Jesuiten 2012-3

September 2012/3 Jesuiten 29 Medien Helmut James und Freya von Moltke: Abschiedsbriefe Ich halte dieses Buch, um es kurz zu sagen, für eines der ganz großen Zeugnisse christlichen Glaubens aus dem letzten Jahrhundert. Und warum muss es ausgerechnet in der Zeitschrift JESUITEN hervorgehoben werden? Weil Helmuth James von Moltke der Auffassung war, dass seine Geschichte von den Jesuiten erzählt werden soll. „Da wir vor allem für den heiligen Ignatius sterben, sollen seine Jünger sich darum kümmern.“ (S. 474) Helmuth J. von Moltke, der Gründer des Kreisauer Kreises, stand u.a. zusammen mit Alfred Delp am 10.1.1945 vor demVolksgerichtshof. Ein Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli konnte ihm nicht nachgewiesen werden, deswegen brauchte man einen anderen Grund, um ihn zumTode zu verurteilen. Und man fand ihn: Kontakt mit Jesuiten und katholischen Bischöfen. Moltkes ebenso lapidarer wie tiefsinniger Kommentar in seinem Brief an Freya vom selben Tag, nach der Verhandlung: „Dass ich als Martyrer für den heiligen Ignatius von Loyola sterbe … ist wahrlich ein Witz, und ich zittere schon vor dem väterlichen Zorn von Papi, der doch so antikatholisch war. Das andere wird er billigen, aber das? Auch Mami wird damit wohl nicht ganz einverstanden sein.“ Und ein paar Zeilen vorher: „Das hat den ungeheuren Vorteil, als wir nun für etwas umgebracht werden, was wir a. wirklich getan haben und was b. sich lohnt.“ (473) Das „wir“ in diesem Satz ist wichtig, denn auch Delp und die anderen Widerständler des Kreisauer Kreises hatten in ihren Treffen quasi als Nebenprodukt die Einheit der Christen entdeckt, die, um es mit einem Ausdruck aus der Enzyklika „ut unum sint“ von Johannes Paul II zu sagen, „Ökumene der Martyrer“. Moltke selbst sah in dieser Entwicklung der Ereignisse bis hin zu seiner Verurteilung ausgerechnet aus diesem Grunde ein Zeichen des Himmels, ein Zeichen der Zeit: Im Land der Reformation hat Gott selbst eine neue Einheit der Christen hergestellt. Freya von Moltke verfügte, dass diese letzten Briefe – Zeugnisse einer großen Liebe, eines tiefen Ringens um Loslassen, Vertrauen und Hoffnung über drei quälende, aber auch befreiende Monate hinweg – erst nach ihrem Tode veröffentlicht werden. Für das Jesuiteninteressierte Leserauge ergeben sich quasi nebenbei Einblicke in das geistliche Gespräch zwischen den drei Häftlingsgefährten Moltke, Delp und Gerstenmaier: Exerzitien im Gefängnis. Klaus Mertes SJ Helmuth James und Freya von Moltke, Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel, September 1944–Januar 1945, München 2011, Beck Verlag, 608 S.

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