Jesuiten 2013-1

Im Angesicht des Todes Die Verhandlung selbst war geschickt und raffiniert gestellt. So raffiniert, dass keiner mit dem zu Wort kommen konnte, was den anderen entlastet oder ihm selbst von Vorteil war. Es wurde genau das und nur das gefragt und zur Aussage zugelassen, was nach der gerade gültigen These langt zum Verurteilen. (…) Die Beschimp- fungen von Kirche, Orden, kirchengeschichtlichen Überlieferungen etc. waren schlimm. Ich musste eigentlich an mich halten, um nicht loszuplatzen. Aber dann wäre die Atmosphäre für alle verdorben gewesen. Diese herrliche Gelegenheit für den großen Schauspieler, den Gegenspieler für einen gescheiten, überragenden, verschlagenen Menschen zu erklären und sich dann so unendlich überlegen zu zeigen. Es war alles fertig, als er anfing. (…) Diese bitteren Monate der Reife und des Unglücks stehen unter einem ganz eigenartigen Gesetz. Von der ersten Minute an war ich innerlich sicher, es würde alles gut gehen. Gott hat mich in dieser Sicherheit immer wieder bestärkt. Ich habe in diesen letzten Tagen gezweifelt und überlegt, ob ich Selbsttäuschungen zum Opfer gefallen bin, ob sich mein Lebenswille in religiösen Einbildungen sublimiert hat oder was das war: Aber diese vielen spürbaren Erhebungen mitten im Unglück; diese Sicherheit; dieser gewisse „Trotz“, der mich immer wissen ließ, es wird ihnen die Vernichtung nicht gelingen. Alfred Delp SJ 20 Schwerpunkt Foto: Creative Commons / Alexrk2

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