Jesuiten 2021-4

SCHWERPUNKT 10 Die Biologie: Was das Gehirn tut, wenn es schläft Zum Schlaf hat jeder etwas zu sagen. Die einen schlafen zu schlecht, die anderen zu wenig oder zu viel, dabei ist Schlaf ein komplexes und faszinierendes Thema der Biologie. Psychotherapeutin Barbara Knab erklärt, was im Gehirn passiert, wenn es schläft. Unsere Altvorderen hielten den Schlaf für den „Bruder des Todes“. Das ist er nicht. Er ist der „Bruder der Wachheit“, eine wunderbare Form des Lebendigseins, wenn auch vorzugsweise liegend. Er ist sowohl Gegenstück als auch Voraussetzung für die Wachheit. Schlafen und Wachen sind zwei Seiten der gleichen Medaille Leben. Insofern muss man Rainer Werner Fassbinders berühmten Satz umdrehen. Wenn schon, müsste er heißen: „Schlafen kann ich nicht mehr, wenn ich tot bin." Das EEG Im Schlaf bewegen wir uns nicht (außer beim Schlafwandeln, aber das ist eine eigene Geschichte). Das Gehirn ist trotzdem aktiv. Es spielt sozusagen sein eigenes Programm ab. „Sehen“ kann man das Programm mit dem EEG, dem Elektroenzephalogramm. Das EEG kommt heraus, wenn man die Signale der Großhirnrinde mit Hilfe von kleinen Elektroden misst bzw. „ableitet“. Es handelt sich um elektrische Schwingungen. Schlaf-EEG und Schlafstadien 1 bis 4 Das Schlaf-EEG ändert sich im Verlauf der Nacht immer wieder. Wenn wir wach und hochkonzentriert sind, ist es schnell, mehr als 12 oder 14 Hertz (Hz – Physik: das sind die Schwingungen pro Sekunde), und nur ein paar Mikrovolt stark. Wenn wir sehr entspannt sind, wird es langsamer, 8 bis 12 Hz, und die Stromstärke steigt ein wenig. Das ist der berühmte Alphazustand. Der ist angenehm, aber präzise denken können wir da nicht, auch wenn mitunter das Gegenteil behauptet wird. © ozgurdonmaz iStock.com

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