Jesuiten 2019-3

Gelassenheit Ein Klassiker, über den man sich quasi immer aufregen kann, ist die Deutsche Bahn. Jeder, der ab und zu mit dem Zug fährt, könnte eine Anekdote über Verspätungen und andere Probleme erzählen. Ich erinnere mich z.B. gut an eine lang erwartete Reise in den Urlaub. Ausnahmsweise – um keinen Stress zu haben – hatte ich sogar einen Platz reserviert. Doch schon als ich in den Zug einstieg, war dicke Luft: Die Reservierungen konnten nicht angezeigt werden. Als ich mich meinem vermeintlichen Platz näherte, waren dort schon heftige Diskussionen im Gange. So sollte also mein Urlaub beginnen? Nein, dachte ich mir! Ich habe meinen Koffer abgestellt, mich auf den Weg ins Bordrestaurant gemacht und bin gelassen mit einem Kaltgetränk in den Urlaub gestartet. Ich bin überzeugt, dass wir es oft selbst in der Hand haben, ob wir uns von den Umständen verrückt machen lassen oder uns entscheiden, gelassen zu bleiben und in Ruhe nach einer Lösung suchen. Dabei sind für mich die sogenannten 10 Gebote der Gelassenheit von Papst Johannes XXIII ein hilfreicher Leitfaden: 1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen. 2. Nur für heute werde ich mit größter Sorgfalt auf mein Auftreten achten. Ich werde niemanden kritisieren, werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern. Nur mich selbst. 3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich geschaffen bin, glücklich zu sein, nicht nur in der anderen Welt, sondern auch schon in dieser. 4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen. 5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; denn wie Nahrung notwendig ist für das Leben des Leibes, so ist gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele. 6. Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen. Und ich werde sie niemandem erzählen. 7. Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe, es zu tun. Sollte ich mich in meinen Gedanken verletzt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt. 8. Nur für heute will ich mir ein genaues Programm vornehmen. Auch wenn ich mich nicht daranhalten werde – ich werde den Tag planen. Ich werde mich besonders vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit. 9. Nur für heute werde ich fest glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. 22 GEISTLICHER IMPULS

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