22 Spiritualität des Sprechens und Hörens Spiritualität kommt von Spiritus Sanctus. Wer ein spirituelles Leben führen will, öffnet sich bewusst dem Wirken von Gottes Geist. Spirituell leben, heisst den Alltag vom guten Geist durchzudringen zu lassen. Bewusst Freiraum und Leerstellen schaffen, damit er wirken kann. Der Spiritus Sanctus ist das Band der Liebe zwischen Gott Vater und Sohn, er verbindet also, setzt in Beziehung über alle Grenzen hinweg und weiss zu versöhnen. Zudem ist er schöpferisch und lädt zu einer kreativen Lebensgestaltung ein, für sich sowie für und mit anderen zusammen. Oft muss dem Geist Gottes im eigenen Leben also zuerst einmal Platz gemacht werden. So viele Geister, so viele Ideen und Gedanken, so viele Impulse und Anregungen besetzen den Alltag. Ein erster notwendiger Schritt besteht darin, die vielen äusseren Einflüsse zu reduzieren: Weniger, dafür bewusster konsumieren. Mehr Dinge tun, die von innen drängen, als sich von aussen stimulieren lassen. Sich vor allem Dingen zuwenden, die einen guten Nachgeschmack hinterlassen. Den guten Geistern, den Gefährten des Spiritus Sanctus, gilt es anzuhängen. Den niedrigen Geistern, die zu Missgunst und Selbstbehauptung führen, oder einfach zerstreuen und einen dann ausgelaugt sitzen lassen, gilt es, die Stirn zu bieten. Dann gehört zu einem spirituellen Leben das Einüben, bei sich selbst sein zu können, sich auszuhalten, habitare secum, bei sich zu Hause zu sein, wie es die alte Mönchstradition formuliert. In den Dingen zu fasten und sie loszulassen ist nicht immer leicht. Dabei wird sich jeder und jede der eigenen, inneren Leere bewusst. Man muss sie aushalten. Wer aber den toten Punkt durchschreitet, erlebt im Innern auf einmal grosse Freude und innere Freiheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit. Ein zweiter Schritt bedeutet, sich suchend nach dem Spiritus Sanctus auszustrecken. Eine Möglichkeit besteht darin, sich einem geistlichen Text, einem Gedicht oder einem Wort aus der Heiligen Schrift zuzuwenden. Über viele Jahrhunderte haben die Psalmen die Menschen inspiriert. Einen Psalm pro Tag langsam lesen und meditierend nachklingen lassen. Die Psalmen bringen das Erlebte mit all seinen emotionalen Aspekten zur Sprache, oft ungefiltert und nicht einmal politically correct. Die Psalmen ordnen das eigene Leben in die Kette all derer ein, die mit der Welt und mit Gott gerungen haben. Auch machen sie sensibel dafür, Gottes Geist im Alltag wahrzunehmen. Sie wollen Weisheit lehren. Sie öffnen den Horizont für Gottes Geschichte mit allen Menschen. Einen Psalmvers oder auch nur einige Worte daraus den Tag über immer wieder mal wiederholen oder sogar beim innerlichen Aufsagen mit dem Atem verbinden. Die Worte werden so langsam zerkaut und verIn die Mulde meiner Stummheit leg ein Wort und zieh Wälder gross zu beiden Seiten, damit mein Mund ganz im Schweigen liegt. Geistlicher Impuls © Linda Schwarz
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