Jesuiten 2021-2

SCHWERPUNKT 12 Vor meinem Eintritt in den Jesuitenorden, hatte mich schon das Buch von Guardini „Der Herr“ fasziniert. Mein Heimatpfarrer gab mir das Wort mit - „Wer die Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist meiner nicht wert.“ Im Noviziat wurde ich durch die tägliche Meditation und die Großen Exerzitien mehr mit dem Weg Jesu vertraut, so dass ich es wagte, mit ihm zu den Jesuiten zu gehen. Während des Philosophiestudiums wurde der Kreuzweg wichtig für mich, der mich geerdet hat. Das TheologiestudiumführtemichzumPriestertum, das mich durch die tägliche Feier der Eucharistie und des Breviergebets in Dienst nahm. In einer Meditationsleiterausbildung begegnete ich dem Zen, dem Leer-Werden in der Stille, die ich in der Selbstentäußerung Jesu bis zum Kreuz wiederfand. Das führte mich auch durch P. Jalics zum Jesusgebet. Meine Beziehung zu Jesus wurde geprägt durch meine jesuitische Ordensexistenz und den Aufgaben, Sendungen, die mir aufgetragen wurden, als konkrete Form des Gehorsams: Gruppenbegleiter in der action 365 (Jesus stiftet Gemeinschaften) – Krankenseelsorger in Göttingen (Jesus als der Begleitende in der Krankensalbung) – Priesterseelsorger – Exerzitienbegleiter – Hausoberer (in Kladow mit der täglichen Messe in Gemeinschaft der Mitbrüder, die nicht mehr selbst am Altar stehen können und dem Rosenkranzgebet, besonders in der Begleitung unserer Verstorbenen.) „Freunde habe ich Euch genannt.“ (Jo. 15,16.) Diesen Satz habe ich natürlich von Jugend auf gekannt. Doch es war ein eher theoretisches Wissen. Als ich nämlich vor kurzem für gute Freunde gebetet und zu diesem Zweck eine Liste von ihnen angefertigt habe, war der Name von Jesus zunächst nicht dabei. Lange Zeit in meinem Leben war Jesus eher eine Person, die entweder im goldenen Himmel oder in einem goldenen Kasten in der Kirche wohnte, und vor der man in großer Ehrfurcht die Knie beugen sollte. Meine Beziehung zu Jesus hat sich vor allem anhand jener theologischen Aussagen verändert, die oft in den Kirchengebeten vorkommen. Wie oft beten wir, dass Jesus für uns vom Himmel herabgestiegen ist, dass er für uns gelitten hat und für uns gestorben ist. An dieser Formel soll sich auch nichts ändern. Mir aber ist ein anderes Beziehungswort immer wichtiger geworden; nämlich: dass Jesus nicht nur für uns, sondern vor allem mit uns durch dieses Leben gegangen ist, dass er nicht nur für uns sondern mit uns die Leiden dieser Welt und den Tod von uns Menschen auf sich genommen hat. So sind für mich zwei Worte gleichsam zu Geschwistern geworden, nämlich das 2.700 Jahre alte Wort vom Emmanuel, Gott mit uns, und das modernere Wort von der Solidarität. Immer mehr verehre ich Jesus als jemand, der als guter Freund mit uns, ja mit mir durch dieses Leben geht. Über alle Höhen und durch alle Tiefen. Gundikar Hock SJ 1936 Geboren, 1962 Eintritt in das Noviziat der Jesuiten. Er arbeitete u.a. in der action 365, war Krankenhausseelsorger und begleitet Exerzitien. P. Josef Übelmesser Genannt Joe, 1950 Eintritt in den Orden. 1960 nach Theologiestudium in Indien. Bis 2000 Missionsprokurator. Meinrad Dufner ©Katharina Gebauer Verschiedene Lebensphasen, verschiedene Jesusbilder

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