Jesuiten 2013-1

Jesuiten Die Sprache der Steine 2013/1 ISSN 1613-3889

Titelbild: Turm von Maria Regina Martyrum Foto: Rabanus Flavus Ausgabe März/2013 Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Gotteserfahrung im Raum 4 Die Zelle als Ort der Befreiung 6 Kirchenbaumeister Hans Schädel 8 Wenn die Zukunft stirbt 10 Gedenken an die Namenlosen 12 Die apokalyptische Frau 14 Erinnerungen an meinen Vater 16 Vorbilder im Glauben und Leben 18 Im Angesicht des Todes 20 Leben im Gedenken Geistlicher Impuls 22 Die Steine werden schreien Aktuell 24 Jesuiten aus der ehemaligen DDR rehabilitiert Nachrichten 25 Neues aus dem Jesuitenorden Personalien 28 Jubilare Medien Hörbuch CD 29 Alfred Delp – Im Angesicht des Todes Rückblick 30 Jesuiten-Flüchtlingsdienst 33 Autoren dieser Ausgabe Die besondere Bitte 34 JRS 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden 6 Virtualität aus der Schulperspektive 8 Mailgewitter & Twitterstürme 10 In die Computerzeit hineinleben 11 Erreichbarkeit 2.0: Facebook ohne Ende 14 Online-Exerzitien 16 Pastorale Projekte 17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin 18 Warum ich bei Facebook bin 20 blog.radiovatikan.de 21 Jesuiten in Facebook Geistlicher Impuls 22 Von der Versuchung, virtuell zu leben Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Vorgestellt 29 Gebetsapostolat Nachrufe 2012 30 Unsere Verstorbenen Medien 32 DVD: Die Schrittweisen. Zu Fuß nach Jerusalem 33 Autoren dieser Ausgabe 34 Die besondere Bitte 34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Inhalt Ausgabe 2012/4 2012/4 Titelbild: @ Fotolia „Virtualität ist die Eigenschaft einer Sache, nicht in der Form zu existieren, in der sie zu existieren scheint, aber in ihrem Wesen oder ihrer Wirkung einer in dieser Form existierenden Sache zu gleichen.“ Diese Definition aus „Wikipedia“ auf vielfältige Weise umzusetzen, nahm sich Simon Lochbrunner SJ mit seinen Bildern im Schwerpunktteil dieser Ausgabe vor.

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, was würden die Steine erzählen im nahe gelegenen Gefängnis in Berlin Plötzensee von den letzten Stunden der Frauen und Männer, die dort von den Schergen der nationalsozialistischen Diktatur mit der Guillotine oder an Fleischerhaken aufgehängt ermordet wurden? Steine können sprechen wie Räume und Farben. Wie? Das wollen wir mit dieser Ausgabe zeigen. Dieses Jahr wird einer der faszinierendsten modernen Kirchenbauten in Deutschland 50 Jahre alt. „Maria Regina Martyrum“, „Maria Königin der Märtyrer“, ist ein vom deutschen Laienkatholizismus initiierter Kirchbau, der dem Gedenken an die Menschen einen Ort geben soll, die auch in Bedrängnis ihrem Gewissen und ihrem Glauben treu geblieben waren. Es ist ein sperriger Bau, der sich nicht jedem erschließt. Dem, der sich darauf einlässt, eröffnet sich jedoch durch den Raum ein geistlicher Kosmos wie in den großen Kathedralen. Diese Kirche ist mehr als Versammlungsort und Hülle für die Liturgie. Wer hierher kommt, wird ästhetisch, geistig und geistlich gefordert: Man muss sich selbst öffnen für die Sprache des Raums und braucht Zeit, um innere Wege zu gehen. Dieser Raum stößt alle Versuche zurück, das Gotteshaus zum heimeligen Wohnzimmer zu degradieren: keine platten Illustrationen, keine christentümelnden Sprachfloskeln der katholischen Devotionalien- und Bildindustrie und kein katechetischer Firlefanz versuchen einem hier die christliche Botschaft leicht verdaulich zu servieren. Der Architekt Hans Schädel eröffnet vielmehr durch das Erleben äußerer Räume, durch überraschende Perspektiven und hochrangige Kunstwerke, die in dieses Gesamtkunstwerk hinein komponiert sind, innere Räume geistlichen Erlebens. Die Erfahrung der letzten Stunden von Helmuth James Graf von Moltke und Pater Alfred Delp, um diese nur stellvertretend zu nennen, werden nicht enteignet zur Illustration. Aber die ihrem Erleben selbst innewohnende Transparenz ihres Schicksals hin auf das Mahl, auf Kreuz und Auferstehung, wird für die Besucher der Kirche buchstäblich am eigenen Leib erfahrbar. Und so öffnen sich die inneren Sinne für die Feier des letzten Abendmahles. Hans Schädel traut sich, die christliche Botschaft in der Sprache der eigenen Zeit zu sagen. Gerade dies reiht ihn in unseren Augen ein in die Tradition großer Kirchenbaumeister. Liebe Leserinnen und Leser, wir möchten Sie mit dieser Ausgabe einladen, diesen Ort, der uns im Gedenken an Pater Alfred Delp wertvoll ist, zu besuchen. Wir wollen Sie einladen, mit uns verschiedene Wege zu gehen, sich einen Raum und seine Kunstwerke geistlich zu erschließen. Denn die Kirche Maria Regina Martyrum zeigt, wie moderne Architektur sich in hervorragender Weise als Ausdrucksmittel theologischer Erkenntnis und Raum geistlicher Erfahrung eignet. Claus Pfuff SJ Tobias Zimmermann SJ 1 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

