Jesuiten 2023-2 (Deutschland-Ausgabe)

ist das höchste gesetzgebende Organ des Jesuitenordens und in der Regel mit einem enormen Reflexionsprozess und Zeitaufwand verbunden. Und die anderen Aufgaben? Das Treffen beginnt mit einer Woche Exerzitien, also einer Zeit der Stille und des Gebets für die Teilnehmer. Mit dieser Vorbereitung geht es dann in die Beratungen. Gemeinsam mit dem Generaloberen, Pater Arturo Sosa SJ werden wir uns mit der aktuellen Situation und den Herausforderungen des Ordens befassen, vor allem mit Blick auf das weltweite Apostolat. Außerdem, und das ist dann die dritte Aufgabe, hat der Generalobere im Vorfeld zwei Themen benannt, über die er mit uns sprechen möchte: zum einen über die vier weltweiten apostolischen Präferenzen, also die spirituelle Dimension, den Einsatz für die Armen, unser Engagement für die jungen Menschen und über das, was wir für unsere Schöpfung tun, damit diese Erde für alle Menschen ein lebbarer Lebensraum sein, bleiben und wieder werden kann. Zum anderen geht es speziell um die Jugendarbeit und Berufungspastoral im Orden, also eigentlich um die Zukunft des Ordens überhaupt. Was ist Ihre Aufgabe als Prokurator? Das Besondere für mich war, dass ich im letzten Jahr viel zuhören durfte. Denn das ist das Bemerkenswerte an dieser Aufgabe: Man ist sehr frei und hat keine Entscheidungsfunktion, keine Auskunftspflicht, sondern ist qua Amt einfach ein Ohr, das hinhört, hineinhört und alles vertraulich aufnimmt. Das haben viele Mitbrüder und Mitarbeiter*innen durchaus wahrgenommen, entweder vor Ort, wo ich sie teilweise besuchen konnte, oder auch in Online-Gesprächen. Ich hätte gerne mit noch viel mehr Leuten gesprochen. Durchaus sehr spannend. Die für mich schwierige Aufgabe war, dass ich bis Dezember 2022 einen Bericht an den Generaloberen in Rom schicken musste mit wesentlichen Eindrücken aus unserer Zentraleuropäischen Provinz. Das viele Gehörte so zu bündeln, dass man möglichst allen und allem gerecht wird, fand ich durchaus schwierig. Und was haben Sie dem Generaloberen geschrieben? Der Bericht geht letztlich tatsächlich nur an den Generaloberen und seine unmittelbaren Assistenten. Die wollen ehrliche und klare Eindrücke aus der ganzen Welt gewinnen und gehen damit hinein in die Beratungen auf der Prokuratorenkongregation. Der offene und ungeschminkte Austausch scheint mir die Dynamik dieses Treffens auszumachen und die Chance, die darin steckt. Könnten Sie konkreter werden und verraten, was Sie geschrieben haben? Vielleicht zumindest ein paar Andeutungen. Seit zwei Jahren sind wir jetzt als Zentraleuropäische Provinz unterwegs. Ich glaube, da sind wir gut auf dem Weg. Die vier apostolischen Präferenzen werden immer bewusster aufgenommen, scheint mir. Das ist gut und hat etwas mit unserer Vision für die nächsten Jahre zu tun – für Jesuiten und für alle, mit denen wir auf dem Weg sein dürfen. Allerdings beschäftigt mich schon die Frage, wie wir als Jesuiten leben und uns in Kirche und Welt einbringen und was wir ausstrahlen, so dass sich uns noch ein paar junge Menschen anschließen und da mitmachen wollen. Ich würde dafür gerne Werbung machen. Ich glaube, es lohnt sich. Interview: P. Martin Stark SJ Links: SJ-Bildarchiv; rechts: Ander Dylan/shutterstock.com P. Thomas Hollweck SJ ist seit 1. Juli 2015 Novizenmeister und seit 2021 Delegat für Junge Menschen und Berufungen. 33 VORGESTELLT

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