Jesuiten 2016-1

Nordwald-Zendo im Bayerischen Wald Am Anfang stand ein großer Umzug: Im September 2015 ist das Almtal-Zendo umgezogen und wurde zum Nordwald-Zendo. Das Almtal-Zendo war in Oberösterreich, das Nordwald-Zendo hat seine Bleibe im Bayerischen Wald. Vier Jahre lang hatte Stefan Bauberger SJ das Haus im Almtal als Meditationshaus aufgebaut. Große Schwierigkeiten mit dem Ort und dem Haus gaben den Anstoß dazu, eine neue Bleibe zu suchen – und die hat sich im Bayerischen Wald eröffnet. „Nordwald“ ist eine alte Bezeichnung für den Bayerischen Wald und den damit zusammen hängenden Böhmerwald, daher die Wahl des neuen Namens. Das Nordwald-Zendo ist ein Zen-Meditationshaus. Das Haus steht gleichzeitig in zwei spirituellen Traditionen, die der Jesuitenpater Enomiya Lassalle vor fast 50 Jahren zusammengeführt hat: in der Exerzitientradition der Jesuiten und in der Tradition des Zen-Buddhismus. Diese Verbindung ist ein einzigartiges Beispiel für den gelebten interreligiösen Dialog. Sie knüpft an gemeinsame spirituelle Elemente an und auch daran, dass es im Zen-Buddhismus Übungsformen gibt, die einen erstaunlich ähnlichen äußeren Rahmen haben wie die ignatianischen Exerzitien, mit einigen Tagen strikten Schweigens und fester Meditationszeiten. Aus dieser Verbindung haben auch die Übungsformen der christlichen Kontemplation ihren Rahmen und wesentliche Elemente der Meditation übernommen. Zen-Meditation ist äußerlich eine stille und gegenstandslose Meditation, in der es darum geht, möglichst gegenwärtig zu sein, ganz in der Wirklichkeit anzukommen. Die Grundlage dieser Übung ist ein Vertrauen in die Wirklichkeit und umgekehrt stärkt die Übung dieses Vertrauen, das in der Praxis immer unvollkommen ist. Dieses Vertrauen ist in der christlichen Sicht ein bedingungsloses Gott-Vertrauen. Es verwirklicht sich darin, nichts Besonderes aus sich machen zu müssen und sich ganz in die göttliche Wirklichkeit fallen zu lassen, die immer viel größer ist als alles, was man darüber wissen und sich davon vorstellen kann. Die christliche Mystikerin Madeleine Delbrêl schreibt: „Wenn Gott doch überall ist, warum bin ich dann so oft woanders?“ Das atmet den Geist des Zen: Gott ist keine Vorstellung, sondern die unmittelbare Gegenwart. 30 VORGESTELLT JESUITEN n MÄRZ 2016 n DER BARMHERZIGE SAMARITER Geist des Zen: Gott ist keine Vorstellung, sondern unmittelbare Gegenwart.

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