Gotteserfahrung im Raum Kirchbau als Einführung in einen geistlichen Weg Man betritt die Kirche der „Königin der Märtyrer“ durch einen scharf-kantigen Glockenturm, der an einen Wachturm erinnert. Dahinter öffnet sich ein leicht abfallender Hof. Gepflastert und gefasst von dunklen Basaltkieselplatten ist er geprägt durch eine Atmosphäre zwischen Appellplatz und Gefängnishof. Die Architektur „spielt“ einem nichts vor, noch gängeln Illustrationen oder Schilder die Wahrnehmung des Eintretenden. Allein die unterkühlte Nüchternheit und die düstere Weite des Platzes lassen langsam die langen Reihen zum Appell stehender zerlumpter Gestalten aus der Erinnerung aufsteigen, die man von Fotografien der Konzentrationslager kennt. Auch der Kreuzweg von Otto Herbert Hajek (Stuttgart) fügt sich ein. Seine ineinander verkanteten, spitzigen Balken unterstützen zunächst fast ornamental den Eindruck des Verbarrikadierens ohne Ausweg. Lässt sich der Blick aber fangen, dann löst sich der stählerne Verhau auf in stürzende oder in den Himmel starrende Kreuze. Es entsteht ein Weg der Verurteilungen, der Verletzungen und des Sterbens, der sich erst ganz zuletzt wieder zu einem Gesamtbild verbindet, zu dem Weg einer Figur, die uns in den Hof begleitet und die vielen Kreuze in das eine Kreuz aufnimmt zu einer immer wiederkehrenden Passion. Am Ende dieses Weges erhebt sich fast schwebend die Kirche, ein Quader nur auf zwei Wandscheiben und auf der Umfassungsmauer ruhend und selbst an düsteren Tagen strahlend in Carrara-weißem Waschbeton, ein himmlisches Jerusalem über apokalyptischer Bedrängnis. Über dem Zugang erstrahlt wie ein Siegeszeichen golden die apokalyptische Frau von Fritz Koenig. Hinauf zieht es den Eintretenden über eine steile und freistehende Treppe. Geht man stattdessen zunächst an der Treppe vorbei auf eine Wand aus geschwärzten Scheiben zu und tritt ein in die Unterkirche, wird man umfangen von der dunklen Kühle einer Krypta. Sie liegt fast ebenerdig. Wer könnte nach den Gräueln des 20. Jahrhunderts leugnen, dass die Welt ein Haus der Toten ist? Seine Mitte findet der Raum in der Pietà von Fritz Koenig: Dunkel heben sich weich fließende Konturen einer mütterlichen Gestalt ab vom warmen Gegenlicht einer rötlich-goldenen Wandscheibe. Erinnerungen an mütterlichen Trost werden geweckt und eingeordnet als dunkles Abbild einer größeren bergenden Wirklichkeit. Zu ihren Füßen finden die teils leeren Gräber ihren Platz, wenige eingravierte Namen stellvertretend für all die hingerichteten Blutzeugen des Widerstandes. Der Hass des Naziterrors wollte jede Erinnerung auslöschen. Wenn aber jeden Mittag die Karmelitinnen hier ihr „Schenk Deinen Frieden!“ singen, dann geschieht im Herzen der Kirche das mütterlich-bergende Gedenken. Es gibt den Toten ihre Würde wieder, Söhne und Töchter zu sein mit Namen und Erinnerung. 2 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

Hinaufsteigend in die Oberkirche begegnen wir der goldenen Wandscheibe wieder, ein warm schimmernder Ikonengrund vor dem Taufbecken und der Osterkerze: Getauft sind wir Entkommene, hinaufgerissen in das himmlische Jerusalem. Die Wendung des Blickes in den Innenraum ist dann freilich ein Schock. Licht sickert nur durch die Spalte zwischen den frei aufgehängten Unterzügen und den grauen Waschbetonwänden hindurch. Diese Kirche ist eine fensterlose Zelle. Den Abschluss aber bildet ein wuchtiges Wandgemälde von Georg Meistermann (Köln). Die Rückwand wird förmlich aufgerissen in den tektonischen Verschiebungen einer endzeitlichen Auseinandersetzung. Der Betrachter wird hineingerissen in einen Wirbel von dunklem, erdigem Rot und eisigem Blauschwarz. Dahinter aber wird es Licht, Licht freilich einer anderen Dimension. Im Angesicht des Todes ergriff die Gefangenen Helmuth James von Moltke und Alfred Delp eine geheimnisvolle Zuversicht, dass ihr Tod eine Richtung auf das Leben hin haben werde. Mehr noch, sie fühlten sich angekommen in einer Geborgenheit, die ihnen – zerbrechlich noch und kaum auszusprechen – das Gefühl gab, nichts könne ihnen mehr etwas anhaben. Nicht die Düsternis, nein, das Staunen über das Licht, das sich hier auftut, treibt wieder hinaus zum eigentlichen Gebet, hinaus in die Gesellschaft zum Einsatz für die Nächsten. Die Kraft dazu lässt sich aus dem Stein-gewordenen Gedenken und der liturgischen Feier österlicher Hoffnung, denen diese Kirche Raum schafft, schöpfen. Denn vor dem Licht in der aufgerissenen Wand erscheint, verletzlich und doch unantastbar, das Lamm. „Wir sterben, damit andere einmal besser leben.“ (Alfred Delp) Tobias Zimmermann SJ Gedenkkirche von Maria Regina Martyrum 3 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Lutz R. Nehk

Das Bild von Meistermann nimmt uns mit in seine eigene Tiefe. Die Zelle als Ort der Befreiung Die Apokalypse von Georg Meistermann „Was geschieht mit mir, wenn man mir sagte: morgen früh um fünf wirst du gehenkt!?“ Der Künstler ringt um eine Inspiration für das Altargemälde. Was für eine Botschaft eröffnet dieser Raum? Die hohen Betonwände der Oberkirche – fensterlos, unerbittlich wie eine überdimensionale Gefängniszelle. „Was ich da erfahren habe, habe ich gemalt“, erinnert er sich. „Die Welt zerfällt, reißt auseinander wie stürzende Blöcke, zerfetzt in zerreißende Lappen. Und durch dieses Zerreißen erscheint die bleibende Verheißung in Symbolen wie Lamm, Auge, sieben Gaben des Heiligen Geistes. So steht das Grauen gegen Helligkeit. Die spiralartige Bewegung und Anordnung der Farben und Flächen ergibt sich aus eben diesem Wechsel von Verfall und Erscheinung.“ Und so können wir den Kirchenraum erleben. Die „Zelle“ öffnet sich auch vor mir auf die farbige Stirnwand hin. Das Bild ist Wand – und umgekehrt! Es ist Teil der Architektur. Und gerade so überschreitet es seine Fixierung auf die Dimensionen der Wand – es nimmt uns mit in seine eigene Tiefe. Wir entdecken einander überschneidende, überlappende Farbflächen in wechselnden Übergängen und Positionen. Die Farbspirale um das Lamm vor dem ruhenden grauen Rechteck schiebt sich in einen imaginären Vordergrund und entlässt sieben gelbe und rote Flammen des Geistes aus ihrem Kraftfeld. Das zum „Auge Gottes“ aufsteigende Lamm inspiriert jede Bewegung im Mikro- kosmos dieser Kirche. Maria-Theresia Smith OCD 4 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Ursula Engel

