Jesuiten 2010-2

22 Jesuiten Geistlicher Impuls Geistlicher Impuls Religionsfreiheit Am 11.Mai 2010 war der dänische Künstler Lars Vilks an der Universität Uppsala zu einemVortrag eingeladen. LarsVilks ist durch seine Zeichnungen,die den Propheten Mohammed als Rondellhund darstellen, international bekannt geworden.Während des Vortrages wurde Vilks von einer Gruppe Zuhörer körperlich angegriffen. Der Vortrag sollte über das Verhältnis von Kunst und Recht auf freie Meinungsäußerung handeln. Stattdessen endete dieVeranstaltung in einem Tumult.Gegenüber standen sich die,die das Recht verteidigten,Religion rücksichtslos angreifen zu dürfen und die,die meinten ihre religiösen Auffassungen mit Gewalt verteidigen zu müssen. Die perfekte Religionsfreiheit ist ein unerfüllbarer Traum und vielleicht ist es gerade das Festhalten an diesem Traum, an dieser abstrakten Idee,das für die alltägliche Religionsfreiheit das größte Problem darstellt. In Wirklichkeit ist Religionsfreiheit ein ”Grenzbegriff”.Er bezeichnet einen Zustand,den es nicht gibt.Es gibt weder völlige Freiheit von Religion (denn alle glauben ja an irgendetwas) noch die uneingeschränkte Freiheit,alle religiösen Gefühle auszuleben.Vielmehr ist Religionsfreiheit ein Balanceakt der Toleranz.Toleranz wird von religiösen Menschen verlangt,damit ihre Religionsausübung nicht für andere unterdrückend wird.Sie wird aber auch von denen erwartet,die religiöse Ausdrucksformen bei anderen dulden müssen.Religionsfreiheit setzt vernünftige,verantwortliche Menschen voraus,die verstanden haben,dass kluge Entscheidungen immer Abwägungen und Rücksichtnahmen sind. Vielleicht ist das größte Problem für die Religionsfreiheit gar nicht so sehr die Religion,sondern die Freiheit.Freiheit tut sich schwer mit Grenzen und es ist ihr Hang zur Maßlosigkeit,der sie gefährlich macht.Es ist nicht die Religion,die gewalttätig ist,sondern die Maßlosigkeit ihrer Anhänger - und ihrer Feinde. Für den hl.Ignatius ist Freiheit Indifferenz, d.h. ein innerer Abstand zu den Dingen, ohne den wir nicht verstehen können was richtig ist.Indifferenz ist Freiheit von Selbstbezogenheit,sie ist innere Freiheit.Diese innere Freiheit hat ihren Ursprung in Gott. Der hl.Ignatius drückt dies in seinem berühmten Gebet aus:„Nimm hin,o Herr, meine ganze Freiheit!“ Freiheit ist ein Geschenk Gottes.Aber gerade weil Freiheit von Gott kommt,muss sie verantwortlich gestaltet werden. Wenn es zwischen Menschen,die von Religion befreit sein wollen und anderen,die ihre Religion frei ausüben wollen,immer wieder Konflikte gibt,liegt dies wohl auch daran,dass etwas mit der Freiheit nicht so funktioniert wie es sollte.Das ist nicht nur ein Versagen einer religionsbefreiten Gesellschaft, sondern auch ein Versagen der Menschen,die sich religiös nennen.Als Jesus seine Jünger aussandte,riet er ihnen,klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben zu sein (Mt 10,16).Wenn es um Religion geht, reagieren Menschen verblüffend oft weder klug noch arglos.Offensichtlich fehlt vielen die nötige Distanz,die nötige Indifferenz, sobald es um Religion geht.Aber beide Hal-

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