Jesuiten 2010-1

22 Jesuiten Geistlicher Impuls Geistlicher Impuls Woran orientiere ich mich in der Krise? Immer wieder gab und gibt es schwierige Momente,heftige Phasen,in denen vieles ins Wanken gerät:im persönlichen Bereich,in Erziehung,Wirtschaft,Politik,auch in der Kirche.Bleiben wir bei der Kirche,der dieses Heft gewidmet ist:Ob die frühen Christenverfolgungen (in einigen Ländern geschehen sie auch heute!), ob dieVerflachung des Glaubens in Zeiten eines Staats- oder Milieuchristentums,ob manche Finsternis im Mittelalter, ob die Zustände,die zur Reformation und zu notwendigen Reformen führten,oder die vielen Spaltungen im Laufe der Kirchengeschichte – das alles hatte immer einen Charakter von Krise.In manchen kirchlichen Gremien und Gesprächen zum pastoralen Handeln heute scheint es fast als wäre die Krise in unseren Breiten das Thema Nummer Eins.Das Grundgefühl ist nicht gerade hoffnungsvoll. Aber was ist unser Problem in der Kirche heute? Priestermangel,Gläubigenmangel,Mangel an Glaubenssubstanz? Manche sehen das Grundübel im Zustand unserer Gesellschaft. Manche konzentrieren sich auf Strukturen und notwendige,wenngleich schmerzliche Strukturveränderungen,inklusive Einsparungen. Oder liegt alles an der Vermittlung des Glaubens,die nicht greift,weil wir nicht die rechte Sprache sprechen oder falsche Themen haben und damit Menschen verfehlen? Oder ganz leicht erklärt:Weil der Papst dies oder jenes gesagt oder getan hat – oder unsere Bischöfe,weil sie nicht so sind wie manche sie gern hätten.Oder die alten kirchlichen Dauerbrennerthemen – wenn die gelöst wären, dann … Möglicherweise liegt ein Problem darin,dass wir „gern“ oder zumindest recht lange auf Probleme schauen. Die kritische Analyse scheint unserer Kultur als eine „heftige Stärke“ gegeben.Die Attraktivität des negativen Blicks,der die Löcher schneller sieht als den Käse drumrum,kann leicht Kräfte einziehen, die wir dringend für den persönlichen und gemeinsamen Weg bräuchten, der weiter führt.Wir wollen uns ja gegenseitig am Ende nicht die Krisenfalten anmerken,wenn wir uns in die Augen schauen, sondern immer mehr unser Gottvertrauen,das Frohe am Leben, am Wort und Wirken der Christen. Krise hängt mit dem Griechischen „krinein“ zusammen,was „unterscheiden“ heißt.Ignatius spricht von der Unterscheidung und gibt den Rat,sich entschlossen in die Richtung zu bewegen,wo die inneren Regungen auf mehr Zuversicht,mehr Freiheit,mehr Glauben, Hoffen und Lieben verweisen.Eine Krise bedeutet Erschütterung.Das gilt es ernst zu nehmen und nicht abzutun.Aber die Richtung unserer Antworten darf nicht eng mit Blickrichtung auf die Krise geschehen,sondern in die Richtung, wo sich mehr Trost, Leben,auch Glaubensleben zeigt. Für alles,was im Leben von Christen wichtig und wesentlich ist,wird immer Christus Maßstab und Orientierungspunkt sein,auch im Verhalten in Krisen und aus ihnen heraus.Bei Jesus Christus lässt sich eine zweifache Ausrichtung entdecken:Einerseits ist er mit seiner

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