Jesuiten 2010-2

6 Jesuiten Schwerpunkt: Religionsfreiheit darauf,dass das Christentum keinen herausgehobenen Bezirk,kein „fanum“ kennt,weil ihm die ganze Welt heilig ist. Dem Christentum verbietet sich Fanatismus,weil nichts Innerweltliches absolut ist,sondern allein der alle Welt übersteigende Gott.Der aber findet seinen Anknüpfungspunkt im Menschen,denn er ist selbst Mensch geworden und erklärt sich durch Jesus mit allen Menschen,mit den „geringsten seiner Brüder“ solidarisch.Daher kann er auch nichts Religiöses dem Menschen verordnen.Die Religionskritik Jesu lautet: „Der Sabbat ist für den Menschen da,nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,27) Ist Religionsfreiheit nur dann lebbar,wenn ich die an meine Religion gebundenen Wahrheitsansprüche in Frage stellen lasse? Religionsfreiheit wird von Papst Pius IX.im so genannten Syllabus von 1864 (eine Zusammenfassung theologischer Ächtungen) als „Indifferentismus“ verworfen.Ja selbst noch Pius XII.lehnt 1953 in seiner so genannten „Toleranzansprache“ die Religionsfreiheit ab mit dem Argument, die Wahrheit gehe der Freiheit voraus. Dagegen gilt aber im Verhältnis von Wahrheit und Freiheit, dass es das eine nicht ohne das andere geben kann.Wahrheit und Freiheit sind also gleichrangig.Ohne frei zu sein,kann niemand urteilen.Der Mensch ist also auf Wahrheit und Freiheit ausgerichtet. Das muss sein Tun bestimmen. Stößt er in seiner oder einer anderen Religion auf etwas,das er für unwahr hält,hat er es abzulehnen.Das widerstreitet der Religionsfreiheit keineswegs,da sich auch in ihr die unlösbare Einheit von Wahrheit und Freiheit ausdrückt. Zum Schlagwort „interreligiöser Dialog“:Wieso sind wir des Begriffes so müde geworden? Eine geistige Auseinandersetzung ist mühsamer als der faule Friede,der jeden bei seiner Meinung lässt und sich dabei recht tolerant vorkommt.Aber eher ist es ihm bloß egal,was ein anderer denkt. „Soll jeder nach seiner Façon glücklich werden und den Gott anbeten,den er will.“ Sollten die Gläubigen nicht eine solche Position annehmen? Paulus schreibt:„Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem Wahn. Ihr Sinn ist verfinstert. Sie sind dem Leben Gottes entfremdet durch die Unwissenheit,in der sie befangen sind,und durch dieVerhärtung ihres Herzens.Haltlos wie sie sind,geben sie sich der Ausschweifung hin, um voll Gier jede Art von Gemeinheit zu begehen.“ (Eph 4,17-20) Der erste Petrusbrief spricht von der sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise,aus der die Christen losgekauft worden seien (1,18).Jesus selbst schließlich lehrt:„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet;wer aber nicht glaubt,wird verdammt werden.“ (Mk 16,15f) Dieser urchristliche absolute Anspruch klingt nicht sehr zeitgemäß,er passt nicht in unsere aufgeklärte demokratische Gesellschaft.„Ja,unsere Gesellschaft“,wird einer einwerfen,„bei der darf man ohnehin alles.Die ist genauso haltlos und ohne Moral,wie es Paulus den Heiden vorwirft.“ Aber vielleicht sollte man fragen:Warum ist diese Gesellschaft eigentlich gegen Intoleranz und Fanatismus? Hat sie nicht recht damit? Haben nicht Fanatiker aller Schattierungen mehr Leute auf dem Gewissen als alle raubgierigen oder triebbeherrschten Verbrecher? Ist daher nicht doch eine Haltung,die jeden nach seiner Façon selig werden lässt,jedem geistigen Totalitätsanspruch oder alleinseligmachender Lehre vorzuziehen? Nur müsste man wissen

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