Jesuiten 2014-4

Wege in den Orden – ein geistlicher Prozess Bei einigen steht am Anfang die wachsende Unzufriedenheit über die bürgerliche Sattheit. Sie spüren eine Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach einfachem Leben, nach einer Aufgabe, die bleibenden Wert hat. Langsam öffnet sich der Horizont ihres Denkens. Geistliches Leben und der Einsatz für andere kommen in den Blick. So klopfen sie bei uns Jesuiten an die Tür. Für andere ist wie bei Ignatius ein „zerschossenes Bein“ Anlass zum Umdenken. Das kann ein Scheitern im Beruf oder in einer Beziehung sein. Manchmal ist es ein Unfall oder eine Erkrankung. Etwas kreuzt den Plan des Lebens. Wege werden versperrt, aber der Weg der Nachfolge Jesu kann sich eröffnen. Wieder andere lernen in ihrem Leben Schritt für Schritt Jesus kennen, verstehen und lieben. Ihr Glaube vertieft sich, und sie spüren den Anruf des Herrn. Nicht selten ist dieser Weg von starken menschlichen und geistlichen Erfahrungen begleitet: in Exerzitien, in Begegnungen, durch Bücher. Gott ist für sie das große liebende und geliebte Du geworden. Schließlich gibt es Interessenten, die besonders von der Armut ihrer Nächsten berührt sind. Sie sehen, wie viele Menschen heute unter die Räuber gefallen sind. Wie der barmherzige Samariter möchten sie nicht am Notleidenden vorbei gehen. Deshalb wollen sie prüfen, ob der Weg als Jesuit eine Antwort sein könnte. Natürlich mischen sich oft diese Motive, und es gibt noch andere, die den Weg auf den Orden hin prägen. Hat sich einer auf den Weg gemacht, so sind Zeiten des Innehaltens hilfreich. Denn unter Druck und Stress werden keine guten Entscheidungen getroffen. Auch sollen Alternativen gesehen werden. Geistliche Begleitung und Exerzitien werden den Entscheidungsprozess positiv fördern. Im rechten Moment ist es nötig, konkret Schritte zu setzen, damit die Kraft fruchtbar wird. Immer wird es als fruchtlos und frustrierend erlebt, wenn die Berührung durch Gott beharrlich verdrängt wird, jemand um sich und die Entscheidungsfrage kreist oder sogar wieder zurücksteigt. Wenn junge Männer den Jesuitenorden wählen, so ist meist Jesus Christus im Zentrum. In seiner Nachfolge wollen sie den Menschen helfen, an Leib und Seele. Sehr viele begeistert die Spiritualität des Ordens, radikales geistliches Leben mitten in der Welt. Viele sagen, sie wollen sich in Gemeinschaft für das Gute und die Botschaft Christi einsetzen. Die gute Ausbildung, die internationale Prägung des Ordens, die intellektuelle Note, aber vor allem die Weite im Denken und in den Einsatzfeldern sind für Interessenten weitere Motive, den Weg in unserem Orden zu wagen. Josef Maureder SJ 6 Schwerpunkt Jesuiten n November 2014 n Jesuit sein heute? Gerade heute! © fotolia/Müller

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