Jesuiten 2021-4

WAS MACHT EIGENTLICH...? 25 beten, wenn sitzen im Zen (Za-Zen) dann eben sitzen und stille sein. Natürlich hat er auch Parallelen festgestellt zwischen Zen und Exerzitien. Allein schon vom Übungscharakter her: feste Zeiten, klare Anweisungen, ein bestimmter äußerer Rahmen… Aber es geht um mehr: Ignatius, seines Zeichens tief mystisch begabt, machte Erfahrungen, die der Zen-Erfahrung nicht unähnlich sind. Er schaute am Fluss Cardoner – vor genau 500 Jahren – tief in sein eigenes Wesen und das aller Dinge. Es ist dies eine mystische Erfahrung, die allen Menschen möglich ist. „Auf dieser Ebene versuche ich den Dialog zwischen Zen und Christentum“, hält Brantschen fest. Er hat die Bildungsstätte Bad Schönbrunn zweimal zehn Jahre lang geleitet und sie 1993 neu positioniert als Lassalle-Haus, Zentrum für Dialog und sozial-politische Verantwortung. In diesem Haus lebt er nach wie vor. Auf die Frage, was er eigentlich mache, antwortet der 84-jährige prompt: „Ich bin in der Noch-Phase“. Er hält „noch“ Vorträge und gibt „noch“ Zen-Kurse. Dabei ist es ihm wichtig, Zen wie er es bei P. Lassalle und vor allem bei seinem Meister Yamada in vielen Sommeraufenthalten in Japan gelernt hat, nicht billig mit anderen Meditationsweisen zu vermischen und es als „Bircher-Müsli“ anzubieten. „Wenn alles Zen ist, dann ist nichts mehr Zen“. Und ja, er schreibt noch Bücher. Sein letztes Buch, mit dem er zurzeit in deutschsprachigen Landen zwischen Frankfurt, Freiburg, Stuttgart, Ulm, München, Innsbruck und Zürich unterwegs ist, lautet „Gottlos beten“. Es ist eine spirituelle Wegsuche entlang den Fragen: Kann ein ungläubiger Mensch meditieren? Wie geht „Beten“ in eine Zeit, da Gott zu schweigen scheint? Muss dann nicht auch der Mensch schweigen? Und wie ist es mit dem Wort von Meister Eckart, man solle Gott um Gottes willen lassen? Es sei ein „weises Buch“ bestätigt ihm seine Lektorin beim Patmos-Verlag. Und Brantschen schreibt im Buch, was am Ende zähle, sei die Liebe. „Wenn Zen dich nicht liebesfähiger und liebenswürdiger macht, dann lasse es – besser heute als morgen“. Nicht selten treten Menschen mit der Bitte an Pater Brantschen heran, ob sie ein paar Stunden oder gar einen Tag mit ihm verbringen dürften – gegen Bezahlung. Solche Anfragen freuen ihn. Natürlich nimmt er kein Honorar. „Ich bin unbezahlbar“, sagt er und lacht übers ganze Gesicht. Theres Pepe Bachmann Niklaus Brantschen SJ (links) mit Giovanni Molinari und Hans Schaller SJ beim aki in Zürich

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