Jelly Beans Gerade an Weihnachten geht es um Menschwerdung: Gott ist Mensch geworden, so glauben es Christen auf aller Welt und feiern dieses Ereignis an Weihnachten. Was bedeutet das denn eigentlich, Menschwerdung? Als Lehrerin kann ich es Kindern zum Beispiel so erklären: Wir Menschen sind nicht wie Kaninchen oder unsere Hamster. Wir Menschen fragen uns: Was bedeutet dieses Leben für mich? Was ist mir wichtig? Dieses Nachspüren, die tiefe Dimension dessen zu erkunden, was mir wichtig ist, dafür wird bei Ignatius der Begriff des „Verkostens“ gebraucht. Wie geht das? Wie kann ich üben, auch und gerade mit Kindern und Jugendlichen, diese Dimension zu erspüren? Wie kann ich Leben verkosten? Eine Übung, die wir immer wieder mit verschiedenen jungen Menschen und auch Pädagog*innen machen, darf ich Ihnen hier vorstellen. Dafür arbeiten wir mit ganz bestimmten Bonbons, den sogenannten Jelly Beans. Diese Bonbons zeichnen sich – neben der Tatsache, dass sie besonders süß sind – dadurch aus, dass es sie in über 50 verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Hier ein paar Beispiele: Apfelkuchen, Kaugummi, Tutti-Frutti, Wassermelone, Cappuccino, Zitrone, Pfirsich, Erdbeer-Käsekuchen, Pina Colada, Zuckerwatte, Lakritze, Erdbeereis, karamellisiertes Popcorn und noch viele weitere mehr. Wir laden die Schüler*innen für die Übung ein, zu sich zu kommen und bei sich zu sein. Beide Füße auf den Boden zu stellen, das hilft dabei. Ein paar Mal bewusst ein- und ausatmen. Alle zusammen und doch jede*r für sich nimmt eine Jelly Bean und darf diese langsam und genussvoll verkosten. Ausprobieren, wie sie schmeckt, sie im Mund herumschieben und an verschiedenen Stellen nochmal neu verkosten. Und nachspüren: Wie schmeckt das? Sie werden eingeladen, diesen Geschmack zu beschreiben. Und nach einer Weile fragen wir: Woran erinnert dich dieser Geschmack? Was verbindest du damit? In einer dieser Übungen hat eine Schülerin gesagt: „Das schmeckt nach Sommerurlaub mit meinen Großeltern!“ Ein anderer Schüler: „Das schmeckt nach Geburtstagsfeier mit all meinen Freunden!“ Und ein dritter: „Das schmeckt nach Hausaufgaben am Wochenende! Bäh!“ Tolle Antworten! Mit weiteren Jelly Beans kann dieses „Verkosten“ und Nachspüren noch vertieft und geübt werden. Das Besondere ist außerdem, dass die Jelly Beans schon von Haus aus manchmal so eine Art „Mischgeschmack“ angelegt haben: z. B. Erdbeer-Käsekuchen. So können Kinder lernen, dass Geschmäcker nicht eindeutig und schon gar nicht objektiv sein können. Und von da aus erklären wir den Schüler*innen, dass es doch auch oft Erlebnisse, Geistlicher Impuls 22
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