5 Altargemälde von Georg Meistermann

Kirchenbaumeister Hans Schädel Ihr Machtverlust in der Säkularisation sowie die gesellschaftlichen Umwälzungen seit Beginn der Industrialisierung haben in der Kirche die Unsicherheit wachsen lassen. Angesichts der Frage, wie sie auf diese neue Situation reagieren soll, besinnt sich die Kirche im 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert auf vermeintliche „Hochzeiten“ zurück: die Romanik als Zeit der Macht, die Gotik als Zeit geistlicher Blüte. Sie greift diese Baustile auf, um sich mit diesem architektonischen Rückzugsgefecht der gegenwärtigen Aufgabe zu entziehen. In einer verschwommenen, wenn nicht sogar verfälschten Rückbesinnung versucht sie der neuen Zeit zu begegnen. Die historischen Bauten sind letztlich Zeugnisse der kirchlichen Kraftlosigkeit, sich den neuen Anforderungen gebührend zu stellen. Die in der Nachkriegszeit gewonnene Kenntnis des sich weiter entwickelnden modernen Kirchenbaus in der Schweiz, vornehmlich von Baur und Metzger, öffnet den Blick für neue Möglichkeiten. So löst sich Hans Schädel schnell aus der Bindung an den Vorkriegsentwicklungsstand des modernen Kirchenbaus und beschreitet einen als Aufbruch im Kirchenbau beurteilten eigenen Weg, der die Sakrallandschaft des Bistums Würzburg prägt. Am 14. Februar 1910 wurde Hans Schädel in Randersacker geboren. Er absolvierte eine Lehre als Steinmetz sowie eine Ausbildung zum Bautechniker. Die aufgrund zeitbedingter wirtschaftlicher Verhältnisse gelernte Beschränkung auf das Notwendige und Wesentliche findet später in seinen Kirchenbauten ihren Ausdruck, eine wohltuende und sachgemäße Bescheidung, die sowohl ihn als Person als auch sein Werk charakterisiert. 1946 wurde er zum Leiter des bischöflichen Bauamtes der Diözese Würzburg ernannt und mit dem Wiederaufbau der zerstörten kirchlichen Gebäude im Bistum betraut. In seine nun folgende Tätigkeit fließen das väterliche Erbe und seine handwerkliche Ausbildung ein – die Beziehung zum Stein und zur Steinmetzarbeit, wovon viele seiner in Bruchsteinmauerwerk aufgezogenen Kirchen künden. Des weiteren wird in seinen Bauten die Auseinandersetzung mit der liturgischen Erneuerungsbewegung in deren Besinnung auf die feiernde Gemeinde in gemeinschaftlicher tätiger Teilhabe an der Liturgie spürbar, so dass schon in seinen Frühwerken die Linie der späteren konziliaren Liturgiereform nachvollzogen werden kann. Die Christen-Kirche ist Haus Gottes. Sie ist es in der Christenheit in einem neuen, tieferen Sinne, weil in ihr von der Gemeinde der Gläubigen das vom Erlöser gestiftete Mahl in unablässiger Erneuerung gefeiert wird. Die Glaubensgemeinschaft wird zur Tischgemeinschaft, die Feier des Mahles ist das Lebensgesetz der Kirche: aus dieser unveränderlichen Grundtatsache ergeben sich auch die Richtlinien und Gesetze für den Bau der Kirche, aus ihr erhält der Kirchenbauer seine Wegweisung. 6 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

Dies muss in voller Klarheit gesehen werden: Kein äußerer Gestaltwandel in der heiligen Handlung der Messe berührte diesen Wesenskern, kein Stilwandel, wie klar ihn unser Geschichtsbewusstsein vor sich sieht, enthebt den Bauenden unserer Tage der unabdingbaren Verpflichtung, dieser Gelegenheit zu entsprechen, sich ihr unterzuordnen, von der zentralen Stellung des heiligen Opfers aus zu denken, zu planen und zu bauen, vom heiligen Bezirk aus, dessen Mitte der Altar ist, Stätte des Opfers. Notwendig ist es in jedem Falle, den Menschen durch das Bauwerk selbst wieder den Sinn dafür zu wecken und zu stärken, dass die Kirche das Haus Gottes, das wichtigste und zentrale Gebäude der Gemeinde ist. Ein Ort auch, an dem sich der gläubige Christ geborgen und zuhause weiß und fühlt. Hans Schädel hat in seinen 56 Kirchenbauten und sieben wiederaufgebauten oder erweiterten Kirchen im Bistum Würzburg einen eigenen Weg gefunden und entwickelt, der ihn in die Reihe der großen Baumeister des modernen Kirchenbaus und in die Nachfolge der großen fränkischen Baumeister früherer Jahrhunderte stellt. Jürgen Lenssen Innenraum von Maria Regina Martyrum beim Aschermittwoch der Künstler 2013 mit Rainer Maria Kardinal Woelki 7 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine © KNA-Bild

Wenn die Zukunft stirbt Es war am Abend des 13. März 1995. Wir feierten meinen 60. Geburtstag. Wir, das waren meine Frau Anni, mein Sohn Thomas, 1992 zum Priester geweiht, mein Sohn Richard, und ein Haus voller fröhlicher Freunde und Bekannter. Als sich Thomas kurz nach 22 Uhr verabschiedet, um mit dem Auto in seine Pfarrei ins Allgäu zurückzufahren, wissen wir noch nicht, dass wir ihn zum letzten Mal umarmen. Wir ahnen noch nicht, dass wir beim Aufgang der Sonne in einer für uns völlig veränderten Welt erwachen werden. Am frühen Morgen klingelt der Pfarrer unserer Gemeinde an der Haustür. Er beginnt behutsam zu sprechen: „Der Thomas – er hat einen Unfall erlitten.“ Ich frage: „Tot?“ Der Pfarrer nickt schweigend. Die unfassbare, schockierende Nachricht trifft uns wie ein Keulenschlag. Lähmendes Entsetzen überkommt uns. Unsere Seelen krümmen sich vor Schmerz. Die Tage bis zur Bestattung stehen unter dem Zwang von geschäftiger Organisation. Die Überführung des toten Sohnes, die Wahl des Sarges, die Todesanzeige, in die wir schreiben: „Ins Leben eingegangen ist Thomas…“ Sind diese Worte Zeichen einer in uns noch wohnenden verschütteten Hoffnung auf Zukunft? Der Abschied am offenen Sarg. Die Berührung des Toten. Wie erschreckend kalt seine Hände sind und seine Stirn. Wie gealtert sein Gesicht ist mit seinen 29 Jahren. Es ist der endgültige Abschied, die Gewissheit, ihn nie mehr umarmen zu können, nie mehr seine Stimme zu hören. Nach dem Begräbnis begann das Weiterleben, die Zeit der Trauer. Es kamen die Zeiten der Auflehnung gegen das Geschehene, des Ringens mit Gott, des Klagens und des ihn Anklagens, des Nicht-Annehmen-Wollens. Warum lässt es Gott zu, dass ein so junges Leben ausgelöscht wird? War der Tod des Sohnes dein Geburtstagsgeschenk an mich – Gott? Der Glaube, angefochten und angezweifelt, stand auf dem Prüfstand. Viele haben uns in dieser schweren Zeit sehr geholfen. Geholfen hat mir auch der Besuch eines Trauerkreises, in dem wir über unsere Gefühle offen sprachen, in dem wir geweint und auch gelacht haben. Es kam die Zeit, in der wir Thomas loslassen konnten, die Zeit der dankbaren Erinnerung. Indem wir Ja sagten zu seinem Frieden, erwuchs auch uns Friede mit dem Geschehen. Fast 18 Jahre später stehe ich wieder am Grab von Thomas. Ein frischer Hügel ist aufgehäuft. Wir haben meine Frau neben Thomas zur letzten Ruhe gebettet. Der Grabhügel, so niedrig und klein – kein Mensch kann ihn überspringen. Soll an ihm unsere Zukunft scheitern? Ist die Zukunft gestorben für uns, die wir nach dem Tod eines Kindes oder eines lieben Menschen weiterleben müssen? Nein! Sie ist nur verwundet, sie lebt. Ihre Wunden werden immer wieder heilen, weil Gott sie heilt. Und die Zukunft von Thomas? Auch sie ist nicht gestorben, sie lebt in der Ewigkeit Gottes weiter. Hardy Krowiorsch 8 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Lutz R. Nehk

