Jesuiten 2017-1

Pannenberg, der passt zu Dir! Wenn du einen ehrlichen Dialog mit Muslimen führen willst, musst du ein guter christlicher Theologe sein. Das hatte mir Pater Christian Troll aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Islambegegnung mit auf den Weg gegeben. Ich stand am Anfang meiner Islamstudien in Bamberg und sah: Die Muslime stellen uns die entscheidenden Fragen. Jesus soll der Sohn Gottes sein? Gott soll drei in einem sein? Unsere wichtigste Professorin, Rotraud Wielandt, erwies sich selbst als scharfe Denkerin, auch im Theologischen. So kurz nach der Priesterweihe hatte ich daher den Eindruck: Ich muss mit der Theologie noch einmal von vorn anfangen. Wer könnte mein Meister sein? Ja, Karl Rahner, den hatte ich selbst noch kennengelernt und begeistert studiert. Aber jetzt mit all den neuen Fragen suchte ich auch neue Antworten. Berthild Sachs, eine befreundete Pfarrerin, gab mir den maßgeblichen Tipp: „Pannenberg, der passt zu dir.“ Ein evangelischer Theologe?, dachte ich – der wird doch alles nur mit der Bibel begründen wollen! Aber dann begann ich, ihn zu lesen, und spürte: Dieser Mann hat genau meine Fragen – und beantwortet sie überzeugend. Und: Ich muss alles von ihm lesen – und ihn persönlich kennenlernen. Das Telefongespräch mit Frau Pannenberg verlief überraschend. Sie fragte nach meinen bisherigen Wirkungsstätten; und als ich erklären wollte, was Sankt Blasien ist, sagte sie: „Das wissen wir alles!“ Vor dem Besuch erstand ich eigens einen neuen Pullover, dunkelblau. (Inzwischen sagt sie mir, dass ich ruhig mal Flagge zeigen und bei ihr priesterlich auftreten dürfe!) Dann jedenfalls erschien ich zum Kaffeetrinken. Er erzählte seine Lebenswende: Kurz nach dem Krieg hatte er als 18-Jähriger ein Erlebnis; seither wusste er, er konnte nicht Atheist bleiben und auch nicht Konzertpianist werden: Er musste Philosophie und Theologie studieren, um einzuholen, was ihm da eröffnet worden war. Das wurde sein Lebenswerk. (Aber Chopin hat er weitergespielt.) Er erzählte auch von seiner letzten Begegnung mit „meinem Freund Karl Rahner. Ich fragte: Wie geht es? Er antwortete: Herr Pannenberg, ich warte auf den Tod! Aber Pater Rahner, sagte ich, habe ich sie jetzt etwa bei 10 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE? Dieser Mann hat genau meine Fragen – und beantwortet sie überzeugend. © Stefan Weigand

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==