichtigen, wie zuletzt Papst Franziskus in einem langen Gespräch mit Antonio Spadaro SJ betont hat. Viele wollen heute auch wissen: Wie geht das – glauben? Immer schon galt die Unterscheidung zwischen dem Glaubensakt bzw. dem Glaubensvollzug und dem Glaubensinhalt: dem Glauben, mit dem geglaubt wird (lat. fides qua creditur) und dem Glauben, der geglaubt wird (fides quae creditur). 2 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

Kann man „einfach (nur) glauben“, also kindlich einfach, ohne theologische Fachsprache? So einfach ist die Sache nicht. Am Beginn seiner Meditation „Ich glaube an Jesus Christus“ (1967) schreibt Karl Rahner: „Hartes, nüchternes, bohrendes – wenn es sein muss – Fragen ist schon ein Akt der Frömmigkeit, die dem geistig wachen Christen geboten ist.“ Ist es ein Zufall, dass Papst Franziskus seine erste Enzyklika über den Glauben vom 29. Juni 2013 „Lumen fidei“ genannt hat: „Licht des Glaubens“? Es kommt auf eine andere Sehweise an! Glauben sondert nicht ab. Glauben holt in die Welt hinein. Christen mischen mit, setzen sich ein. Denn Glaube kann vom Einsatz, ja vom Kampf für Gerechtigkeit nicht getrennt werden. „Dank seiner Verbindung mit der Liebe … stellt sich das Licht des Glaubens in den konkreten Dienst der Gerechtigkeit, des Rechts und des Friedens“, heißt es in der Enzyklika, die „mit vier Händen“ geschrieben wurde, da Franziskus große Teile von seinem Vorgänger Benedikt XVI. übernommen hat. Und: „Der Glaube entfernt nicht von der Welt und steht dem konkreten Einsatz unserer Zeitgenossen nicht unbeteiligt gegenüber.“ „Warum ich Christ bin“ ist nicht nur ein Buchtitel Karl Rahners. Die Frage lässt nicht los. Wer aufhört (sich) zu fragen, hört auf zu glauben. Apropos: Christlicher Glaube hat einen Namen – Jesus von Nazaret, den wir als den Christus bekennen. Wer sich auf ihn einlässt, bekommt es mit Gott zu tun. Das ist unendlich schwer und doch so leicht, wenn wir’s nur versuchen. Andreas R. Batlogg SJ 3 Jesuiten n November 2013 n Glauben

Gott macht sich im Menschen sichtbar und erfahrbar. Mensch sein Im Schöpfungsbericht der Bibel heißt es: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild“ (Gen 1,27). Wenn das mehr sein will als eine schöne Metapher, was ist eigentlich damit gesagt? Immerhin dies, dass Gott sich im Menschen abbildet. Gott wollte also im Menschen sichtbar werden, in ihm präsent sein. Was kann das bedeuten? Eine andere Stelle aus dem Schöpfungsbericht kann uns da weiterhelfen: „Gott bildete den Menschen aus Lehm und atmete in seine Nase seinen Geist ein“ (Gen 2,7). Gott gibt dem Menschen Anteil an seinem eigenen Leben, seinem Geist. Das sind große Aussagen. Aber kann man sie auch in nichttheologischer Sprache plausibel machen? Ich denke ja. Denn wenn wir den Menschen betrachten, dann sollte uns folgendes zu denken geben: Der Mensch ist nicht einfach in der Welt vorhanden, wie die Dinge und Tiere. Er weiß um seine Existenz und auch um ihre Begrenztheit. Das aber lässt ihn geistig einen Standpunkt außerhalb dieser Grenzen einnehmen. Sonst könnte er dieses Wissen nicht haben. Dies gilt aber dann von jeder Grenze, in die der Mensch sich eingeschlossen denken könnte. Damit ist er ein Wesen, das auf einen unendlichen Horizont ausgerichtet ist. Was kann diesen Horizont letztlich ausfüllen? Nur dasjenige, das die Unendlichkeit selbst ist, das ganz aus sich und bei sich ist, weil es auch innerhalb seiner nicht begrenzt ist wie die Welt um uns herum. Ganz jenseitig ist dieses Unendliche und ist doch nicht einfach getrennt von unserer Welt. Als wahrhaft Unendliches umfasst es uns, ist sogar in uns als unser geistiger Horizont. Wir verdanken uns ihm und haben auch einen Namen für ihn, den einzigen, der durch keinen anderen zu ersetzen ist: Gott. Worauf auch immer der Mensch sich ausrichtet, das prägt ihn und bildet sich in ihm ab. Wenn der Mensch sich nun auf den unendlichen Gott auszurichten vermag, dann bildet der sich in ihm ab. Genauer gesagt: Gott eröffnet dem Menschen die geistige Ausrichtung auf ihn. Er gibt ihm Anteil an seiner eigenen Unendlichkeit und macht ihn so zu seinem Bild, macht sich in ihm sichtbar und erfahrbar. Dies begründet die Würde des Menschen und ist zugleich seine große Aufgabe. Diesem Bild, das er selbst ist, gerecht zu werden, darum muss es dem Menschen gehen. Oder man kann es so sagen: Es muss ihm darum gehen, ganz er selbst zu werden. 4 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

Ganz er selbst zu sein, frei zu sein, das ist das große emanzipatorische Thema, das uns allen vertraut ist. Das eben umrissene Menschenbild ist dafür die Grundlage. Denn die Ausrichtung auf den unendlichen Gott macht uns zu freien Wesen. Er allein, und nichts sonst, ist diese uns so prinzipiell entgrenzende Macht. Nur von ihm her wird verständlich, dass wir auf nichts absolut festgelegt sind, uns somit stets eine geistige Distanz zu allem möglich ist, die uns ein freies Urteil ermöglicht. Der Willkür sind wir dadurch nicht überlassen. Denn Willkür bedeutet, sich bewusst oder unbewusst irgendwelchen inneren oder äußeren Einflüssen zu überlassen. Die uns von Gott geschenkte Freiheit stellt uns vielmehr in eine letzte Verantwortung, nämlich genau in die, unsere Freiheit ernst zu nehmen, und zwar unsere Freiheit. Wir können sie nämlich nur gemeinsam realisieren. Der absolute Egoismus ist ein Widerspruch in sich. Sich selbst bejahen heißt immer: andere mitbejahen, und die Selbstachtung impliziert, dass wir von andern fordern dürfen, ihr beizustimmen. Doch können wir diese Forderung ehrlicherweise (d. h. ohne inneren Widerspruch) nur dann erheben, wenn wir die von anderen verlangte Achtung auch ihnen entgegenbringen. Wie sollte man auch Achtung verlangen vor jemandem, den man selbst nicht achtet, also dessen Freiheit man nicht voraussetzt und anerkennt? Josef Schmidt SJ 5 Jesuiten n November 2013 n Glauben Der barmherzige Samariter