9 Pietà in der Krypta

Gedenken an die Namenlosen Zwei kleine Gedenktäfelchen, wie sie Frankreichreisenden nicht ganz unbekannt sind, stehen bei der Pietà in der Unterkirche. Für manche sogar störend, gerade an der Stelle, an der an die „Großen“ des Widerstandes von Plötzensee gedacht wird. Zwei kleine Steintäfelchen, einfach und schlicht, ohne Namen, Daten, Bilder. Abgestellt wurden sie von ehemaligen französischen Zwangsarbeitern. Während des Krieges mussten sie in Deutschland vor allem in Landwirtschaft, Berg- und Straßenbau und Rüstungsindustrie arbeiten. Im Jahr 1944 waren dies allein 12 Millionen Menschen, die als Kriegsgefangene, Zivilarbeiter, in Zuchthäusern und Konzentrationslagern lebten und arbeiteten. Zwei kleine Täfelchen. Wenn ich länger davor verweile, kommen mir Personen, die ich während meines Studiums in Toulouse kennengelernt hatte. Plötzlich sind es nicht mehr nur zwei abgestellte Objekte, die manchen Besucher stören. Aus den mehr als 12 Millionen Zivilisten, die in den Kriegsjahren auf deutschem Gebiet 10 Schwerpunkt Gedenktafel für die französischen Zwangsarbeiter Foto: Rabanus Flavus

11 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine leben und arbeiten mussten, treten einzelne Gestalten mit ihrer Geschichte hervor. Da ist Grégoire. Ich lernte ihn bei meinem Aufenthalt in einem Trappistenkloster im Süden Frankreichs kennen. Als junger Mann wurde er wegen Zuhälterei in Paris verhaftet und nach Berlin gebracht. Dort musste er in der Rüstungsindustrie arbeiten. Weil er oft krank war und das erwartete Arbeitspensum nicht erbrachte, kam er in das KZ Buchenwald. Er überlebte diese Zeit des Schreckens und Grauens. Erst über viele Umwege kam er nach seiner Befreiung zu den Trappisten, wo er lange Jahre als Gastbruder tätig war. Diese Zeit der Gefangenschaft hatte ihn nicht hart und verbittert gemacht. Er war hellhörig für die Nöte der Gefangenen und begegnete mir als Deutschem in großer Offenheit und Freundschaft. Oder ich denke an Robert, der seinen Vater erst nach Kriegsende kennenlernte. In viele Arbeitslagern Ostdeutschlands war er gekommen. Von den Erfahrungen dieser Jahre hatte er seinen Kindern nie erzählt. Ein großes Geheimnis… Vor einiger Zeit hat Robert sich auf den Weg gemacht, sucht nach Informationen, um dieses Schweigen zu verstehen und seinen Vater nochmals besser kennenzulernen. 677 Tschechen, 253 Polen, 245 Franzosen, nur einige Gruppen aus der großen Zahl derer, die in der NS-Zeit in Plötzensee ihr Leben lassen mussten. An manche erinnert gerade noch eine mit Schreibmaschine getippte Seite Gerichtsurteil. Vergessen? Zwei kleine Täfelchen an der Erinnerungsstätte der sogenannten „großen Gestalten“ des Widerstandes gegen das NS-Regime. Störend, um nicht vergessen zu werden. Und gleichzeitig werbend für Versöhnung und Gerechtigkeit. Claus Pfuff SJ 1944 waren in Deutschland 12 Millionen Menschen in Zuchthäusern und Konzentrationslagern interniert.

Den Menschen wird Gerechtigkeit widerfahren, denn Gott ist ein Gott des Lebens. Die apokalyptische Frau An der strengen Waschbeton-Wand von Regina Martyrum gäbe es für das Auge keine Orientierung – wäre da nicht die in Gold gefasste Plastik. Sie verlockt zum Nähertreten. Diese Plastik, geschaffen von Fritz Koenig, mit ihrer strengen Formsprache und dem archaischen Ausdruck, ist ein Ehrfurcht gebietendes Gegenüber. An ihr kommt niemand vorbei. Apokalyptische Frau – so ihr Titel. Mit großer Dramatik schildert der entsprechende biblische Text (Offb 12) die Bedrohung der gebärenden Frau durch den Drachen: Während sie in Geburtswehen schreit, wartet er darauf, das Neugeborene verschlingen zu können. Das Kind aber, ein Sohn, wird zu Gott hin entrückt. Nach dem Kampf des Ungeheuers mit dem Erzengel Michael stürzt der Drache auf die Erde und verfolgt die Frau unerbittlich bis hin zu ihrem Zufluchtsort in der Wüste, um sie zu vernichten. Doch die Schöpfung steht auf Seiten der Frau: mit Adlersflügeln ausgestattet kann sie entkommen; Wasserfluten, die der Drache hinter ihr her speit, werden von der Erde aufgenommen. Der biblische Text entstand ganz unter dem Eindruck der drohenden Verfolgung durch den römischen Kaiser Domitian (81 bis 96 n. Chr.). Der Verfasser selbst und auch die Adressaten waren massiver Gewalt ausgesetzt. Diese Erfahrung, willkürlicher Gewalt ausgeliefert zu sein, schlägt die Brücke zu Maria Regina Martyrum als Gedenkkirche zu Ehren der Menschen, die im Kampf für Glaubens- und Gewissensfreiheit während der Hitler-Diktatur ermordet wurden. Es waren knapp dreitausend Menschen, die im nahe gelegenen Gefängnis Plötzensee hingerichtet wurden. Doch die Offenbarung des Johannes bleibt nicht bei der Beschreibung des Grauens stehen. Der Schreiber entwirft ein Hoffnungsbild: den Menschen wird letztlich Gerechtigkeit widerfahren und jede Träne wird abgewischt werden, denn Gott ist ein Gott des Lebens. Diese Botschaft begegnet aller Resignation. Das Bild greift die konkrete Erfahrung von Frauen auf. Im Akt des Gebärens, ein Geschehen zwischen Tod und Leben, bewegen sie sich in der Spannung von Geschehen-Lassen und aktivem Mittun. Aller Gewalt, aller Ungewissheit, allen widrigen Umständen zum Trotz sind sie es, die sich immer und immer wieder auf die Seite des Lebendigen stellen und neues Leben hervorbringen. Mit der Trotz- 12 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

13 Macht des Lebens entlarven sie die Herrschaft des Todes. In der Skulptur „Apokalyptische Frau“ wird diese stärkende Botschaft verdichtet. Die Macht des Drachen ist bereits gebrochen. Nur noch im Kleinformat sind dessen sieben Köpfe unterhalb der Mondsichel zu Füßen der Frau zu erkennen. Längst hat sich die Frau in ihrer unangreifbaren Würde und Kraft im Glanz erhoben. Ihr Haupt wird als Pendant zu den sieben Ungeheuerköpfen mit sieben Zacken gekrönt. Diese Zahl symbolisiert Vollkommenheit und weckt die Assoziation zu den sieben Schöpfungstagen: „Was früher war, ist vergangen. ... Seht, ich mache alles neu.“ (Offb 21, 4f) An diesem Ort wird die Macht der NSDiktatur und ihrer Schergen gebrochen. Sie werden nicht das letzte Wort behalten, sondern eine neue Gerechtigkeit, das Prinzip Leben, ja Gott selbst wird sein Zelt unter den Menschen aufschlagen (Offb 21,3). Dieses Zeichen wird Bestand haben. „Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt, und wir kommen, wohin wir schauen“ (Heinrich Spaemann). Mit ihrer Positionierung über dem Eingang gibt die „Apokalyptische Frau“ der Blick- und Laufrichtung eine Orientierung. Sie fordert heraus, nicht im Grauen zu verharren, sondern in der Spannung von Engagement und Geschehenlassen auf die Über-Macht des Lebens, auf den lebendigen Gott zu setzen. Margret Färber Foto: Ursula Engel

