Jesuiten 2023-1 (Deutschland-Ausgabe)

Der Ursprung des Gebetsnetzwerks liegt in Frankreich. Beeindruckt und begeistert von dem, was junge Jesuiten während ihres Studiums aus den Missionsgebieten hörten und was es dort alles zu tun gab, erschien ihnen das Studium als Zeitverschwendung. Nicht studieren, sondern missionieren und das Evangelium denjenigen verkünden, die bisher noch nichts von Jesus Christus gehört hatten! Der Geistliche Begleiter der Studentengruppe, der Jesuit François-Xavier Gautrelet, nahm diese Sehnsucht ernst, aber er weitete die Perspektive: Verkündigung des Evangeliums braucht das Gebet! Und so entstand nach und nach das Gebetsapostolat: Unterschiedliche Menschen finden sich zusammen, um die Anliegen der Kirche und der Welt im fürbittenden Gebet zu unterstützen und zu begleiten. Seit 1891 formuliert der Papst die monatlichen Gebetsanliegen, die er dem Gebetsapostolat, das von den Jesuiten getragen wurde, anvertraut. Papst Franziskus hat 2014 einen Erneuerungsprozess angestoßen und in diesem Zuge das Gebetsapostolat unter dem Namen „Weltweites Gebetsnetzwerk des Papstes“ als päpstliche Stiftung neu gegründet und erneut der Gesellschaft Jesu anvertraut. Mit diesem Neuanfang nimmt der Papst den „neuen Kontinent“ des Internets mit den sozialen Netzwerken in den Blick. Die monatlichen Gebetsanliegen werden nicht mehr über Zeitschriften, Gebetsblättchen und andere Druckerzeugnisse verbreitet, sondern über die neuen Medien. „Ich möchte dazu einladen, sich dem Weltweiten Gebetsnetzwerk des Papstes anzuschließen, das auch über die sozialen Netzwerke die Gebetsmeinungen verbreitet, die ich jeden Monat der ganzen Kirche vorschlage. Auf diese Weise kann man das Apostolat des Gebets voranbringen und die Gemeinschaft wachsen lassen“, so Franziskus beim Angelus-Gebet am 8. Januar 2017. Jeden Monat erscheint „Das Video vom Papst“, in dem Franziskus selbst sein Gebetsanliegen vorstellt und es mit konkreten Gesichtern und Lebenssituationen verbindet. Die offizielle GebetsApp des Papstes „Click To Pray“ bietet auf dem Smartphone täglich drei Impulse zum Verweilen, zum Vertiefen und um in Verbindung zu bleiben: Morgens stehen das Tagesevangelium und das jeweilige Gebetsanliegen im Fokus, mittags meist ein passendes Zitat des Papstes zur Unterbrechung im Alltagstrubel und abends bietet die App die Möglichkeit zu einem kurzen betenden Tagesrückblick. Auch auf Twitter, Facebook und Instagram ist das Gebetsnetzwerk präsent und versucht, Anregungen zum Gebet im digitalen Raum zu geben. Das „Weltweite Gebetsnetzwerk des Papstes“ stellt jeden Monat Themen in den Mittelpunkt, die Herausforderungen für Kirche und Welt darstellen, und lenkt die Aufmerksamkeit auf Menschen und Themen, die manchmal aus dem Blick geraten. Es geht dabei um mehr als nur ein kurzes Gebet: Die Anliegen und Menschen sollen im Alltag mitgetragen werden. Das Gebet setzt sich im Leben fort und drückt sich in verschiedenen Haltungen wie Dankbarkeit, Bereitschaft zum Engagement oder Hören aus. Und es bildet sich eine Gemeinschaft durch das Gebet. Ein wirkliches Gebetsnetzwerk mit konkreten Menschen, Gesichtern und Geschichten, die erfahrbar machen, dass das Gebet mit- und füreinander trägt. Es geht dabei um mehr als nur ein kurzes Gebet: Die Anliegen und Menschen sollen im Alltag mitgetragen werden. P. Dag Heinrichowski SJ lebt und arbeitet in Hamburg. Der Jesuit ist Geistlicher Leiter der KSJ, eines ignatianischen Jugendverbandes an Schulen, und Koordinator des Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes in Deutschland. 9 SCHWERPUNKT

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