Schöpfung Der biblische Glaube sagt uns, dass die Welt sich einem Schöpfer verdankt. Doch auch ein philosophisches Nachdenken legt uns den Gedanken nahe, dass sie sich nicht völlig aus sich selbst erklärt. In diesem Fall müsste sie nämlich als vollkommene Selbstbeziehung gedacht werden, da sie nur dann letztlich in sich selbst gründen könnte. Aber als eine solche Selbstbeziehung stellt sie sich keineswegs dar. Alles in der Welt ist immer auch außenbestimmt. Es steht zwar in Wechselwirkung miteinander, ist aber keineswegs reiner Selbstbezug, der nur geistig sein könnte. Doch wie soll die Beziehung der Welt zu ihrem geistig schöpferischen Grund gedacht werden? Hat sie ihm gegenüber überhaupt eine Selbstständigkeit, wenn sie doch ganz in ihm gründet? Selbstständigkeit muss ihr freilich zugesprochen werden. Wir erfahren sie, und am deutlichsten durch unsere Freiheit wissen wir um sie. Genau auf diese Frage gibt uns der christliche Glaube Antwort: Gott hat die Welt erschaffen um ihrer selbst willen. Er will sie selbstständig, um mit ihr in Beziehung zu treten und sie zur Gemeinschaft mit sich zu erheben. Doch selbstständig muss die Welt erst werden. Sie muss sich finden, muss ihrer selbst bewusst werden, indem sie sich in ihrer Endlichkeit erkennt und ihre Abhängigkeit von ihrem Schöpfer. Gerade ihre Selbstständigkeit besteht dann darin, diese Abhängigkeit vom Schöpfer zu begreifen und anzunehmen. Das ist das Ziel der Schöpfung. Zu ihm zu gelangen ist sie da. Widerspricht diese gläubige Auffassung von der Welt dem heutigen evolutiven Weltbild der Wissenschaft? Keineswegs, im Gegenteil. Es eignet sich zu einem besseren Begreifen der Schöpfung. Denn wenn die Welt dazu geschaffen ist, dass sie sich als Schöpfung begreift, muss sie dazu auf den Weg gebracht werden. Sie muss sich finden, muss zu sich kommen. Als diesen Prozess erkennen wir die Welt heute deutlicher als in früheren Zeiten, indem wir sie in ihrer Entwicklung verstehen lernen: von den einfachen materiellen Wechselwirkungen zur Komplexität des Lebens und schließlich zum potenzierten, sich selbst begreifenden geistigen Leben. Das evolutive Weltbild ist dem christlichen Glauben durchaus konform. Es sei denn, es wirft sich zu einer letzten Welterklärung auf. Aber das ist dann nicht mehr Naturwissenschaft, sondern Philosophie, und wie wir sehen, hat die Philosophie dazu ein Wort mitzureden. Der Glaube kann die philosophische Erkenntnis noch auf eine höhere Stufe heben. Denn er macht deutlich, wie Selbstständigkeit und Abhängigkeit zusammengehen: Die Welt kann als eigenständig und sich selbst entwickelnd gedacht werden und zugleich in radikaler Abhängigkeit von ihrem göttlichen Schöpfungsgrund. Denn ihre Eigenständigkeit erfüllt sich darin, dass sie sich als Gabe begreift aus einer Hand, die sie freisetzt, und in deren wohlwollender Macht sie geborgen bleibt. Josef Schmidt SJ 6 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben Kosmos

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Der Glaube befreit den Menschen zu sich selbst. Freiheit Freiheit! Das ist ein großes Wort, das so viele einzelne Schicksale, aber auch das Leben der Völker und Gemeinschaften bewegt. Es gibt verschiedene Formen der Freiheit: Einmal die äußere Freiheit, dass mir niemand sagt, was ich zu tun habe, dass ich nicht Sklave äußerer Umstände bin. Aber dann gibt es auch die innere Freiheit. Ein Mensch, der innerlich unfrei ist, ist zerrissen. Wie der Alkoholiker, der in demselben Moment, in dem er das Glas eingießt und zum Munde führt, zu sich sagt: „Trink das nicht, das macht dich fertig, das bringt dich um!“ Aber er kann dieser Einsicht nicht folgen und trinkt das Glas aus. Dieser Mensch ist unfrei, weil er innerlich gespalten ist. Er kann nicht tun, was er wirklich will. Viele Menschen denken sich nun, dass der Glaube an Gott eine weitere Quelle der Unfreiheit sei, dass derjenige, der an Gott glaubt, sich unterjochen ließe. Aber ist das wirklich so? Ersetzen Sie doch das Wort „Gebote“ einmal durch „Angebote“. Die Gebote Gottes sind seine Angebote. Wer sie freiwillig ergreift und freiwillig lebt, der wird eine große innere Freiheit gewinnen. Innere Freiheit, das ist ja auch die Freiheit von allem, was uns zu Getriebenen macht, die Freiheit von allem, was uns zu Sklaven unserer Begierden macht. Um eine solche innere Freiheit geht es im Glauben. Um eine solche innere Freiheit kämpft Jesus, indem er in die Wüste geht und sich dort vor Gottes Angesicht stellt. Die Wüste, das ist der Ort der scharfen Konturen: der blaue Himmel oben, die trockene Luft, unten der Sand. Dorthin geht Jesus, um Klarheit über sich selbst zu finden. Heraus aus der Getriebenheit und den Umtrieben des Alltags. Wir kennen das heute nur zu gut: Gejagt sein von Terminen, Anrufen, E-Mails, Verpflichtungen. Der Glaube lädt mich ein, in eine innere Wüste zu gehen, um Klarheit zu gewinnen über mich selbst. Das Erschreckende ist, dass oft gerade in dem Moment, wo ich auf mich schaue, ich in mir selbst die Kräfte der Getriebenheit entdecke, die mich unfrei machen. Das ungezügelte Verlangen nach Macht, nach Einfluss, nach Geld, nach Schönheit und nach sexueller Selbstbestätigung. Aber dies alles, jedenfalls wenn es eine große Kraft über mich gewinnt, macht mich zu einem Objekt, macht mich zu einem Getriebenen, der sich eigentlich nicht mehr aus sich selbst heraus bestimmt, sondern der dadurch bestimmt wird, was andere über mich denken. Im Grunde lasse ich mich doch wieder von anderen beherrschen, von ihrer Meinung über mich, welchen Status sie mir zugestehen, ob sie mich achten. Es gibt einen Be- 8 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

