Jesuiten 2011-2

Juni 2011/2 Jesuiten 23 als etwas, das bleibt und größer ist als das Leben. Sicher, da ist noch nicht das Bekenntnis an den persönlichen Schöpfergott, an Menschwerdung usw. enthalten.Aber wäre es nicht ein guter Weg, um sich überhaupt erst einmal dem zu nähern, an das man glauben kann, anstatt an etwas, an das man glauben soll? Klar, ein Gottesbeweis lässt sich auf diesem Weg (wie auch auf keinem anderen) nicht gewinnen. Aber dem Suchenden drängt sich vielleicht so die Ahnung auf, dass es etwas im Leben gibt, das nach Ewigkeit schmeckt, das weit über das Leben hinausgeht und eine andere Qualität besitzt als Texte von Bekenntnissen und theologischen Reflexionen. Diese Erfahrungen ernst zu nehmen, das ist Gebet, das ist Gotteserfahrung. Zu verstehen, dass die Sehnsucht nach Ewigkeit, nach Liebe, die hält, nach Gemeinschaft nicht ein Ausdruck des eigenen Ungenügens, sondern die Erfahrung von Gottes Stimme in meinem Leben ist. Und wenn es zu schwer fällt, dem Ganzen den Namen Gott zu geben – er hatte schon immer mehr als einen Namen.Wichtig ist es, frei zu werden von dem Zwang, glauben zu müssen und zu entdecken, woran man glauben kann. Gotteserfahrung ist nicht ein exotisches Gefühl oder eine dauernde Sondersituation, die ich mit einiger Übung immer weiter ausdehnen kann. Gotteserfahrung ist eine Perspektive, die ich an Alltagserfahrung herantrage. Ansgar Wiedenhaus SJ

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