Sie starben als gläubige Christen. Der ökumenische Geist des Widerstands lebt weiter. Erinnerungen an meinen Vater Die politischen Gefangenen der Nazis wussten, dass eine Verlegung nach Plötzensee das baldige Ende des Lebens im Hinrichtungsschuppen des Gefängnisses bedeutete. In den Monaten unmittelbar nach dem missglückten Anschlag auf Adolf Hitler am 20.7.1944 wurden die Häftlinge direkt nach der Urteilsverkündung durch den Volksgerichtshof nach Plötzensee verlegt, hatten einige wenige Stunden Zeit, um Abschiedsbriefe zu schreiben, und wurden noch am selben Tag hingerichtet. Mein Vater Helmuth James von Moltke ist diesen Weg am 23. Januar 1945 gegangen. Er hatte knapp zwei Wochen Zeit nach der dramatischen Konfrontation mit dem Präsidenten des Volksgerichtshofs, Roland Freisler. Mit ihm starben an diesem Januartag Theodor Haubach, Ludwig Schwamb, Nikolaus Groß, Eugen Bolz, Franz Sperr und Erwin Planck. Alle diese Männer, ob katholisch oder evangelisch, hatten erlebt, dass dem ungeheuren Druck des Nationalsozialismus nur mit einer Vertiefung des eigenen christlichen Glaubens zu begegnen war. Sie starben als gläubige Christen. Manche von ihnen waren vor dem Krieg Sozialdemokraten, manchen waren konservativ, vereint waren sie aber alle in der Gewissheit, dass man den Schandtaten der Nazis entgegentreten musste, selbst wenn es das eigene Leben kosten sollte. Die Hinrichtungsstätte in Plötzensee ist inzwischen ein Mahnmal geworden, und sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche haben Kirchen errichtet, die an die Opfer erinnern sollen. Mein Vater hätte das sehr begrüßt. Für meine Mutter Freya von Moltke und mich sind Plötzensee und der Heckerdamm nun nicht mehr nur verbunden mit dem Tode meines Vaters, sondern auch mit den schönen Institutionen, die dort der Opfer gedenken: mit dem Karmel und der Kirche Maria Regina Martyrum und mit dem Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee. Die Kirche Maria Regina Martyrum ist ein besonderer Ort. Dort wurde vor einigen Jahren ein von Professor Brakelmann herausgegebener Briefband meines Vaters erstmals dem Publikum vorgestellt, eine Briefsammlung, die den Schwestern des Karmels gewidmet ist. Unvergesslich aber bleibt mir im Gedächtnis die Andacht, an der ich mit den Schwestern in der Gruft teilgenommen habe. Dort findet man im Boden Gedenkplatten für katholische Christen, die ihr Leben im Widerstand 14 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

geopfert haben. Meines Vaters Freund und Leidensgenossen Alfred Delp SJ wird dort gedacht, und in den letzten Monaten ist dort auch eine Platte für meinen evangelischen Vater gelegt worden. Der ökumenische Geist des Widerstands lebt also weiter. Mein Vater hat konsequent gegen die Nazis gekämpft und hat mit seinen Freunden im Widerstand die Umrisse eines neuen Deutschlands skizziert, das demokratisch, friedfertig und europäisch sein sollte. Die Welt, die in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, würde mein Vater in ihrer Grundstruktur sicher bejahen. Ich schulde meinem Vater Dank für ein weiteres Erbe: sein gefestigter Glaube. Mein Vater ist zwar christlich erzogen worden, stand aber der Kirche als jüngerer Mann nicht besonders nahe. In den Jahren vor Ausbruch des Krieges hat er entdeckt, dass es dem Regime nicht gelang, die Kirchen völlig unter ihre Kontrolle zu bringen. Seine Freunde und er wollten ein bewusst christliches Deutschland schaffen und unterhielten enge Kontakte zu oppositionellen Bischöfen beider Konfessionen. Das Jahr in Haft und vor allem die Monate im Gefängnis Tegel zusammen mit Alfred Delp und Eugen Gerstenmaier, die mit ihm vor Gericht standen, gipfelte dann in der Verhandlung mit der Feststellung des Richters Freisler, dass das NaziRegime den ganzen Menschen forderte und deshalb mit dem Christentum unvereinbar sei. Meine Eltern hatten etwa vier Monate Zeit, sich auf seinen bevorstehenden Tod vorzubereiten und fanden Trost in der Bibel und Zuversicht in ihrer Zusammengehörigkeit über den Tod hinaus. Für mich ist es trostreich zu wissen, dass in Zeiten der Not der Glaube eine so wichtige Stütze sein kann. Kreisau hat dank des Opfers meines Vaters und seiner Freunde eine neue Bestimmung gefunden: als verbindender Ort für Deutsche und Polen, die beide unter Diktaturen im letzten Jahrhundert gelitten haben und beide eine andere Zukunft erhofften. Das heutige Kreisau, jetzt Krzyżowa, ist aufgebaut worden als Begegnungsstätte für Menschen aus Ost und West, damit die nächsten Generationen in Europa ihre Probleme friedlich zu lösen lernen und wir die unheilvolle Geschichte Mitteleuropas nicht wiederholen müssen. Helmuth Caspar von Moltke 15 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Ursula Engel

Vorbilder im Glauben und Leben „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen.“ Dieses Wort aus dem 1. Petrusbrief passt zu der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Denn es sind vor allem die hier verehrten Menschen, die als lebendige Steine diesen Ort zu einem geistigen Haus machen. Das wird im Gespräch mit Gläubigen über Maria Regina Martyrum deutlich. Es ist für sie kein einfacher Ort: Viele haben Zeit gebraucht, ihn zu erschließen und zu erbeten. Aber es ist ihnen ein wichtiger Ort, zu dem sie oft und gerne gehen. Warum? Es sind die Blutzeugen, die diesen Ort so anziehend machen. Vorbilder im Glauben wie im Leben sind sie. Orientierung und Kraft geben sie. Stellvertretend für viele, die sich dem NSRegime widersetzt haben, richtet sich der Blick auf vier. Die Namen von Pater Alfred Delp SJ, Helmuth James Graf von Moltke und Dompropst Bernhard Lichtenberg sind in den Epitaph der Krypta gemeißelt, der Name von Nikolaus Groß ist im Martyrologium der Krypta verzeichnet. Alfred Delp trat 1926 in den Jesuitenorden ein, stieß 1941 zum Kreisauer Kreis, wurde im Zuge der Vergeltungsmaßnahmen im Anschluss an das gescheiterte Hitlerattentat vom 20. Juli 1944 verhaftet und am 02.02.1945 erhängt. Seine Asche wurde verstreut, jedwedes Gedenken sollte verhindert werden. Dass es anders gekommen ist, hat einen Grund in den bewegenden Zeilen, die er während der Haft unter Folter und mit gefesselten Händen schrieb. Sie zeugen von seinem radikalen Gottvertrauen und der daraus erwachsenen Standhaftigkeit als Christ. Angeklagt war er wegen Beteiligung am Attentat, verurteilt wurde er wegen seines Christseins. Auch der evangelische Christ Helmuth James Graf von Moltke war wegen Beteiligung am Attentat angeklagt, auch er wurde wegen seines Christseins verurteilt und am 23.01.1945 erhängt. Auf Moltkes Initiative bildet sich 1940 der Kreisauer Kreis. Dieser wollte eine neue, auf christlichen Prinzipien basierende Gesellschaftsordnung nach dem NS-Regime vorbereiten. Unter den Schriften Moltkes aus der Haft sticht der Briefwechsel mit seiner Frau Freya heraus, der ein bewe16 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