freiungsschlag, der aus dieser inneren Unfreiheit führt: nämlich, dass wir nur noch einen Herren anerkennen, dass wir nur noch vor einem in die Knie gehen, nämlich unserem Schöpfer und himmlischen Vater. Dann brauchen wir all diesen anderen keinen Götzendienst mehr erweisen: dem Geld, dem Einfluss der Macht. Deshalb befreit der Glaube den Menschen von der Macht dieser inneren Bewegungen und Antriebe, die ihn eigentlich zu dem machen, was er nicht sein will, was er seinem innersten Wesen nach nicht ist. Der Gaube befreit zu sich selbst, so dass ich mich selbst bestimmen kann und nicht nach dem Bilde anderer leben muss. Indem wir nur vor Gott in die Knie gehen, lassen wir uns von niemand sonst mehr versklaven, nicht einmal von den eigenen Wünschen, die unser Herz nur in rastlose Unruhe versetzen. Gott eröffnet noch auf eine andere Weise Freiheit. Die Vergangenheit steht fest. Niemand hat eine freie Entscheidung darüber, was in der Vergangenheit geschehen ist. Wir können es nicht mehr ändern. Auch die Gegenwart ist das, was sie ist. Sie ist eigentlich schon so gut wie vergangen. Nur die Zukunft können wir ändern. Die Zukunft ist das größte Freiheitsgeschenk, denn sie ist offen dafür, dass ich sie gestalte. Gott ist es, der uns immer eine Zukunft eröffnet, selbst im Moment des Todes. Deshalb ist er der größte Garant von Freiheit. Godehard Brüntrup SJ 9 Jesuiten n November 2013 n Glauben Die Versuchung Jesu

Das Vertrauen ist der Lebensraum des Menschen. Glaube Das meiste, wovon wir sagen, dass wir es ganz sicher wissen, glauben wir nur: so etwa, dass England eine Insel ist. Wir müssen sie nicht umsegelt haben. So geht es uns mit fast allem Wissen über die Welt. Dass dieses Wissen im Prinzip überprüfbar ist, glauben wir auch. Wir könnten ohne derartigen Glauben gar nicht leben, könnten keinen Schritt vor die Tür setzen. Wir sind also angewiesen auf eine Verlässlichkeit, die wir von uns aus nicht vollkommen sichern kön- nen. Unser Glaube besteht also nicht nur aus Wahrscheinlichkeitsaussagen, deren Verifizierung uns gleichgültig lassen kann. Vielmehr erschließt uns der Glaube nichts weniger als den Boden unter den Schritten unseres Lebens. Dazu gehört auch das Vertrauen auf Menschen. Wenn ich fliege, vertraue ich nicht nur auf neutrale technische Vorgänge, sondern auch auf die Menschen, die für deren Funktionieren verantwortlich sind. Besonders lebenswichtig ist dieses Vertrauen in den persönlichen Beziehungen. Wenn mir jemand etwas verspricht, kommt es darauf an, ob ich ihm glaube. Wenn ich das tue, ist das jedoch keine bloße Hypothese mehr. Wenn etwa der Mann zu seiner Frau sagt: „Ich habe mir die Hypothese gebildet, dass du mir treu bist“, wird ihn seine Frau wohl kaum beglückwünschen zum Niveau seiner Rationalität, sondern eher an Scheidung denken. Gegenseitiges Vertrauen erschließt nicht hypothetisch eine schon vorhandene Realität, sondern schafft eine neue. Misstrauen bringt sie dagegen zum Verschwinden. Deshalb wird dem Menschen bei zerstörtem Vertrauen buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen. Ohne solches Vertrauen könnte der Mensch nicht existieren. Es ist der Lebensraum, in dem er aufwächst. Er erfährt ihn zunächst als symbiotische Einheit mit der Mutter und dieses gemeinsame Leben wird mit der Entwicklung seines Ich zum bewussten Vertrauen auf die bergende Macht seiner Umwelt. Mit der Zeit wird ihm die Begrenztheit dieser Macht deutlich werden. Er weiß sich dann in einen ihn und seine Umgebung übergreifenden, letztlich unbegrenzten Lebenszusammenhang eingebettet als den eigentlichen Boden seiner Existenz. Kann er auf ihn bauen, wie er als Kind auf seine Eltern baute? Die Antwort des christlichen Glaubens ist die: Ja du kannst es! Denn aus der Unendlichkeit, aus der du dich zu begreifen gelernt hast, ist dir ein Ja zugesprochen, ein Ja, dem du deine Existenz verdankst und das dir letzte Sicherheit gibt. Es schenkt dir den Lebensmut, den du brauchst ge- 10 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

gen alle Enttäuschungen, und es sichert deinen Selbstwert gegen alle Infragestellungen durch andere und durch dich selbst. Diese Zusage zu vernehmen und sich auf sie einzulassen, ist kein Infantilismus. Vielmehr sollte die Erinnerung an unsere Kindheit uns ein schon früh gegebenes Versprechen erkennen lassen, auf das in einem bewussten Schritt des Glaubens zu vertrauen wir als erwachsene Menschen eingeladen sind. Die christliche Botschaft sagt noch mehr: Es geht darum, demjenigen Versprechen zu glauben, das Gott uns durch einen Menschen gegeben hat, der so radikal auf ihn vertraute, dass er in ihm ganz erscheinen, ganz „da“ sein konnte. Von Jesus heißt es: „Er ist der Urheber und Vollender des Glaubens“ (Hebr. 12, 2). An Jesus Christus glauben heißt somit: daran glauben, dass Gott den Weg des Glaubens und Vertrauens mit uns gegangen ist – und ihn auch weiterhin mit uns geht, denn „durch den Glauben wohnt Christus in unseren Herzen“ (Eph 3,17), und er wohnt darin als der Geist Gottes, den er uns als seine bleibende Anwesenheit verheißen hat (Joh 14,16-18). Wie sollten wir auch von uns aus die Brücke zu Gott schlagen können? Er selbst hat sie für uns geschlagen. Mit seinem schöpferischen Ja zu uns hat er sich auf unsere Seite gestellt. Er lebt und denkt gleichsam von uns her. Darin besteht unser Leben mit ihm. Diesem Leben sich zu überlassen, sich von ihm tragen zu lassen, das ist unser Glaube. Josef Schmidt SJ 11 Jesuiten n November 2013 n Glauben Die Jünger von Emmaus

