Jesuiten 2010-4

6 Jesuiten Schwerpunkt: Heiliger Alltag Schwerpunkt Begegnung in den frühen Morgenstunden Es soll sie noch geben,diese Spezies von Frühaufstehern.Wo wir uns vielleicht fragen mögen: „Was machen die da so früh?“ Diese Huldigung an den frühen Morgen,von Dichtern und Poeten besungen,hat schon etwas Besonderes.Der Mensch ist noch in verschiedenartigsten Träumen verwickelt, die Natur atmet noch einmal tief durch.Da sind Mönche,die schlaftrunken der frühen Gebetszeit der Matutin entgegeneilen,oder arbeitende Menschen,die schon früh beginnen müssen. Die Nachtaktiven sind auf dem Rückzug. Doch da ist eine verbleibende Stille und friedvolle Ruhe in einer sonst total verlärmten Welt,die eine kostbare Einladung enthält. Schon seit Jahrzehnten habe ich mich dieser jungen, frischen Tageszeit anvertraut und stehe täglich morgens 3:30 Uhr pünktlich auf der Matte.Also eine Zeit der Ruhe und Stille, die in idealer Weise zum Gebet und der Begegnung mit Gott einlädt.Nicht,dass ich mich gleich in das Gebet stürze.Leib und Seele brauchen einen Ansporn, durch eine Tasse Cappuccino und einigen Bewegungsabläufen. Einige Ordnungs- und Ergänzungsaufgaben sind zu erledigen,der Frühstückstisch wird bereitet,auch schon ein paar Hemden gebügelt,wobei ich mit dem Rosenkranz beginne.Dann folgt eine Gebetszeit,in der ich früher das Brevier betete,heute aber gezielt für eine Menschheit im Argen und der Not bete,die ganz schön herumgewirbelt wird. Diese Frühe ist nicht unbedingt eine jesuitische Tagzeit, so mache ich mich häufig auf den Weg zu den Thüner Franziskanerinnen des Franziskus-Krankenhauses in Berlin,die eine Frühmesse um 6:15 Uhr anbieten.Eine halbe Stunde vor Beginn kann ich noch meditieren oder den Rosenkranz zu Ende beten. Das Fundament für den Tag ist gelegt. Der frühe Morgen trägt eine Verheißung in sich: Die Morgenröte eines absolut neuen Tages zu erleben, der dieser Weltzeit nicht mehr angehört.Der aus Leid undTod heraus gehoben ist,und einen Frieden birgt zwischen den Menschen und Völkern, zwischen Menschen undTieren und zwischen den neuen Himmeln, der den ehemals paradiesischen Zustand weit übertrifft,denn wir erleben ihn mit dem wiedergekommenen Herrn Jesus Christus,seiner Heiligen Mutter und in Verbindung mit allen Heiligen.Der Frühaufsteher harrt auf die Parusie des Herrn,die prophetisch schon lange angekündigt ist. ■ Dieter Metzler SJ © KNA-Bild

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