gendes Zeugnis eines Christen in Bedrängnis ist. Der Abschiedsbrief von Nikolaus Groß an seine Frau und sieben Kinder aus der Haft ist ein nicht minder bewegendes Zeugnis. Als Gewerkschaftler und Chefredakteur des KAB-Magazins Ketteler-Wacht kritisierte er das NS-Regime mit dessen Ideologie wie Absolutheitsanspruch als unvereinbar mit dem Christentum. Auch er wurde wegen Beteiligung am Attentat verhaftet, auch er wurde wegen seines Christseins verurteilt und am 23.01.1945 erhängt. 2001 wurde er seliggesprochen. Bernhard Lichtenberg wurde 1996 seliggesprochen. Ab 1900 war er als Seelsorger in Berlin tätig und fiel den Nazis dort schon auf, bevor sie 1933 an die Macht gelangten. Die eigenen christlichen Grundsätze waren für ihn mit denen der Nazis unvereinbar. Sie ließen ihn für Verfolgte öffentlich beten und eintreten sowie sie unterstützen. 1941 wurde er verhaftet und nach Verbüßung der Haft ins KZ Dachau überstellt. Auf dem Weg dorthin starb er am 05.11.1943. Als lebendige Steine führen die Blutzeugen, vorbei an den Grenzen der jeweiligen Konfession, direkt zum Zentrum unseres Glaubens: zum lebendigen Eckstein Jesus Christus. Auf ihm bauen sie auf. Die Beziehung zu ihm erfasst sie. Ganz und gar stellen sie sich in seine Nachfolge. Von dort sind ihre Konsequenz und Standhaftigkeit verstehbar. So geprägt können sie nicht schweigen angesichts des Terrors gegenüber ihren Mitmenschen. Trotz Gefangenschaft und Folter auf der einen und ungebrochenem Lebenswillen auf der anderen Seite bleiben sie standhaft bis in den Tod. Das ist ihr Vermächtnis und ihre Einladung an uns: Lebendige Steine zu sein, um über Grenzen hinweg am geistigen Haus mitzubauen. Felix Polten SJ 17 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Creative Commons / Alexrk2 Kreuzweg im Hof von Maria Regina Martyrum Helmuth James Graf von Moltke Alfred Delp SJ Nikolaus Groß Bernhard Lichtenberg

Leben im Gedenken Stimmen von Schwestern aus dem Konvent im Karmel Inmitten des Gedenkens zu leben bedeutet, in Spannung des Kreuzes zu leben. Das Erinnern führt zu einer verstärkten Wahrnehmung und Anfrage des Heute, zur Sensibilität für Ausgrenzung und jeden Angriff auf die Menschenwürde, die unweigerlich einer Stellungnahme bedarf. Sr. Claudia Elisheva Im Lauf meines Lebens als Karmelitin an diesem Ort veränderte sich die Art meines Gedenkens: Die Martyrer brauchen mein Gebet nicht mehr, aber wir Lebende brauchen ihr Lebenszeugnis, ihre Briefe und Schriften. Mein Gedenken und Beten, das den Tag durchzieht, gilt den Vielen, die heute im Feuer stehen. Sr. Katarina Für mich ist es ein lebendiger Prozess als Karmelitin an diesem besonderen Ort zu leben. Im Altargemälde von Georg Meistermann begegnet mir dabei immer wieder das Auge Gottes. Dieses ist mir in den vergangenen 12 Jahren ein wesentliches Symbol geworden für den gegenwärtigen Gott der Liebe, der unsere Schmerzen und Ängste teilt. Diese Erfahrung kommt mir auch aus dem Glaubenszeugnis der Menschen entgegen, an die diese Kirche erinnert. Und es ist mir wesentlich, durch unser Gebet diesem Gott der barmherzigen Liebe gerade hier einen Ort zu sichern, damit viele Menschen seinem Blick auch heute begegnen. Sr. Mechthild Das zentrale Geschehen in meinem Leben als Karmelitin von Regina Martyrum Berlin ist die Feier der Eucharistie: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Von daher lebe ich mitten im Gedenken an Tod und Auferstehung Jesu. Ich kann dieses Gedenken nicht feiern, ohne der Menschen zu gedenken. Ich erinnere mich an die, die gestern lebten, und denke an die, die heute leben. Diese Feier trägt den Anruf Jesu in sich: Folge mir nach! Und ich habe entdeckt und entdecke es fortwährend tiefer: Es gibt viele, die genau aus dieser Haltung ihr Leben und Sterben in Plötzensee bestanden haben und Zeugen Gottes und der Menschenwürde geworden sind. Seit dreißig Jahren wohne ich bewusst hier im Karmel Berlin und spüre: Da – auf diesem Boden, in diesem Kloster und dieser Gedenkkirche ist für mich Kraft zum Leben! Ich verdanke es Jesus Christus, ich verdanke es aber auch den Menschen, derer wir hier gedenken. Sr. Petra Freya v. Moltke schrieb zum 25jährigen Bestehen des Karmels: „Weil die Schwestern vermögen, neben dem Ort des Grauens ihr Heil zu leben, erschaffen sie ein währendes und gleichzeitig heilendes Erinnern. Was erinnert und wie erinnert wird und dass erinnert wird, hat immer großen Einfluss auf die Zukunft.“ In unser tägliches Beten in der Krypta der Gedenkkirche nehmen wir in freien Fürbitten die vielen Anliegen und Nöte von 18 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

19 Menschen und die großen weltpolitischen Themen mit hinein, bringen sie vor Gott zur Sprache und versuchen so, mit den Leidenden unserer Tage solidarisch zu sein. Im Gebet um Frieden vor der Pietà wissen wir uns vereint mit allen Menschen, die auf vielfältige Weise Schritte des Friedens wagen. Sr. Teresia Benedicta Es kommen Menschen zu uns, Gruppen, vor allem auch Jugendliche, die sich von Plötzensee oder der Evangelischen Gedenkkirche mit dem Totentanz von Alfred Hrdlicka kommend in ihrer Sprachlosigkeit der Sprache dieser Orte, der Kunst und Architektur öffnen. In der Begleitung dieser Gruppen erschließt sich auch für mich immer wieder neu der Reichtum, der Schatz, der uns hier anvertraut ist. Vor dem großen Meistermann-Gemälde wird aus der Botschaft des Grauens eine Botschaft der Hoffnung, aus der wache Verantwortung im Heute wachsen kann – es ist Zusage und Auftrag für mich und alle, die hier her kommen. Wir haben hier, an dem Ort, an dem wir leben, einen kostbaren Schatz. Sr. Mirjam Apostelleuchter in der Oberkirche Foto: Ursula Engel