12 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben Liebe Als Jesus nach dem größten Gebot gefragt wird, antwortet er mit zwei Zitaten aus dem Alten Testament, die er zu einem Doppelgebot zusammenfügt: „Das erste ist: Höre Israel, der Herr unser Gott ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und deiner ganzen Kraft (Dtn 6,4f). Das zweite ist: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden (Lev 19,18)“ (Mk 12,29ff; vgl. Mt 22,36ff; Lk 10,25ff). Bei Matthäus fügt Jesus hinzu: „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“. Jesus fasst hier eigentlich nur die zehn Gebote vom Sinai (Ex 20) präzis zusammen, indem er deren erste Tafel mit den drei auf Gott bezogenen Geboten in das erste, ihre zweite Tafel mit den mitmenschlichen Geboten in das zweite Gebot vereint. Man kann Jesu ganze Botschaft allein von diesem Doppelgebot her verstehen. Er verkündet „die Herrschaft Gottes“ (Mk 1,15), d. h. den einen Gott, neben dem es keinen anderen gibt. Aber er verkündet dessen „Nahekommen“: Dieser alleinig mächtige Schöpfergott wendet sich uns Menschen zu, es geht ihm um uns, wir liegen ihm am Herzen. Dieser Zuwendung zu uns sollen wir uns bewusst werden. Sie ist ohne Bedingungen. Für uns kommt es darauf an, uns dieser Zuwendung zu öffnen, wie das Gleichnis vom gütigen Vater zeigt (Lk 15,11ff). Diese Öffnung kann aber nur bedeuten, dass wir uns über diese Zuwendung freuen, ihr dankbar zustimmen und selbst in sie einstimmen. Damit bezeugen wir, dass die frohe Botschaft, die Jesus uns verkündet hat, bei uns angekommen ist. Diese Einstimmung in die väterliche Liebe Gottes soll dann auch unser Verhältnis zu unseren Nächsten bestimmen, sogar bis hin zur Liebe zu den Feinden. „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist“ (Lk 11,36). So wird auch verständlich, dass die Maria Magdalena

13 Liebe zum Nächsten nicht zu trennen ist von der Liebe zu sich selbst. Denn die Liebe Gottes zu mir kann ich nur begreifen als die Liebe, die „uns“ gilt, und so ist die von mir erwartete Selbstlosigkeit in der Zuwendung zum Nächsten nur eine Konsequenz meiner Dankbarkeit für die Zuwendung Gottes, die „auch“ mir gilt. Von daher verstehen wir auch, warum die Liebe ein Gebot sein kann. Denn wäre sie nur ein spontanes Gefühl, das ich habe oder nicht habe, kann sie mir nicht geboten werden. Aber im Glauben an die unendliche Liebe Gottes, die sich mir öffnet, meinem Herzen und meinem Denken, wird sie mir wie von allein zur Pflicht. Wie ich mich selbst aus dieser Liebe entgegennehmen darf und soll, so darf und soll ich auch meinen Mitmenschen entgegennehmen, der mir aus ihren Händen gegeben und anvertraut wird. Um dieser wunderbaren Botschaft zuzustimmen, ist kein blinder Glaube nötig. Sie anzuschauen genügt, uns zu überzeugen, dass sie unserer tiefsten Sehnsucht entspricht und dass es nichts Menschlicheres gibt als sie. Josef Schmidt SJ Jesuiten n November 2013 n Glauben

Der Weg der Versöhnung ist der Königsweg zum Heil. Versöhnung „Lasst euch mit Gott versöhnen.“ Diese Bitte an alle Menschen heranzutragen, ist christlicher Grundauftrag (2 Kor 5,20). Christen sollten das selbst vorleben. Wie geht das? Indem ich „Ja“ sage zu mir selbst, „Ja“ zu meinen Mitmenschen und „Ja“ zu Gott. Aus dem Glauben an Gott kommt die Kraft der Bejahung, erwächst Versöhnungsbereitschaft. Der Gott Jesu Christi ist einer, der zu allem Geschaffenen in seinem Sohn das große „Ja“ gesprochen hat (2 Kor 1,19). Für diesen Abba der einladenden, offenen Arme ist Jesus eingetreten. Mit dieser Gottesvision wollte er alle in Israel sammeln. Das ist nicht gelungen. Er selbst wurde zum Außenseiter. Er provozierte Gegenkräfte und lieferte sich der blinden Unversöhntheit aus. Seine offenwehrlose Haltung am Kreuz zeigt es. Doch er blieb sich selbst und seinem Gott treu bis zum bitteren Sterben. Einmal hatte er den ungeheuren Satz gesagt: „Alle Sünden und alle Lästerungen – werden vergeben.“ (Mk 3,28) Jesus spricht hier von den Verfehlungen, die Menschen einander antun, und von den Verfehlungen gegenüber Gott. Eine solch grenzenlose Vergebungsbereitschaft ist unglaublich – aber wahr. Jesus ging für diese Vision in den Tod und wurde in der Auferstehung von Gott bestätigt. Für uns Christen ist Jesus von Nazareth der Gottmensch. An seiner Lebensart sehen wir, wie Gott wirklich ist. Jesus, die Ikone Gottes, lässt sich mit Sündern ein, wie den Zöllnern. Er isst mit ihnen, pflegt Gemeinschaft, und das ärgert die Frommen. Wie kann einer sich mit denen gemein machen? Um sich zu rechtfertigen, erzählt er die Geschichte vom Barmherzigen Vater (Lk 15,1f.11-32). Die beiden Söhne verkörpern zwei Menschentypen. Der Jüngere will das Leben in vollen Zügen genießen. Er geht weg aus der Enge des Vaterhauses. Mit der vorzeitigen Auszahlung sagt er: „Alter, du bist für mich wie tot“, denn das Erbe kriegt man erst nach dem Ableben des Vaters. Der ältere Bruder ist genauso befangen. Er sitzt in einem Käfig aus Pflicht und Korrektheit. Das lebendige Mitgefühl ist verkümmert. Der Vater, ganz anders: Der Jüngere kommt zurück, und er rennt ihm entgegen, umarmt ihn, macht keinerlei Vorwürfe. Er setzt ihn völlig unerwartet in seine alte Würde ein. Das ist mehr als Versöhnung. Der Vater feiert ein Fest für und mit dem Verlorenen, was der Ältere nicht akzeptieren kann. 14 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

