Jesuiten 2019-3

Auch wenn die Priesterausbildung des Bistums Stockholm ans Newman-Institut verlegt wurde, sind die Seminaristen unter den Studierenden eine kleine und in gewissem Sinne eine unbedeutende Minderheit. Die Ausbildungsprogramme zum Bachelor und Master des Instituts sind auch keine klassisch katholisch-theologischen Studiengänge, sondern ein Versuch, den Studierenden die Augen für die Gottesfrage zu öffnen und sie zu motivieren, sich mit dieser Frage wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Das Newman-Institut bezeichnet sich als „Hochschule für Theologie, Philosophie und Kultur“. Damit ist ziemlich genau ausgedrückt, was wir wollen: in der Philosophie sollen unsere Studierenden das Staunen, Fragen und Denken lernen, in der Theologie begreifen, wie in diesem intellektuellen Suchprozess die Frage nach Gott aufbricht, und erkennen, wie sich diese Frage in der Kultur Europas auf vielfältigste Weise Ausdruck verschafft hat. Das Ausbildungsprogramm des Instituts richtet sich also gar nicht so sehr an Katholiken, die ohnehin nur 1% der schwedischen Bevölkerung ausmachen. Die demographische Struktur der Studenten ist für uns unüberschaubar breit, was natürlich eine enorme pädagogische Herausforderung darstellt. Der Mangel an theologischen Vorkenntnissen ist dabei oft sehr groß. Umso höher sind aber die Motivation und die Bereitschaft sich auf die intellektuellen und existentiellen Herausforderungen des Studiums einzulassen. Erfreulich ist, dass die Zahl der Studierenden weiterhin wächst, im Jahre 2018 stieg sie mit 40% sogar kräftig. Die Tatsache, dass das Newman-Institut staatlich anerkannte Abschlüsse verleiht und die Studierenden berechtigt sind, die schwedische Variante von BAföG zu erhalten, hilft bei der Rekrutierung. Dass man am Newman-Institut den Duft der weltweiten Katholischen Kirche schnuppern kann, ist ein Aspekt, den die dort Studierenden schätzen. Die internationale Dimension der Kirche erlebbar zu machen, ist für uns genauso wichtig, wie der Versuch „schwedische Werte“, das sind Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung etc., in das katholische Denken verstärkt einzubringen. Aus diesem Grund engagiert sich das Institut sehr aktiv in verschiedenen europäischen und weltweiten akademischen Netzwerken innerhalb und außerhalb des Jesuitenordens. Kommt man als Außenstehender an das Institut ist man zunächst überrascht und verwirrt über die Vielfalt von Sprachen, die man in den Korridoren hören kann. Das ist ein Reichtum, aber na- 31 JESUITEN n SEPTEMBER 2019 n WISSENSCHAFTLER P. Philipp Geister SJ mit der Leiterin des International Office und drei Studentinnen aus den USA. © NewmanInstitut

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