Jesuiten 2010-3

September 2010/3 Jesuiten 29 Medien Ansgar Wiedenhaus: Immer wieder neu anfangen dürfen In diesem spannend geschriebenen Taschenbuch wagt ein junger Jesuit einen originellen Vorstoß,wie den Menschen hierzulande ein neuer Zugang zum Bußsakrament eröffnet werden könnte.Anlass ist für ihn die anhaltende Krise der traditionellen Beichte,die er als engagierter Seelsorger nicht einfach resignierend hinnehmen möchte.Ansgar Wiedenhaus,Leiter der Cityseelsorge in St.Klara (Nürnberg),greift zunächst auf eine für viele Seelsorger vertraute Erfahrung zurück:Die meisten Menschen öffnen sich im Beichtgespräch erst dann wirklich,wenn man sie nach dem Schuldbekenntnis einfach fragt:„Wie geht es Ihnen? Gibt es etwas,das Sie besonders bedrückt?“ Dann kommt häufig erst die tatsächliche Not der Menschen zur Sprache. Darum möchte der Verfasser dem Bußsakrament für die heutige Seelsorge einen neuen Akzent geben:Es soll vor allem als der sakramentale Ort der Ermutigung und des Zuspruchs der Nähe Gottes und seiner heilenden Liebe erfahren werden können. Nicht die moralische Schuld,nicht menschliche Unzulänglichkeiten und Verfehlungen stehen dann im Vordergrund der Beichte, sondern das leidvolle Bedrängtsein des Einsehens von der Macht der Ursünde bzw. „Erbsünde“,die in jeder menschlichen Lebensgeschichte weiter wirkt.Sie zeigt sich vor allem im Verlust des Grundvertrauens gegenüber Gott:dass er in allem,was uns zustößt,uns in Güte zugetan ist. Ohne dieses Vertrauen wird der Mensch unvermeidlich von der Angst um sich selbst und um sein nun selbst zu schaffendes Glück beherrscht.Diese Ur-Sünde bildet nachWiedenhaus den eigentlichenWurzelboden für unser vielfältiges schuldhaftes Tun Gott,den Menschen und uns selbst gegenüber. Deswegen sollte es in der Beichte zuallererst um die sakramentale Stärkung in dieser (von uns her gesehen) ausweglosen Situation der Ur-Sünde und um das Geschenk der Befreiung daraus durch Gott gehen;erst in zweiter Linie um Bekenntnis und Vergebung.Wie eine solche „neue Beichtpraxis“ konkret aussehen könnte, entfaltet Wiedenhaus am Schluss.So orientiert sich z.B.die Gewissenserforschung am so genannten „Tagesexamen“,wie es Ignatius in den Exerzitien entwickelt hat.Dadurch stehen alle weiteren Schritte des Sakramentes unter dem bestimmenden Vorzeichen des Wohlwollens Gottes und der Dankbarkeit des Menschen. ■ Medard Kehl SJ Topos Taschenbücher, Kevelaer 2010 104 Seiten,ISBN 978-3-8367-0710-7

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==