Im Grunde verstehen beide Söhne nicht, was sie an ihrem Vater haben. Der Jüngere sagt: Mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Ich gehöre nicht mehr zur Familie, weil ich Recht und Ordnung verletzt habe. Der Vater sieht das völlig anders. Er bekundet: Es gibt einen Neuanfang. Ich bereite dir ein Fest aus Freude, weil du wieder da und mit mir verbunden bist. Der Ältere grollt, er kommt aus seinen eingefahrenen Mustern nicht heraus: Hier ist gut, da schlecht, und ich gehöre zu den Guten. Der Schuldige muss gefälligst büßen. Der Vater bittet: Komm doch rein zum Fest. Jesus appelliert mit dieser Geschichte an die verhärteten Frommen. Seine Geschichte endet offen. Sie ist ein Appell – bis heute: Wer an den Gott Jesu Christi glaubt, der soll sich mit anderen versöhnen und das große „Ja“ zu allem Geschaffenen leben. Klar, Unrecht bleibt Unrecht. Das muss benannt, notfalls bekämpft und durchlitten werden. In all dem bleibt jedoch die Hand der Versöhnung ausgestreckt. Das lebt Jesus vor bis zum Kreuz, bis zur Bitte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Er bittet uns: Richtet euch aus an meinem Abba. Lasst euch mit ihm versöhnen. Ihr werdet merken: Der Weg der Versöhnung ist der Königsweg zum Heil. Das ist auf dieser heillosen Erde nie leicht und einfach, doch das Wagnis der Versöhnung lohnt sich. Ihr werdet erfahren: Gott ist grenzenlose Güte, Barmherzigkeit, und am Ende, beim Fest der Versöhnung, wird er alles in allem sein. Bittet täglich: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Aus dieser Grundhaltung könnt ihr jetzt schon mit dem ewigen Freudenfest beginnen. Karl Kern SJ 15 Jesuiten n November 2013 n Glauben Der verlorene Sohn

Hoffnung Wir Menschen leben nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft. Ohne zu planen, etwas zu erwarten, Kommendes im Geist vorwegzunehmen, könnten wir nicht existieren. Doch die Zukunft haben wir nie voll im Griff. Dennoch stellen wir uns ständig auf ihren Boden, auf einen Boden, der (noch?) gar nicht da ist. Darauf sich zu stellen im Vertrauen, dass er trägt, ist Hoffnung. Neben den vielen Hoffnungen, kleinen und großen, die uns im Alltag beschäftigen, stellt sich uns Menschen eine viel grundsätzlichere Frage nach der Hoffnung. Sie entsteht mit dem Blick auf unser Leben als Ganzes. Wir können dieser Frage nicht ausweichen, denn unser geistiger Horizont ist nicht begrenzt. Wollten wir uns dies dennoch einreden, kämen wir in einen Widerspruch mit uns selbst, denn mit dem Begreifen unserer Grenzen hätten wir sie schon überschritten. Wenn es aber so ist, dass wir das Ganze unseres Lebens nie auf ein begrenztes Vorhandenes allein stützen können und dass unser sich in alle Richtungen und auch in die Zukunft ausweitender Blick nach einem dementsprechenden Standort für uns sucht, dann wird uns nur unser geistiger Horizont selbst das Gesuchte vor Augen bringen können: Es ist allein die umfassende Macht Gottes, die uns letztlich Boden unter die Füße geben kann. Nur auf die Macht, die uns hervorgebracht hat, können wir letztlich bauen. Wenn sie uns erschaffen hat, sind wir ihr wohl auch nicht gleichgültig. Den Händen, aus denen wir uns gegeben wurden, dürfen wir uns auch anvertrauen. Die schöpferische Macht unseres Ursprungs ist auch die Macht unserer Zukunft. Durch diese Macht sind wir über alles Begrenzte und Vorhandene erhoben und sind frei. Nicht mehr „Sklaven“ sind wir dann oder „den Weltelementen unterworfen“ (Gal 4,3). Die wahre Freiheit kommt nämlich nicht aus eigenmächtiger Erhebung, in der nur verdeckte Abhängigkeiten ihr Spiel treiben, sondern aus dem fordernden und einladenden Anspruch der Zukunft. Er begründet unsere Freiheit und weist ihr den Weg. Sich auf diese schöpferische Zukunft einzulassen und von ihr her zu leben, das ist Glaube und zugleich Hoffnung. Denn: „Glaube ist das (schon) Bestehen des Erhofften, das Bewiesensein dessen, was man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Aber ist Zukunft nicht gerade ein Nochnicht-Bestehen? Es gibt nur eine Wirklichkeit, die zugleich das „Noch-Nicht“ und das „Immer-Schon“ ist: Gott. Er ist der eine feste Boden, der immer schon da ist, und zugleich die offene, uns entgegenkommende Zukunft. Bei Paulus mündet alles in die Worte des Gebetes: „Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, auf dass ihr überreich seid an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes“ (Röm 15,13). Josef Schmidt SJ 16 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

