Jesuiten 2012-3

September 2012/3 Jesuiten 17 Schwerpunkt Heiliger Antonius, hilf! Antonius von Padua ist einer der populärsten Heiligen. 1195 in Lissabon geboren, trat er in den gerade entstandenen Franziskanerorden ein. Er wurde zu einem wortmächtigen Prediger, dem einer Legende zufolge sogar die Fische lauschten. Der antiklerikale Wilhelm Busch widmete dem Heiligen eine ganze Serie seiner Bildergeschichten. In einer davon widersteht er standhaft den Versuchungen des Teufels, der ihm in Gestalt eines hübschen Mädchens erscheint, am Ende aber sein wahres Gesicht zeigt und mit großem Rumor durchs Ofenrohr entweicht. Wilhelm Busch zieht augenzwinkernd die folgende Moral: „Oh, heil’ger Antonius von Padua, Du kennst uns ja! So laß uns denn auf dieser Erden, auch solche fromme Heilge werden!“ Am bekanntesten ist der heilige Antonius als Patron für das Wiederfinden verlorener Dinge. Dies geht auf die Überlieferung zurück, dass ein junger Mönch den Psalter des Antonius ohne dessen Erlaubnis mitnahm. Daraufhin wurde er von Erscheinungen heimgesucht, so dass er das Buch schleunigst zurückbrachte. Nun mag es manchem mit dieser besonderen Zuständigkeit des heiligen Antonius gehen wie dem berühmten Atomphysiker Niels Bohr mit dem Hufeisen, das er über dem Eingang seines Landhauses hängen hatte. Als ihn ein Kollege fragte, ob er denn abergläubisch sei, antwortete er: „Natürlich nicht! Aber es soll auch helfen, wenn man nicht daran glaubt.“ Selber habe ich vor kurzem folgendes erlebt. Ich habe eine Fahrradtour von München auf die Bayeralm oberhalb des Tegernsees gemacht. Als die Sonne herauskam habe ich meine normale Brille mit meiner Sonnenbrille ausgetauscht. Am Abend bei einem kühlen Bier wollte ich die Brillen wieder wechseln, doch das Etui war leer.Vielleicht war die Brille herausgefallen. Ich durchwühlte zuerst meinen Rucksack – erfolglos. Wo hatte ich nur die Brille gewechselt? Es schien mir fast aussichtslos, dies zu rekonstruieren. Dann dachte ich an den heiligen Antonius – und siehe da, mir fiel die Bank vor einem Geschäft ein, wo ich die Brillen gewechselt hatte. Könnte es nicht so gewesen sein, dass ich die Brille einfach auf der Bank hatte liegen lassen? Mir fiel auch noch ein, dass das Geschäft bis 18 Uhr geöffnet hatte. Es blieb gerade noch eine halbe Stunde. Ich stieg in die Pedale und traf kurz vor 18 Uhr vor dem Geschäft ein. Ob eine Brille auf der Bank gefunden wurde, fragte ich die Verkäuferin. Sie bejahte, wollte aber zur Sicherheit noch eine kleine Beschreibung. So hatte ich meine Brille tatsächlich wiedergefunden und spürte etwas von der Freude der Frau im Evangelium, die die verlorene Drachme wiedergefunden hat. Zwei etwa zehnjährige Jungen seien es gewesen, die die Brille entdeckt und bei ihr abgegeben hatten. Gerne hätte ich ihnen einen Finderlohn gegeben, doch die Verkäuferin kannte sie leider nicht. Nun gibt es von einem Skeptiker einen psychologischen Erklärungsversuch für die Hilfe des heiligen Antonius. Das Beten zu ihm helfe, von der verzweifelten und verkrampften Suche wegzukommen, und so würden tiefere Schichten des Gedächtnisses freigelegt. Das mag so sein. Doch nachdem sich Gott der natürlichen Fähigkeiten des Menschen bedient, spricht nichts dagegen, dass der heilige Antonius auch auf diesen Wegen wirken und helfen kann. Martin Maier SJ

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