Jesuiten 2011-1

Wüste (Mt 4,1-11) zeigt diese Unterscheidungsgabe Jesu glasklar.So bietet derVersucher Jesus im dritten Anlauf an,ihm alle Reiche dieser Welt und deren Pracht zu geben, wenn er niederfalle und ihn anbete.Sind weltliche Macht und unermesslicher Wohlstand mehr wert als die Treue zu Gott? Dieses Thema durchzieht die christliche Kultur,wie im Schauspiel „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal oder in der Tragödie des Dr. Faustus.Jemand kann sich so an etwas Irdisches hängen,dass er dabei seine Seele verkauft.Er glaubt, die Welt gewonnen zu haben und verfehlt das Ziel seiner Seele,er verliert Gott.Darum bedeutet ein intensives Leben aus dem Glauben nicht nur „Weltfreudigkeit“,sondern auch „Weltflucht“.Es gilt mit allen Kräften das zu meiden,was mich von Gott trennen kann. Wer diesen Weg geht, schaut auf Jesus und spricht mit ihm über seinen Abstieg,seinen Weg zu den Menschen,seine Niedrigkeit und seine Leiden in dieser Welt. Er beginnt zu verstehen, dass die „eitle Ehre dieser Welt“, das heißt der selbstgefällige Hochmut,die radikalste Haltung ist,die einen Menschen in die Gottesferne führt. Ignatius nennt diesen Klärungsprozess „Unterscheidung der Geister“.Die Erfahrung des geistlichen Trostes ist eine innere Regung, die mehr zu Gott hinführt.Die Seele spürt die Nähe Gottes und wird darin bestärkt.Die Erfahrung der Trostlosigkeit bewirkt das Gegenteil.Beim Umgang und Gebrauch der weltlichen Dinge ist es entscheidend,ob der Mensch dadurch mehr zu Gott findet oder nicht.Ignatius nennt es Trost, wenn ein Mensch kein geschaffenes Ding dieser Welt um seiner selbst willen liebt,sondern in der Liebe zu diesem geschaffenen Ding die Liebe zu Gott findet. So gibt er als Regel für die jungen Menschen, die sich auf den von ihm vorgezeichnetenWeg des Glaubens machen:Alle sollen sich in großer Klarheit darum bemühen,„dem gütigen Gott um seiner selbst willen zu dienen und zu gefallen und wegen der Liebe und den so einzigartigen Wohltaten, womit er uns zuvorgekommen ist.… Und man ermahne sie häufig, in allen Dingen Gott unseren Herrn zu suchen,indem sie,so sehr es möglich ist,die Liebe zu allen Geschöpfen von sich entfernen,um sie auf deren Schöpfer zu richten und ihn in allen Dingen zu lieben und alle in ihm,gemäß seinem heiligsten und göttlichen Willen.“ (Satzungen der Gesellschaft Jesu,Nr.288). Das ist der Kern der ignatianischen Mystik:die Dinge dieser Welt im Licht Gottes betrachten. Dies entfacht im Menschen das Feuer seiner Liebe. Die Offenheit für die Dinge dieserWelt zeichnet den glaubenden Menschen aus.Doch da er weiß,dass sich seine Seele auch ganz an das Irdische hängen kann,braucht er in gleicher Weise viel Distanz, wenn auf dem Spiel steht,Gott zu verlieren.Die Kinder spielten ihr Spiel in meinem Büro.Gott lädt jeden Menschen ein,sein „Spiel“ mitzuspielen und so die Dinge dieser Welt in rechter Weise zu gebrauchen. ■ Franz Meures SJ 4 Jesuiten Schwerpunkt: Die Welt erforschen – Gott finden

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