Jesuiten 2023-1 (Deutschland-Ausgabe)

im Noviziat, der Grundausbildung für Jesuiten, spielt die Separatio eine große Rolle. Es geht um Abstand zu Beziehungen und auch äußeren Geschehnissen, um Ruhe für innere Prozesse zu finden. Ohne Smartphone und WLAN wurden die freien Fürbitten in der gemeinsamen Abendmesse manchmal zu Nachrichten: Wir teilten im Gebet das miteinander, was uns gesellschaftlich und im privaten Leben bewegte. Fürbitten sind ein Fenster zur Welt und können ein Weg sein, um mit Ohnmacht angesichts von Not und Leid umzugehen. Fürbitten sind vielfältig: im Sonntagsgottesdienst, als Stoßgebet vor Prüfungen, frei „von der Leber weg“, online und offline. Fürbitten sind mal kurz, mal lang, manchmal vielleicht auch etwas zu lang, zu moralisch, zu politisch oder mit einer Art doppelter Botschaft gespickt, die den einen freut und die andere zusammenzucken lässt. Bei freien Fürbitten, vor allem wenn mehrere, einander wenig bekannte Leute Gottesdienst feiern, steigt der Druck: Wer sagt etwas? Sagt überhaupt irgendjemand irgendetwas? Fürbitten sind nicht immer einfach. Sie richten den Blick auf das, was schwierig ist, wo Leiden und Krankheit herrschen, erinnern uns, dass der Frieden noch immer auf sich warten lässt. Und sie stellen viele Fragen – nicht nur, wenn sie unerhört bleiben. Einige dieser Fragen und Erfahrungen greifen die Texte dieser Ausgabe auf. Ein großer Dank gilt den vielen Autor*innen, die sich über ihre persönlichen Zugänge und Erfahrungen dem Komplex „Fürbitten“ aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. So vielfältig wie Fürbitten nun einmal sind, lesen sich auch die Beiträge dieses Heftes. Vielleicht regt die Lektüre nicht nur zum Nachdenken an, sondern auch zum Gebet für die Menschen, die es besonders brauchen. Viel Freude beim Lesen! P. Dag Heinrichowski SJ und P. Sebastian Ortner SJ P. Dag Heinrichowski SJ P. Sebastian Ortner SJ Liebe Leserinnen und Leser, EDITORIAL 1

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