Im Angesicht des Todes Die Verhandlung selbst war geschickt und raffiniert gestellt. So raffiniert, dass keiner mit dem zu Wort kommen konnte, was den anderen entlastet oder ihm selbst von Vorteil war. Es wurde genau das und nur das gefragt und zur Aussage zugelassen, was nach der gerade gültigen These langt zum Verurteilen. (…) Die Beschimp- fungen von Kirche, Orden, kirchengeschichtlichen Überlieferungen etc. waren schlimm. Ich musste eigentlich an mich halten, um nicht loszuplatzen. Aber dann wäre die Atmosphäre für alle verdorben gewesen. Diese herrliche Gelegenheit für den großen Schauspieler, den Gegenspieler für einen gescheiten, überragenden, verschlagenen Menschen zu erklären und sich dann so unendlich überlegen zu zeigen. Es war alles fertig, als er anfing. (…) Diese bitteren Monate der Reife und des Unglücks stehen unter einem ganz eigenartigen Gesetz. Von der ersten Minute an war ich innerlich sicher, es würde alles gut gehen. Gott hat mich in dieser Sicherheit immer wieder bestärkt. Ich habe in diesen letzten Tagen gezweifelt und überlegt, ob ich Selbsttäuschungen zum Opfer gefallen bin, ob sich mein Lebenswille in religiösen Einbildungen sublimiert hat oder was das war: Aber diese vielen spürbaren Erhebungen mitten im Unglück; diese Sicherheit; dieser gewisse „Trotz“, der mich immer wissen ließ, es wird ihnen die Vernichtung nicht gelingen. Alfred Delp SJ 20 Schwerpunkt Foto: Creative Commons / Alexrk2

21 Station aus dem Kreuzweg im Hof von Maria Regina Martyrum: Jesus vor Pontius Pilatus Foto: Burkhard Schmidt

Die Steine werden schreien Biblische Szenarien Befreiung Das Volk Israel unter Josuas Führung wartet am Westufer des Jordans. Ihm wird für „morgen“ eine Großtat Jahwes angekündigt. Sobald die Träger der Bundeslade mit ihren Füßen das Wasser berühren, staut sich der Jordan am Oberlauf wie ein Wall, während das Wasser zum Salzmeer hin vollständig abfließt. Die Israeliten ziehen auf trockenem Boden ans andere Ufer. Josua errichtet in der Mitte des Flussbetts so viele Steine zu einem Denkmal, wie es Stämme in Israel gibt. Und die Vertreter der zwölf Stämme tragen je einen Stein aus dem Flussbett ans Ostufer, wo Josua die zwölf Steine als ein ewiges Erinnerungszeichen aufstellt. Wenn später die Söhne ihre Väter fragen: Was bedeuten diese Steine?, dann sollen die Augenzeugen antworten: Hier hat Israel trockenen Fußes den Jordan durchschritten. Hier hat Jahwe das Wasser des Jordan austrocknen lassen, genauso wie er es am Schilfmeer gemacht hat. Der Durchzug durch den Jordan erneuert das ursprüngliche Ereignis des Exodus. Das Denkmal der zwölf Steine verstrahlt einen Glanz, der das Bekenntnis Israels zu Jahwe spiegelt, dass Er sein Volk aus dem Arbeitshaus Ägypten befreit hat. Den fremden Völkern im Ostjordanland zerschmilzt darüber das Herz und stockt der Atem. Der Psalmist formuliert es so: Unsere Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen. Das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Grund und Boden Die Glut der Erinnerung an Jahwes Großtaten, verglimmt bereits, als die Söhne das Land der fremden Völker mit militärischer Gewalt besetzen und die eigenen Heldentaten mit dem Segen Jahwes verklären. Israel will sich zur Ruhe setzen auf dem angeeigneten Grund und Boden. Eine menschliche Dynastie soll das einzige Königtum Gottes verdrängen. Die zwölf Steine sind verstummt. Dann jedoch lässt Nebukadnezar sie aufschreien, als er den Tempel Salomos in Schutt und Asche legt, dem letzten Davidserbe ein blutiges Ende bereitet und das Volk aus dem gesegneten Land der Väter verbannt. Doch die Propheten deuten die religiöse Katastrophe als einen Anstoß zu glauben – ohne eigenen Grund und Boden, ohne abschreckende Staatsmacht, ohne Kultstätte aus Stein und Eisen, die nur scheinbar nicht bricht. Dennoch bleibt das Verlangen religiöser Menschen, ihren Glauben zu versteinern und ihn auf festem Grund und Boden zu verankern, überwältigend. Selbst Christen erliegen der Versuchung, ihren Glauben in Stein zu hauen, anstatt auf das zu hoffen, was nicht zu sehen ist. Die biblischen Bilder einer himmlischen Stadt, gebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten mit Jesus Christus als Schluss-Stein, umgeben von Mauern mit zwölf Grundsteinen, auf denen die Namen der Apostel stehen, sind wohl fehlerhaft übersetzt, wenn Kirchenführer aus ihnen verfestigte Strukturen und Machtmonopole ableiten. 22 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Geistlicher Impuls

23 Lebensatem Nicht erst die entvölkerten Gotteshäuser unserer Zeit, die zum Abriss freigegeben oder umgewidmet werden, lassen uns den Aufschrei der Steine spüren. Jesus selbst, der geliebte Sohn, auf dem der Geist Gottes ruht, hat uns das Sinnesorgan dafür geschärft. Er hat den Zauber der Steine und Bauten ein für alle Mal von uns genommen. Der Grund und Boden unseres Glaubens sind nicht die in Stein gehauenen Denkmäler vergangener Großtaten Gottes an seinem Volk Israel, auch nicht ein versteinerter Rückblick auf die Geschichte der Botschaft und Person Jesu, sondern der gegenwärtige Lebensatem Gottes, der uns innerlicher ist, als wir selbst es uns sind. Die Propheten haben es vorweg geahnt, dass Gott uns das Herz von Stein aus unserer Brust reißt und uns ein neues Herz von Fleisch gibt, dass er seinen Geist in uns hinein legt, damit wir lebendig werden. Dass wir nicht ausgetrocknete Skelette, versteinerte Fossile und gekrümmte Untertanen sind, sondern durch Gottes Geist lebendige Wesen mit aufrechtem Gang und ermächtigt, aus den Zeichen der heutigen Zeit zu lernen. Nun ist Jesus mehr als Jona und die übrigen Propheten. Aber indem Jesus von einem anderen Anwalt spricht, sieht er sich selbst als Anwalt auf Zeit. Erst nachdem und weil er von uns gegangen ist, sendet Gott uns seinen Geist als Anwalt für alle Zeit. Dieser wird in uns sein und bei uns bleiben, uns alles lehren und an alles erinnern, was Jesus getan und gesagt hat. Friedhelm Hengsbach SJ Foto: Ursula Engel

