Jesuiten 2014-2

© creative commons Ignatianische Spiritualität und Ökumene heute Die Vielfalt entdecken Für Luther gab es nur die eine Kirche. Die wollte er reformieren. Das verbindet ihn mit Ignatius von Loyola. Verschiedene Kirchen und Konfessionen nebeneinander, das war vor 500 Jahren undenkbar. Die „Reformation“ der einen Kirche hat zur Spaltung geführt. Aber unser Herz sollte nach wie vor für diese eine Kirche brennen. Heute können wir in unseren Städten erfahren, dass Gottes Kirche immer schon vielfältig war. Denn durch die Zuwanderung von Christen aus Osteuropa, Asien und dem Orient kann jeder der will erleben, wie verschieden und reichhaltig der christliche Glaube in den Kulturen gelebt wird. Die Begegnung von Bischöfen aus dem Westen mit den orientalischen Bischöfen war schon für das Zweite Vatikanische Konzil eine solche Erfahrung, um Kirche und Katholisch wieder tiefer und lebendiger zu verstehen. In Deutschland bleibt Ökumene vor allem die Gemeinsamkeit in Gebet, Gespräch und Praxis zwischen Katholisch und Evangelisch. Aber die durch Zuwanderung vielen „kleinen“ Kirchen sind für die Ökumene der großen Kirchen ein unschätzbares Geschenk. Sie helfen uns, die Vielfalt zu entdecken, die Gott für uns bereitet hat, damit jeder von uns mit dieser einen Kirche fühlt und lebt und sich für ihre Reform einsetzt. Martin Löwenstein SJ Schweige und höre, neige Deines Herzens Ohr, suche den Frieden … Dieser Kanon bündelt für mich die Erfahrungen igantianischer Spiritualität, die ich bei ökumenischen Treffen und im Rahmen kurzer Begegnungen mit „Exerzitien im Alltag“ machen konnte. In besonderer Weise hat mich dabei immer wieder das Zu-Lassen einer Begegnung mit dem „Wort Gottes“ berührt. Im Meditieren eines biblischen Textes sich erfassen und bewegen zu lassen, diese Erfahrung war für mich überraschend und befreiend. Der Umgang mit dem Wort Gottes ist Ausgangspunkt der theologischen Reflexion meiner Arbeit. Die reformatorische Theologie und insbesondere Martin Luther haben die Kirche als „creatura verbi“, als Schöpfung und Gestalt des Wortes Gottes, neu begriffen. So ist die „rechte“ Vermittlung des Wortes Gottes in Verkündigung, Seelsorge und Bildungsarbeit der Selbstanspruch, den ich als evangelische Pfarrerin letztlich immer mit mir trage. „Schweige und höre…“, aus diesen Worten spricht das Vertrauen, dass Gottes Wort sich seinen Weg zu mir längst gebahnt hat, es also keiner besonderen Verstärkung braucht, sondern sich durch Gottes Geist da vermittelt, wo ihm Raum gegeben wird. Auf diese Weise wirkt Gottes Wort entgrenzend und grenzüberschreitend als die Triebkraft ökumenischer Arbeit. Ursula Schoen Schwerpunkt 17 Jesuiten n Juni 2014 n Ignatius und Luther

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