Jesuiten n November 2013 n Glauben 17 Der blinde Bartimäus

Leiden und Tod haben nicht das letzte Wort. Leiden und Tod Das Leiden und der Tod stellen die größten und bedrängendsten Anfragen an den christlichen Glauben dar. Wie kann ein gütiger Gott eine solche Welt erschaffen, in der Leiden, Kampf, Verletzung, Qual, Niedergang, Verfall und Tod natürlich und allgegenwärtig sind? „Wie kann man nach Auschwitz noch beten?“ Eine Antwort lautet: „Weil Menschen in Auschwitz gebetet haben.“ In den tiefsten Abgründen menschlicher Existenz hallt immer noch ein Ruf nach Gott. Die Existenz des Leidens zerstört dem menschlichen Herz also nicht die Hoffnung auf göttliche Nähe und Trost. Selbst Hiob, der so viel erdulden musste, bleibt Gott treu. Die Hoffnung, dass Tod und Leiden nicht das allerletzte Wort haben, ist ein Fundament religiöser Existenz. In dem Film „Adams Äpfel“ (2005) schlägt der Wind dem Neonazi Adam immer wieder die Bibel auf den Seiten des Buches Hiob auf. Und das will sagen: Ihr Gewalttäter seid nicht die Herren der Geschichte, der geschundene Mensch erfährt letztlich Gerechtigkeit, weil der gerechte und gütige Gott ihn nicht fallen lässt, auch wenn es manchmal im Leben genauso aussieht, als wäre Gott vollkommen abwesend. So ist das Leiden an Übel und Bösem einerseits die größte Anfrage an Gott, aber Gott ist auch die größte Antwort auf die Frage des Leidenden. Nur Gott allein hat die Kraft, dem Schrei der gequälten Kreatur einen Hoffnungsschimmer entgegenzusetzen, dessen Licht sogar den Tod verglühen lässt. Und wäre es einem gütigen Gott überhaupt möglich, eine endliche Welt zu schaffen, in der es kein Leiden gibt? Auch ein allmächtiger Gott kann keine zeitliche, materielle Welt schaffen, in der die ständige Veränderung nicht auch Leiden hervorruft. Man muss nicht gleich unsere Welt für die beste aller möglichen Welten halten, aber manches Leiden ergibt sich sozusagen aus der Natur der Endlichkeit, es ist unvermeidlich. Auch das moralisch Böse ist nicht unmittelbar durch Gott zu verantworten. Es stammt aus den freien Entscheidungen der Geschöpfe. Wären wir unfreie, von Gott manipulierte Marionetten, dann könnte er böse Taten wirksam verhindern. Wenn er aber wirkliche Freiheit will, dann muss er in Kauf nehmen, dass Menschen sich immer wieder für das Böse entscheiden. Diesen Gedanken kann man auf die ganze Schöpfung ausdehnen. Warum gibt es in der 13 Milliarden Jahre währenden Geschichte des Kosmos eine Evolution des Lebens auf unserem Planeten von mehr als 18 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

3 Milliarden Jahren? Das ist ein mühsames Werden und Vergehen. Arten entstehen und verschwinden wieder, jedes einzelne Wesen muss um die Existenz kämpfen und scheitert oft kläglich. Aber: Wenn Gott einen „freien“ Kosmos will, der sich, mit eigenen schöpferischen Kräften ausgestattet, vom Urknall her selbst entwickelt, dann ist dieser lange Weg des mühsamen Suchens vermutlich die einzige Möglichkeit. Alles andere wäre wieder göttliches Marionettentheater. Auch der einzelne Mensch entwickelt sich, reift und wächst am Leiden. Hand aufs Herz: Wenn Sie aus Ihrem gesamten Leben die leidvollen und schmerzhaften Erfahrungen streichen würden, was für ein Mensch wären sie dann? Vielleicht äußerlich erfolgreich, aber dennoch innerlich flach und farblos? Wären Sie dann zu wirklicher Liebe und zu Mitleid fähig? Im Leben der Heiligen erfahren wir oft, dass es vernichtende Schicksalsschläge waren, die ihnen verhalfen, ihre wahre Berufung zu entdecken und dadurch viel Gutes zu bewirken. Wäre der Hl. Ignatius ohne seine schwere Kriegsverletzung nicht ein langweiliger, eingebildeter Ritter geblieben? Sogar wenn das Leid zum Tode führt, kann daraus Gutes erwachsen. Wie vielen Menschen ist das Sterben von Sophie Scholl oder Maximilian Kolbe bis heute eine Quelle der Hoffnung, der Stärkung und der Zuversicht? Es gibt also keine glasklare theoretische Antwort auf die Frage nach Leiden und Tod. Aber die Fülle der menschlichen Erfahrung deutet an, dass irdisches Leiden und göttliche Liebe kein letzter Widerspruch sind. Godehard Brüntrup SJ 19 Jesuiten n November 2013 n Glauben Heilung des Gelähmten

Auferstehung Der Tod Jesu war für seine Leute ein Schock: Träume zerplatzt, Katastrophe pur. Die Jünger machten sich aus dem Staub. Einige Frauen aus Galiläa hatten beim Kreuz ausgeharrt und gesehen, wie der mutige Joseph von Arimathäa den Gekreuzigten in einem Felsengrab beisetzte. Es musste alles sehr eilig gehen. Die Frauen besorgen von sich aus Duftkräuter und Öle. Sie wollen nach dem Sabbat dem verehrten Rabbi wenigstens den letzten Freundschaftsdienst erweisen und seinen Leichnam salben. In aller Frühe kommen sie zum Grab. Dort treffen sie auf zwei Männer in blitzenden Gewändern. Die fragen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,1-11) Dann der Hinweis: „Erinnert euch!“ Die Frauen erinnern sich an jenen Jesus, der vom Gott des Lebens gesprochen und erzählt hatte, der von diesem Gott gepackt war, der seinen lieben Abba den Menschen nahe gebracht, sie aufgerichtet und geheilt hat; der Menschen zu lebendigen Festmählern um sich versammelt hatte. Als gute Jüdinnen haben sie in sich ein Tiefenwissen, nämlich, dass das Geheimnis der Erlösung in der Erinnerung liegt, darin, dass uralte BefreiSchwerpunkt 20 Die Frauen am Grab

