Jesuiten 2011-4

Dezember 2011/4 Jesuiten 21 Schwerpunkt Film-Exerzitien Auf den ersten Blick mag die Kombination „Exerzitien und Film“ sowohl eingefleischte Kinogängerinnen als auch erfahrene Exerzitanten irritieren, denn noch immer gilt der Film als vergleichsweise leichte Kunst; und noch immer sind Exerzitien ein Synonym für ernsthaftes und strenges Üben. So gesehen ist es nicht von vornherein klar, ob sich Filme in einen Exerzitien-Prozess integrieren lassen. Immerhin gibt es aber einige Indizien, die dafür sprechen. Gehen wir davon aus, wozu Ignatianische Exerzitien da sind. Sie können Ihnen dienen, wenn Sie Ihren Kompass neu ausrichten, wenn Sie sich tiefer in die Grundbotschaften des Evangeliums einwurzeln möchten, wenn Sie vor einer wichtigen Entscheidung stehen oder wenn Sie sich ernsthaft fragen, zu welchem Leben Sie als Christin und als Christ eigentlich berufen sind. In den Exerzitien lesen Sie täglich bestimmte Bibelstellen und fragen sich danach, welche Saiten diese Stellen bei Ihnen zum Schwingen bringen. Das Leben Jesu lesend, lesen Sie Ihr eigenes Leben. Das Exerzitienbuch des Ignatius weist Ihnen dabei denWeg und Exerzitien geschehen in strengem Schweigen. Gesprochen wird nur zwischen Exerzitant, der Exerzitantin und Begleiter, während der täglichen Eucharistiefeier und dann, wenn der Begleiter einen Impuls hält. All diese Elemente spielen auch bei den FilmExerzitien eine tragende Rolle. Besonders ist bloß der Umstand, dass der Impuls des Exerzitien-Begleiters größtenteils durch einen Film ersetzt wird. Wir durften in den letzten Jahren viele Menschen in Film-Exerzitien begleiten. Dabei hat sich gezeigt, dass passende Filme jene Dynamik, welche in den Exerzitien angestrebt wird, unterstützen oder sogar verstärken. Zuweilen werden einem vor der Leinwand Szenen des eigenen Lebens neu bewusst. Manchmal genügt eine Film-Sequenz oder sogar ein einziges Bild, damit sich jemand besser versteht. In den Krisen und Abenteuern, die die FilmHelden meistern, lassen sich eigene Möglichkeiten und Anteile erkennen. Und manchmal wirkt ein Film gar wie ein Schlüssel zu fremden Sälen unseres eigenen Schlosses. Bilder können sich tief ins Gemüt, in die Seele einbrennen und länger nachwirken alsWorte; zumal dann, wenn sie sich langsam aneinander reihen. Und von Bildern kann eine eminent reinigende Wirkung ausgehen. Eine passende Abfolge von Filmen unterstützt und vertieft jenen Aufbruch zum neuen Leben, den die Ignatianischen Exerzitien anzielen. Mehr noch, die Botschaft der Bilder erschließt sich auch dem, der von Religion nichts mehr erwartet. Filme machen Grenzen durchlässiger, legen Perspektiven auf Größeres frei. Mehr dazu: <www.film-exerzitien.org>. Franz-Xaver Hiestand SJ Christof Wolf SJ

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