Jesuiten 2015-2

Christliche Erziehung in einem muslimischen Land Hintergründe und Erlebnisse Von den knapp 2 Millionen Einwohnern des Kosovo sind rund 95% Albaner und von diesen nur etwa 50.000 bis 60.000 katholisch, der Rest muslimisch. Es war wohl der Hl. Paulus, der das Christentum den Illyrern (Röm15,19) predigte, deren Nachkommen zu sein die heutigen Albaner beanspruchen. Dass nun die überwältigende Mehrheit muslimisch ist, stellt nicht etwa das Ergebnis freudiger Bekehrungen zum Islam dar, sondern ist vielmehr das Überbleibsel oft grausam erzwungener Übertritte mit Hilfe des Islams unwürdiger Missionierungsmethoden zur Zeit der Türkenherrschaft. Die Erinnerung „wir waren ja alle einmal katholisch“ und eine bis heute lebendige Sympathie für den katholischen Glauben äußern sich beispielsweise im Besuch der Christmette durch Muslime oder in der großen Selbstverständlichkeit, mit der der Bau einer Kathedrale in der Hauptstadt Pristina vorangetrieben wird, obwohl die dort unter geschätzt 400.000 Einwohnern lebenden 1.200 Katholiken mit ihrem Kirchlein ganz gut auskämen. Nicht auskommen können die Kosovaren mit ihren Schulen. Von den 900 Schulen, die es vor dem Krieg 1998/1999 gab, wurden während des Krieges 450 zerstört, davon 250 total. Nach dem Krieg kam es zu einer massiven Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte, die teilweise, wie Pristina, einen Zuwachs um mehr als 150% zu verkraften haben. Bei einer Bevölkerung, deren Durchschnittsalter etwa 25 Jahre beträgt, bleibt da nichts anderes übrig als in drei bis vier Schichten zwischen 8 Uhr morgens und 18 Uhr abends und mit naturgemäß stark eingeschränkter Stundentafel zu unterrichten. Das muss in Schulen geleistet werden, die teilweise nicht einmal über eine Heizung verfügen. All das war für Renovabis Grund genug, die Bitte katholischer kosovarischer Eltern um Hilfe zum Aufbau eines christlichen klassischen Gymnasiums ernst zu nehmen und mich zunächst mit einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen. Erstaunlich war für mich, als ich die ersten Fakten sammelte, mit welcher Begeisterung die Idee in den unterschiedlichsten Kreisen aufgenommen wurde. Immer wieder bezeichnete der Leiter der albanischen Mission in Zagreb, selbst Kosovo-Albaner, ein Gymnasium im Kosovo als ein „Lebensmittel“. Man machte mich in Pristina darauf aufmerksam, dass der Hauptboulevard der Hauptstadt nach Mutter Teresa benannt ist, deren Statue ihn ziert. Ein Hinweis wohl darauf, dass mit Schwierigkeiten von muslimischer Seite kaum ernsthaft zu rechnen sei. Ähnlich, wenn andere mir ermunternd erzählten, ihre Familie sei 30 Vorgestellt Jesuiten n Juni 2015 n Gott will es? Unterscheiden!

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