Jesuiten 2022-4 (Deutschland-Ausgabe)

SCHWERPUNKT Stefan Rohrer: Roller Coaster, 2009 – Foto: Archiv Galerie Scheffel Und plötzlich war bei dem Engel ein großes spielendes Heer Krippenspiele gehören an Heiligabend einfach dazu. Oft sind es aufwendige Aufführungen. Zwei ehrenamtliche Krippenspiel-Leiterinnen geben uns Einblicke in die Vorbereitungen und ihre Motivation. Interview: Matthias Rugel Wie kam es dazu, dass ihr jedes Jahr das Krippenspiel an Heiligabend vorbereitet? Claudia Bien-Rudnick: In unserer Kindheit haben wir jedes Jahr bei einer Heiligabendfeier für „Alte und Einsame“ musiziert und waren nie in der Krippenfeier. Mit der Anfrage des Kaplans fing alles an: Ob ich mir vorstellen könnte, einen Kinderchor zu gründen. Ich war damals in der Ausbildung und hatte Bedenken. Doch ich habe mit drei Kindern 1990 angefangen, in der Krippenfeier zu singen. Dazu gab es auch einen kleinen Dialog mit Maria und Josef. Im Laufe des Jahres wuchs der Chor und das erste Krippenspiel mit Messdiener*innen konnte stattfinden. Meine ganze Familie war mit ihren Instrumenten eingebunden. Dorothee Otterstätter: Vom Spiel 1992 erzählen wir gerne. „Heute leuchten alle Sterne“ war in Reimform geschrieben, viele kleine „Sterne“ waren im Einsatz. Seitdem ist das Krippenspiel etabliert. Wir haben meist 20 bis 30 Sänger*innen, zehn Schauspieler*innen, 15 Flöten und fünf Bandmitglieder. Wie bereitet ihr ein Krippenspiel vor? Dorothee Otterstätter: In den Herbstferien suchen wir nach einem Spiel. Wir passen den Text an und ergänzen mit Liedern. Claudia Bien-Rudnick: Die Chorproben für Vier- bis Zehnjährige beginnen bald, mit den älteren Schauspieler*innen (meist Erstkommunionkinder) erarbeitet Dorothee ab Dezember die Geschichte. Dabei suchen die Kinder ihre Rollen möglichst selbst aus. Manchmal wollen fünf Mädchen die Maria spielen, manchmal findet sich keine: So spielten wir auch schon mit vertauschten Geschlechtern oder Erwachsenen. Uns geht es nicht darum, dass die Kinder perfekt singen oder spielen, sondern dass sie Spaß an Musik und dem Zusammenspiel haben. Warum seid ihr so viele Jahre dabeigeblieben? Dorothee Otterstätter: Wir wollten es schon mal sein lassen …, aber da gibt es strahlende Kinderaugen, die Nachfrage und Vorfreude der Kinder schon im Herbst, die Freude an der eigenen Kreativität, engagierte Helfer*innen … Claudia Bien-Rudnick: … und viele Gottesdienstbesucher*innen, die seit Jahren immer wieder kommen. Wir wollen die Weihnachtsgeschichte vermitteln und den Kindern einen Platz in der Kirche geben. 6

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