AUS DER REGION Jesuit und Biologe „Er ist ein Jesuitenpriester und Biologe“ – so stellte mich mein Professor seiner Frau vor. Auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen waren über meine Anwesenheit an der Universität zunächst verwundert. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass ein Priester Biologie studiert. Ich musste ihnen erst erklären, wie das Engagement der Kirche für Umweltschutz mich dazu inspiriert hat. Viele haben wenig oder keinen Bezug zur Kirche, aber sie anerkennen, dass die Kirche sich aktiv mit den Herausforderungen der heutigen Zeit auseinandersetzt, auch aus wissenschaftlicher Sicht. Oft besuchen mich Kolleginnen und Kollegen im Jesuitenkolleg. Sie sind neugierig, die Arbeit und den Lebensstil der Jesuiten kennenzulernen. Unser Gründer Ignatius von Loyola wollte einen apostolischen Orden, der sowohl auf die Erfordernisse der Kirche als auch auf die Herausforderungen der Welt reagiert. Und im Mittelpunkt der ignatianischen Spiritualität steht die Suche nach Gott in allen Dingen. Daher ist ein Jesuit jemand, der seine Identität im Kontext der Suche nach Gott in allen Aspekten des Lebens erkennt und all sein Handeln der Verherrlichung Gottes widmet. Renommierte jesuitische Wissenschaftler wie Angelo Secchi (1818–1878) und Benoit Pereyra (1535–1610) verbanden wissenschaftliches Streben mit tiefer Ehrfurcht vor Gott. Missionare wie Matteo Ricci (1552–1610) integrierten mathematische, astronomische und geografische Aufgaben in ihren evangelischen Auftrag. In Innsbruck leistete beispielsweise Franz von Zallinger bedeutende Beiträge zur Meteorologie, als die Gesellschaft Jesu aufgehoben worden war und Pater Lumnesh Swaroop Kumar ist 2021 für ein Doktoratstudium nach Innsbruck gekommen. Er gehört zur Forschungsgruppe „Funktionelle Ökologie“ unter der Leitung von Prof. Bahn. es den Jesuiten verboten war, Philosophie zu lehren. In Indien lebt der Einfluss von Jesuitenmissionare in der Naturwissenschaft – etwa der bahnbrechende Botaniker Pater Ethelbert Blatter (1877–1934)– bis heute fort: Pater Ignacimuthu Savarimuthu ist ein Beispiel dafür. Er ist ein weltweit anerkannter Wissenschaftler und wie jeder Jesuitenwissenschaftler darauf bedacht, die Gegenwart Gottes in seinem Forschungsgebiet zu entdecken. In Indien setzen die Jesuiten seit mehr als drei Jahrzehnten sozio-ökologische Ansätze P. Lumnesh bei der Feldforschung in der Außenstelle Raumberg-Gumpenstein (Steiermark) 35
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