Jesuiten 2021-3

EDITORIAL 1 „Glaube und Gerechtigkeit!“ Liebe Leserinnen und Leser, diese Leitlinie aus Dekret vier der 32. Generalkongregation von 1974/75 macht deutlich, dass es uns Jesuiten in der Nachfolge Jesu immer um den ganzen Menschen geht: um Seele und Leib. Um ein Leben in Würde im Jetzt ebenso wie um das ewige Seelenheil. Um die einzelne Person und um gesellschaftliche Strukturen, die ein Leben in Würde ermöglichen. Wir tun das in praktischen Projekten wie durch die Reflexion der Grundlagen einer humanen Gesellschaft: So hat sich P. Rupert Mayer SJ zwischen den Weltkriegen in München in der Männerseelsorge eingesetzt für die Heerscharen alleinstehender Männer, oft an Leib und Seele versehrt. P. Delp dachte mitten im Untergang mit Gleichgesinnten aller konfessionellen und politischen Lager nach über die Grundlagen einer gerechten Gesellschaftsordnung nach dem Zusammenbruch der Diktatur. P. Nell-Breuning etablierte in der jungen BRD eine Tradition sozialethischer Reflexion neu, die bis heute wichtige Akzente im politischen Diskurs setzt. In der DDR setzten sich Jesuiten für die Bewahrung spiritueller Zugänge mitten im herrschenden Materialismus ein. Mit Jesuiten-Flüchtlingsdienst und Missionsprokur setzen wir deutliche Zeichen, dass wir Christen unter dem Anspruch stehen, uns für Glaube und Gerechtigkeit in einem globalen Kontext einzusetzen. Heute verändern technische Innovationen und globale Vernetzung die Lebensbedingungen immer rasanter. Die Natur macht uns deutlich, dass wir uns den gewohnten Raubbau an den natürlichen Ressourcen nicht mehr leisten können. Gleichzeitig müssen wir mehr Menschen Teilhabe an besseren Lebensbedingungen und Wohlstand ermöglichen. Viele Menschen erleben diese Herausforderungen als bedrohlich. Wir denken, wir brauchen Orte, an denen wir uns neu verständigen und aufeinander einstellen können. Und wir wollen Ihnen solche „Zukunftslabore“ vorstellen, Pro- jekte auch des Ordens, wo wir versuchen, unser Zusammenleben als Menschen und mit der Natur neu zu justieren. Wir wollen dadurch Ihre Neugier und Ihren Optimismus wecken: Gemeinsam können wir diese Herausforderungen meistern und sogar Freude daran finden, uns auf neue Perspektiven einzulassen, z.B. auf Städte, die wieder mehr den Menschen gehören und weniger dem Profit und den Autos. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Fabian Retschke SJ Fabian Moos SJ Tobias Zimmermann SJ

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