21 ungserfahrungen, ins Innere aufgenommen, Gegenwart werden. Die Erinnerung an den lebenden Jesus blitzt in ihnen auf – mit solcher Wucht und Überzeugungskraft, dass sie nur noch sagen und künden können: Er lebt wirklich. Die Jünger halten das für Frauengeschwätz: Die tiefe Enttäuschung trübt alles ein. Deshalb mischt sich der Auferstandene zwischen zwei, die schleppenden Schrittes von Jerusalem weggehen (Lk 24,13-35). Er erklärt die Schrift. Da steht doch: Der Messias muss leiden, doch Gott wird ihn retten. Die Blindheit ihrer Herzen bleibt. Erst als er mit ihnen Mahl hält, das Brot bricht, blitzt es bei ihnen auf: Er ist wirklich da. In der Geste des Brotbrechens gibt er sich selbst wie beim Abschiedsmahl. Er verbindet uns neu zu einer Gemeinschaft im Mahl. Wir haben ihn nicht mehr greifbar, er entschwindet uns, aber er lebt! Beschwingten Schrittes gehen sie zurück und erzählen es den andern. Als er selbst erscheint, zum zweiten Mal, halten sie ihn für ein Gespenst (Lk 24,3649). Die Auferstehungsbotschaft geht nicht ohne weiteres ins Herz. Sie ist eine Provokation. Der Mensch kann sie nicht begreifen. Unser Wissen endet an den Grenzen dieser Welt. Das wahre Lebenswissen, die lebendige Erinnerung, kann nur Gott geben. Es ist ein Wissen, das Enttäuschte aufrichtet, Verängstigte zum Leben weckt und Vereinzelte zusammenführt. Der Auferstandene selbst muss dieses Wissen schenken. Die Jüngerinnen und Jünger sind bis zuletzt unverständig. Erst nach der Himmelfahrt an Pfingsten werden sie vom Geist gepackt und erleuchtet. Sie treten heraus aus der Angst, sie künden vor aller Welt: Er, den ihr gekreuzigt habt, ist auferstanden! Es war ein langer Weg mit ihm, erst so beglückend und hoffnungsvoll, um dann im Graben der Enttäuschung zu landen und langsam herausgeführt zu werden. Die Erinnerung an den Lebenden, die Gemeinschaft des Mahles – mit ihm und untereinander – haben uns die Augen geöffnet und wir sagen: Er lebt – mitten unter uns. Sie lassen sich mitnehmen. Sie sind Ergriffene. Sie trauen dem Leben. Sie tragen die Botschaft weiter. Sie bezeugen das neue, von oben geschenkte Leben. Nur so glückt Glaube an die Auferstehung. Den distanzierten Beobachter trifft die Botschaft nie ins Herz, sondern nur, wenn ich mich im Auf und Ab meines Lebens immer wieder öffne für Jesus, mich an ihn erinnere, mich vertiefe in sein Leben und sein Sterben. Das Leben Jesu meditieren, einsteigen in seine Lebensbahn, dem Leben und der Liebe trauen trotz allem – das lässt einen Glauben wachsen, der auch heute überzeugt: Glaube an unzerstörbares Leben, an Auferstehung, die mitten im Leben erfahrbar wird. Denn einer ist vorausgegangen und hat eine Leuchtspur gelegt. Wir können dieser Spur folgen. Nachfolge leben heißt: Auferstehung erfahren. Jesus als den Lebenden erkennen heißt, die besten Kräfte in sich wecken lassen und sie ins Leben bringen. Karl Kern SJ Jesuiten n November 2013 n Glauben

Ich glaube, indem ich handle In einer unterfränkischen Stadt war ich zu einem Vortrag eingeladen, der den Titel trug: „Der Finanzkapitalismus unter dem Anspruch der Gerechtigkeit und Solidarität“. Ich hatte über die Ursachen der Bankenkrise referiert, wie sie in eine Krise der Verschuldung von Staaten der Eurozone umgedeutet wird, und darüber, dass eine Währungsunion nur funktioniert, wenn die leistungsstarken Länder für die leistungsschwachen Länder solidarisch einstehen. Am Ende fragte mich eine junge Frau, was dies alles mit Jesus und seiner Botschaft zu tun habe. Eine solche Frage traf mich ziemlich unvorbereitet. Ein wenig stotternd habe ich nach einer Antwort gesucht. Besteht der christliche Glaube in einem Bündel exotischer Sätze, die wir aufsagen, wenn uns Fremde danach fragen? Ich finde, dass Glaube zuerst Handeln ist. Denn auch unsere Einsichten gewinnen wir durch die gemeinsame Praxis. Folglich sind die Orte unseres Glaubens nicht so genannte Gotteshäuser als Kulträume, sondern die alltäglichen Lebenswelten, in der Familie, im Betrieb oder Büro oder beim Fußballspiel. Glaubensgeschichten sind dann Liebesgeschichten, wie sie in der Bibel beschrieben werden: Abraham und Sarah, Isaak und Rebekka, Jakob und Rahel, David und Batseba, Zacharias und Elisabeth, Josef und Maria. Oder es sind Erzählungen, die vom Einsatz für Gerechtigkeit berichten. Wenn unser Glaube sich nicht beispielsweise in der Hinwendung zum notleidenden Menschen oder in der Friedensarbeit verkörpert, dann ist er wohl überhaupt nicht vorhanden. Und was ist der Bezugspunkt unseres Glaubens? Wohl nicht eine konfessionell abgegrenzte Kirche, in der wir getauft und gefirmt wurden, oder in der wir uns trauen. Die war nicht der Inhalt der Botschaft Jesu, sondern die Gottesherrschaft, dass Gott selbst sich schöpferisch und heilsam auf alle Menschen hin bewegt. Gottes Ankommen haben die Menschen wahrgenommen, indem er Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige rein werden ließ und auf die Seite der Armen wechselte. Bereits während der babylonischen Gefangenschaft hatte Gott dem Volk Israel eine umwälzende Glaubensschule erschlossen. Die stützenden Pfeiler des herkömmlichen Glaubens waren eingerissen – nämlich ein militärisch erfolgreicher König, eine blühende Heimat und der geheiligte Tempel in Jerusalem. Die Lieder, die sie gesungen hatten, waren verstummt, ihre Harfen hingen an den Weiden in der Fremde. Jahwe schien versagt zu haben angesichts der überlegenen Besatzungsmacht. In dieser bedrückenden Epoche traten Propheten auf, die das Volk aufrichteten: Gott ist euch nahe, mitten unter und in euch. In eurem persönlichen Handeln strahlt der Glanz göttlicher Barmherzigkeit auf. Glauben im Exil heißt: Gottes Gebote halten und den Sabbat befolgen, barmherzig sein gegenüber den Schwes- 22 Jesuiten n November 2013 n Glauben Geistlicher Impuls

23 tern und Brüdern, den Armen Recht verschaffen. Darin äußert sich der Glaube an Gott. Die Propheten wurden damit zu Boten einer Hoffnung, dass jenes frühere Bekenntnis: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit hat, überboten wird durch ein neues Bekenntnis: Ich bin der Herr, dein Gott, der das verstreute Volk aus allen Ländern sammelt und heimführt. Nicht wenige Christen empfinden sich in einer Art kirchlichen Exils, da die herkömmlichen Stützpfeiler der Organisation, der Vorschriften und Sprachspiele brüchig geworden sind. Trauen wir uns eine Schule der Glaubenspraxis zu, der sich Israel unterzogen hat und die Jesus uns anbietet? Dann könnten wir uns der Körperschaftsform der Großkirchen entkleiden, auf eine Kirchenfinanzierung, die vom Staat und den Arbeitgebern unterstützt wird, verzichten, ein Sonderarbeitsrecht aufgeben und entleerte Kultstätten den Muslimen überlassen. Christen, die auf die Seite der Armen wechseln und die Glaubensgemeinschaft weg von einer Zentralverwaltung dorthin verorten, wo zwei oder drei im Namen Jesu beisammen sind, könnten sich als ansteckende Zeugen eines guten und gerechten Gottes erweisen. Solche Christen würden entfesselte Finanzmärkte, welche den gesellschaftlichen und staatlichen Zusammenhalt bedrohen, nicht sich selbst überlassen. Friedhelm Hengsbach SJ © zettberlin/photocase.com

