Jesuiten 2023-2 (Schweiz-Ausgabe)

Die Studierenden entwickeln eine neue Beziehung zu sich selbst, ein offenes und kritisches Denken mit einer interkulturellen und interreligiösen Perspektive. Sie verstehen sich als dienende und verantwortliche Führungskräfte mit einer demütigen Haltung, die auf die Probleme der Menschen hören und sie lösen helfen. Der Aufbau des Programms orientiert sich im E-Learning an der ignatianischen Pädagogik, einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, die vom toten Punkt zu neuem Leben in Frieden führt. Die Teilnehmer*innen am Friedensstifterkurs haben sich nach dem Abschluss des Kurses getroffen, um das Gelernte umzusetzen und in einer Friedensinitiative zusammenzuarbeiten. Dies ist im Irak eher ungewöhnlich, denn gewöhnlich schotten sich die Minderheiten der Christen und Jesiden von den mehrheitlichen Muslimen ab, aber auch die muslimischen Schiiten von den Sunniten. Um die Rolle der Religionen für den Frieden noch besser zu verstehen, haben sich in diesem Jahr 40 neue Studierende für das weiterführende Programm über interreligiöse Kooperation für den Frieden eingeschrieben. Wir Jesuiten verstehen unser Tun als Mitarbeit an der Sendung Christi, die viel größer als der Orden oder auch die Kirche ist: Ignatius wollte dem Herrn nachfolgen, um das Reich Gottes auch heute noch überall zu verkünden. „Den Seelen zu helfen“, dazu allein ist Kirche da, und sie ist zugleich der Ort, wo „den Seelen geholfen“ wird. Nur mit einem solchen pastoralen Verständnis kommen wir aus der narzisstischen Drehung um uns selbst heraus. Die großen Herausforderungen unserer Zeit verstehen wir Jesuiten nicht als Bedrohung, sondern als Chance, neue Wege zu gehen. Als Jesuiten sind wir nie zufrieden mit dem Status quo, sondern sehen uns gedrängt, Neues zu entdecken und uns nach dem „Magis“ auszustrecken. Grenzen und Schranken versuchen wir als neue Möglichkeiten anzunehmen, und Spannungen, denen wir uns auch innerkirchlich aussetzen, sehen wir nicht als Störungen, sondern als Chance, unser Ordensleben in „schöpferischer Treue in der Sendung“ fruchtbar zu machen. Um dieses Charisma in überzeugender und glaubwürdiger Weise für die Kirche von heute leben zu können, brauchen wir sehr gut ausgebildete Jesuiten und Mitarbeitende. Hierzu bitte ich Sie heute um Ihre Unterstützung: Herzlichen Dank, dass Sie unsere Sendung mittragen und uns dabei helfen, das Ignatianische Charisma durch Aus-, Fort- und Weiterbildung weiterzugeben! P. Peter Balleis SJ war viele Jahre in der Flüchtlingsarbeit in Afrika tätig. Seit 2016 ist er Geschäftsführender Präsident von „Jesuit Worldwide Learning“ mit Sitz in Genf, einer Initiative von Jesuiten-Universitäten, die rund um den Erdball Flüchtlingen, Armen und anderen Menschen am Rand via Internet Zugang zu Hochschulbildung und Studienabschlüssen ermöglicht. © JWL 35 AUS DER REGION

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