Jesuiten 2011-1

März 2011/1 Jesuiten 3 gibt. So beginnt der Text der Exerzitien mit dem Satz:„Der Mensch ist geschaffen,um Gott,unseren Herrn,zu loben,ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen und so seine Seele zu retten.“ Ignatius geht davon aus,dass der Mensch als freies Wesen geschaffen ist. Er ist von Gott ins Dasein gerufen und ist frei,mit seinem Leben diesem Gott zu antworten.Er kann ihn loben und ihm dienen,er kann aber auch das genaue Gegenteil tun,nämlich die Existenz Gottes leugnen und sein Leben an ganz anderen Maßstäben ausrichten.Die Freiheit dazu hat er,doch hält Ignatius die Leugnung Gottes und dieVerweigerung einer Antwort für den größten Fehler,den ein Mensch begehen kann. Wenn es die ursprüngliche Berufung jedes Menschen ist,Gott mit seinem ganzen Leben zu antworten,dann stellt sich von selbst die Frage:Und was ist mit all den anderen Dingen dieserWelt?Wozu sind diese da? „Die übrigen Dinge auf dem Angesicht der Erde sind für den Mensch geschaffen,damit sie ihm zurVerwirklichung des Zieles helfen,für das er geschaffen ist“ – fährt das Exerzitienbuch fort.Alles also, was es sonst auf derWelt gibt, ist für den Menschen geschaffen.So wie die Kinder in meinem Büro spontan davon ausgingen,dass alle Dinge dazu da sind,um mit ihnen spielen zu können,so kann der glaubende Mensch davon ausgehen, dass alles auf dieserWelt, die sichtbaren und die unsichtbaren Wirklichkeiten, für ihn da sind,damit er Gott besser verehren und ihm besser dienen kann. Aus dieser Sicht der Bestimmung des Menschen und der anderen Dinge folgt eine nüchtern positive Einstellung zur Welt, eine Art Indifferenz.Jeder kann alle Dinge ruhig und wohlwollend anschauen,um zu verstehen,ob sie ihm zu seinem Ziel helfen oder nicht.Karl Rahner nannte dies eine „Mystik der Weltfreudigkeit“.Als die ersten Jesuiten um Franz Xaver mit der Missionstätigkeit in Asien begannen,sind sie in dieser Haltung auf die Menschen anderer Sprachen,Kulturen und Religionen zugegangen:schauen,was an Positivem darin zu finden ist.Ähnlich war der Umgang mit den Naturwissenschaften und den Humanwissenschaften.Diese Haltung sprengt die Grenzen des bisher Bekannten und Gewohnten.Sie öffnet für ganz neue Erfahrungen mit derWelt und somit auch mit Gott, welcher ja der Schöpfer aller Dinge ist. Und wie finde ich heraus,wie ich die Dinge dieser Welt gebrauchen soll? Der lange geistliche Weg, den Ignatius in seinen Exerzitien lehrt,will im glaubenden Menschen ein Gespür dafür wecken,welcher Umgang mit derWelt der persönlichen Beziehung zu Gott hilft und welcher nicht. Dabei ist für ihn die Person Jesu Christi der zentrale Orientierungspunkt.Unermüdlich werden in den Exerzitien die Person Jesu,sein Wirken,seine Botschaft und seine Haltungen betrachtet.So kann man ihm ähnlich werden. Der Bericht von denVersuchungen Jesu in der

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