Jesuiten 2024-1 (Deutschland-Ausgabe)

mit dem Editorial dieser ersten Ausgabe von Jesuiten 2024 möchte ich mich nach über 20 Jahren Redaktionsmitarbeit, die letzten Jahre als Chefredakteur, von Ihnen verabschieden. Wie viele Leser*innen wir erreichen würden und welche inhaltlichen Schätze es zu entdecken geben würde, das hätten wir uns 2000, als wir mit dem Jesuiten-Magazin starteten, nie ausdenken können. Unsere letzte Herausforderung und Freude: eine gemeinsame Ausgabe als sichtbarste Frucht des Zusammenwachsens der Jesuitenprovinzen in Zentraleuropa. Ich hoffe, Sie als Leser*innen haben stets etwas von der Freude gespürt, die wir im Redaktionsteam miteinander haben. Und Sie waren hoffentlich ebenso neugierig und gespannt wie wir, wenn wir uns von Autor*innen zu unterschiedlichsten Themen bereichern ließen. Danke allen Autor*innen! Danke vor allem aber euch allen, die ihr über die Jahre als Redakteure mitgedacht, mitdiskutiert und Ausgaben entwickelt habt, oft neben einem vollen Hauptberuf! Für viele Gläubige ist Maria eine Türöffnerin zu Jesus und Gott. Wenn ihr die frühe Kirche das Magnifikat in den Mund legt wie eine Präambel über das Leben Jesu, dann spiegelt sich darin beides: Gottes nüchterner Blick auf uns Menschen, von dem wir lernen können. Und Gottes liebevolles „trotz allem“, mit dem er uns annimmt und uns erschließt, was Menschsein tiefergehend bedeuten könnte, wenn wir uns seinem, Gottes Widerstand gegen die allzu menschliche Logik von Eigennutz, Machtausübung und Gewalt anschließen würden. Die Texte dieser Ausgabe beleuchten dies aus unterschiedlichen Perspektiven. Mich hat beim Lesen dieser Ausgabe die Beobachtung berührt, in wie vielen Verkündigungsszenen Maria bei Erscheinen des Engels ein Buch aus der Hand legt. Maria als Lesende. Lesen bedeutet, die Welt mit den Augen anderer sehen zu lernen. Wer wie Maria liest, öffnet sich für die Perspektiven und die Lebenswirklichkeit anderer Menschen. Ich bin den vielen Autor*innen von Herzen dankbar, die uns auf „ihre“ Welt schauen ließen und lassen. Das eine hat mich mehr, das andere weniger berührt, natürlich! Manches bleibt kontrovers. Unausweichlich! Denn die Vielfalt der Perspektiven muss uns ab und an auch einmal aus den Komfortzonen unserer gewohnten Perspektiven führen, uns deshalb manchmal sogar ärgern. Nur in einem so ernstnehmenden Hinschauen und Hinhören wachsen wir aneinander. Ihnen, liebe Leser*innen, danke! Danke, dass Sie diesen Weg mit uns bis hierher gegangen sind. Bitte bleiben Sie uns Jesuiten verbunden. Jetzt übernimmt Mathias Werfeli als Chefredakteur. Lieber Mathias, dir und deinem Team Gottes Segen! Und wohin zielt all das? Am Ende das Buch – wie Maria – aus der Hand legen. Dann höre jede ihrem und jeder seinem Engel zu: Nach allem, was wir voneinander über uns und die Welt kennenlernen durften, welche Verheißung und welchen Auftrag möchte Gott uns da zusagen? Liebe Leserinnen und Leser des Jesuiten-Magazins, P. Tobias Zimmermann SJ EDITORIAL 1

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