Priesterweihe in Mannheim: Erzbischof Dr. Robert Zollitsch mit (v.l.n.r.) Claus Recktenwald, Björn Mrosko, Christian Modemann und Julian Halbeisen. Nachrichten Neues aus dem Jesuitenorden Priesterweihe Mannheim Am 28. September wurden in der Jesuitenkirche in Mannheim Julian Halbeisen, Christian Modemann, Björn Mrosko und Claus Recktenwald von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zu Priestern geweiht. Eine ausführliche Vorstellung war in der Ausgabe 03-2013 der JESUITEN zu lesen. Die Neupriester setzen ihren Weg im Orden nun an unterschiedlichen Einsatzstellen fort: Julian Halbeisen in St. Korbinian und beim JRS in München, Christian Modemann in Bonn – Bad Godesberg, Björn Mrosko in der Jugendarbeit in Hamburg, Claus Recktenwald in St. Ignatius in Frankfurt. Erste Gelübde Fünf junge Jesuiten aus Deutschland und der Schweiz haben am 8. September in der Nürnberger Kirche St. Klara zum Abschluss des zweijährigen Noviziats ihre Ersten Gelübde abgelegt und damit ihren Eintritt in den Orden vollzogen. Sie setzen nun ihre Ausbildung mit unterschiedlichen Schwerpunkten fort: einer, der bereits Priester ist, an der Kirche St. Michael in München, zwei in der Jugendseelsorge in Hamburg bzw. im Kolleg St. Blasien im Schwarzwald, einer in der Studentenseelsorge in Leipzig, und einer im Studium der Philosophie und Theologie in Paris. © SJ-Bild / Stübner 24 Jesuiten n November 2013 n Glauben

Novizen und Patres im Rupert-Mayer-Haus in Nürnberg im September 2013 Noviziat der Jesuiten: Guter Nachwuchs in internationaler Gemeinschaft Am 15. September sind sieben Novizen in das Noviziat der deutschsprachigen Provinzen in Nürnberg eingetreten: vier für die Deutsche Provinz der Jesuiten, davon einer aus Finnland, zwei für die Schweizer und einer für die Österreichische Provinz. Das zweijährige Noviziat ist die Vorbereitungszeit für den Eintritt in den Orden. Zusammen mit den im vergangenen Jahr eingetretenen Novizen bereiten sich derzeit 12 Novizen auf die Gelübde vor. „Die Internationalität unserer Noviziatsgemeinschaft ist weiter gewachsen. Die Novizen kommen aus fünf verschiedenen Ländern (Deutschland, Finnland, Österreich, Schweden, Schweiz) mit vier verschiedenen Sprachen. Diese Buntheit ist ein Gewinn für jeden in der Gemeinschaft“, so der Novizenmeister der deutschsprachigen Jesuiten, Pater Josef Maureder. Die neuen Novizen kommen mit ganz unterschiedlichem Alter und bereits absolvierten Ausbildungen. Der jüngste Novize ist 23, der älteste 37. Der Altersdurchschnitt liegt bei 28. Pater Maureder: „Der neue Noviziatsjahrgang bringt sehr vielfältige Begabungen mit und ist im Altersdurchschnitt jünger als die letzten beiden Jahrgänge. Beides sehe ich als einen Vorteil für den Prozess im Noviziat. Dennoch hängt die Bereitschaft der Novizen, ihren bisherigen Lebensstil loszulassen, von anderen Faktoren als Alter oder Ausbildung ab: Der Weg des werdenden Jesuiten ist eine Sache des Herzens, das von Gott ergriffen wurde“, betont Pater Maureder. 25 Jesuiten n November 2013 n Glauben © SJ-Bild

Wiedereröffnung Kleiner Michel Nach einjähriger Umbauzeit ist am 1. September der so genannte „Kleine Michel“ in Hamburg wieder eröffnet und von Erzbischof Dr. Werner Thissen in einem Pontifikalamt neu geweiht worden. Seit acht Jahren tragen die Jesuiten die Verantwortung für die Seelsorge an „St. Ansgar und St. Bernhard“, wie die Kirche eigentlich offiziell heißt. Gut 700 Christen feierten in einer zweieinhalbstündigen Liturgie einen bunten, international geprägten Gottesdienst. Seitens der Jesuiten waren unter anderen dabei P. Provinzial Stefan Kiechle und P. Martin Löwenstein als Pfarrer der Gemeinde. Der hohe Stellenwert der Ökumene kam dann in einer Vesper zum Ausdruck, die zusammen mit den beiden lutherischen Pastoren von St. Nikolai und von St. Michaelis, dem Großen Michel, gefeiert wurde. Pater Kiechle hielt die Predigt und deutete den neu gestalten Kirchenraum als Ort, an dem uns Christus einlädt zu sehen, wo er wohnt: „Kommt und seht“. Ökumenische Forschung an der Hochschule für Philosophie Mit der festlichen Eröffnung der Wolfhart Pannenberg-Forschungsstelle am 7. Oktober setzt die Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München ein starkes Zeichen für die Ökumene. Ziel der neuen Einrichtung ist es, die bleibende Bedeutung des herausragenden evangelischen Theologen Wolfhart Pannenberg für aktuelle religionsphilosophische Fragen zu erforschen. Der Festakt wurde mit Impulsen von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und dem Bischof von Trier, Stephan Ackermann, eröffnet. Er fand nur wenige Tage nach Pannenbergs 85. Geburtstag statt. Sacred Space Nach 10 Jahren haben sich Eileen und Peter Opiolka (Ayr / Schottland) aus dem Redaktionsteam für die deutschsprachigen Seiten von „Sacred Space“, dem Online-Gebet der Irischen Jesuiten, verabschiedet. Neu im Redaktionsteam, das von Thomas Busch aus dem Provinzialat koordiniert wird, sind nun Julian Halbeisen SJ sowie die Schwestern der Congregatio Jesu aus der Kommunität in Hannover. Wer das tägliche Online-Gebet noch nicht kennt: http://de.sacredspace.ie Nachrichten 26 Jesuiten n November 2013 n Glauben Martin Löwenstein SJ mit der Osterkerze, im Hintergrund Erzbischof Dr. Werner Thissen © Thomas Wagner / Kleiner Michel

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