Aktuell Jesuiten aus der ehemaligen DDR rehabilitiert 22. Juli 1958: Ein Kommando des Staatssicherheitsdienstes der DDR durchsucht die Jesuitenkommunität in Biesdorf, OstBerlin. Vier Jesuiten werden verhaftet und vor Gericht gebracht: die Patres Robert Frater, Joseph Menzel, Wilhelm Rueter und Joseph Müldner. Während P. Frater schon länger observiert wurde, sind die drei anderen eher zufällig an diesem Tag im Haus. Die Anklagen wurden teilweise erst nach der Verhaftung konstruiert: Kontakt mit einer Ordensschwester, die aktiv Fluchtwilligen half, seelsorgliche Gespräche mit Menschen, die überlegten, aus der DDR zu fliehen, der Besitz von West-Geld, westlichen Kirchenzeitungen oder eines aus der Bundesrepublik eingeführten Mofas. Letztlich ging es aber um viel mehr: Der „Biesdorfer Jesuitenprozess“ war als Teil eines Kampfes des DDR-Regimes gegen die katholische Kirche ein Schauprozess, der abschreckend wirken sollte. Die Stasi wollte beweisen, „dass der Jesuitenorden eine verbrecherische Organisation ist, die in enger Zusammenarbeit mit imperialistischen Geheimdiensten und anderen Organisationen der katholischen Kirche mittels der ideologischen Diversion und der Spionage einen aktiven Kampf gegen die Arbeiter- und Bauernmacht führt“. Die Mitbrüder wurden zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und mussten diese auch zum großen Teil absitzen. Nur Pater Menzel hat den Fall des DDRRegimes 1989 noch erleben dürfen. Auf Antrag von Provinzial Stefan Kiechle SJ hat das zuständige Landgericht Frankfurt/Oder am 30.01.2013 jetzt den ganzen Prozess für rechtsstaatswidrig erklärt und posthum die Mitbrüder rehabilitiert. Bernd Günther SJ Joseph Müldner SJ Wilhelm Rueter SJ Joseph Menzel SJ Robert Frater SJ

Neues aus dem Jesuitenorden Entscheiden lernen mit den Jesuiten – eine Kampagne der Berufungspastoral Entscheiden ist eine Kunst – eine Kunst die man lernen und üben kann. Die Jesuiten kennen aus der Spiritualität der Exerzitien eine Menge an Wegweisern und Methoden für einen guten und verantworteten Entscheidungsprozess. Für junge Menschen in Orientierungs- und Entscheidungssituationen bietet die Berufungspastoral der deutschen Jesuiten verschiedene Projekte und Hilfen an. „Wir verstehen unsere Aufgabe so, dass wir jungen Menschen dabei helfen wollen, gute Lebensentscheidungen zu treffen. Dabei verschweigen wir auch nicht, dass wir Jesuitwerden für eine gute Entscheidung halten“, meint Leopold Stübner SJ, der im Team Berufungspastoral mitarbeitet. Seit Beginn des Jahres 2013 will das Team mit der „So geht Entscheiden“-Kampagne junge Menschen unterstützen. Wichtige Entscheidungstipps gibt es in einem kompakten Booklet, auf der Webseite <http:// berufung.jesuiten.org/entscheiden> und künftig auch als App für Smartphones. Die Materialien der Kampagne sollen Religionslehrern und Seelsorgern in der Jugendpastoral helfen und können je nach Gruppengröße auf den Webseiten der Berufungspastoral bestellt werden. Für junge Männer bis 23, die überlegen, ob sie Jesuit werden wollen, bietet die Berufungspastoral ab Herbst das „Mind & Soul“-Projekt an. Ein Jahr lang leben die Teilnehmer in einer eigenen Wohnung in unmittelbarer Nähe zur Hochschule für Philosophie in München. Sie studieren Philosophie und lernen im Kontakt mit Jesuiten den Orden und seine Spiritualität kennen, um so klären zu können, ob Jesuitsein auch ihr Weg werden könnte. „Junge Menschen stehen heute am Beginn ihres Ausbildungs- und Berufslebens vor vielen sehr guten Möglichkeiten für ihren Lebensweg. Wir möchten mit unseren Angeboten dabei helfen, dass Jugendliche den Weg finden, den sie froh und mit Leidenschaft gehen können“, sagt Bernhard Heindl SJ, der als „Promotor Vocationum“ für das Team Berufungspastoral verantwortlich ist. Nachrichten 25 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Stübner Smartphone, Booklet und PC

Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung Am 5. Februar 2013 wurde in der Gregoriana ein Band zu den Ergebnissen eines Symposiums über Kindesmissbrauch vorgestellt, an dem vom 6. bis 9. Februar vergangenen Jahres in Rom 220 Vertreter von Bischofskonferenzen und Ordensgemeinschaften teilnahmen. Eine deutsche Ausgabe des Tagungsbandes „Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung“ erhielt Papst Benedikt XVI. am 30. Januar am Rand der Generalaudienz von dem Mitautor und Jesuiten Hans Zollner. Personalnachrichten P. Wolfgang Bauer hat zum 1. März 2013 die Aufgabe des Superiors in Sankt Blasien übernommen. P. Josef Bill und P. Johannes G. Gerhartz sind nach Auflösung der Residenz Aachen im Januar 2013 nach Köln Mülheim umgezogen. P. Theo Mehring übernimmt im April die Leitung der „Katholischen Glaubensinformation“ in Hamburg. P. Heinrich Watzka wurde für eine zweite zweijährige Amtszeit, beginnend mit dem 1. Oktober 2012, als Rektor der PhilosophischTheologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt. Ebenfalls wiedergewählt wurde der bisherige Prorektor der Hochschule, Prof. Dr. Dr. Klaus Kießling. Julian Halbeisen, Christian Modemann, Björn Mrosko und Claus Recktenwald werden am 28. September 2013 in Mannheim zum Priester geweiht werden. Diakonweihe in London Julian Halbeisen wurde am 9. Februar in London von Weihbischof John Arnold aus Westminster zum Diakon geweiht. Nachrichten 26 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine Foto: Osservatore Romano Hans Zollner SJ überreicht Papst Benedikt XVI. die Dokumentation

Weltweite Klänge 2013 – Internationales Jugendorchester der Jesuitenmission auf Tour Im Januar 2013 veranstaltete die Jesuitenmission Deutschland zum fünften Mal ihre beliebte Konzerttournee „Weltweite Klänge“. Mehr als 30 Jugendliche und junge Erwachsene aus vier Kontinenten teilten dabei ihre Leidenschaft für Musik. Die 15- bis 25-jährigen Nachwuchstalente aus Paraguay, Kolumbien, Uganda, Indien und Deutschland kommen aus Jesuitenschulen wie der „Gandhi Ashram School“ in Nordindien oder aus der Musikbildungsinitiative „Sonidos de la Tierra“ in Paraguay, die von der Jesuitenmission gefördert wird. Beide Projekte bieten Kindern aus armen Familien die Möglichkeit, ein klassisches Instrument zu erlernen. Die diesjährige Deutschland-Tournee führte u.a. nach Büren, Bonn, Göttingen, Dresden, Nürnberg, München und Frankfurt. Auf dem Programm waren weltliche sowie geistliche Kompositionen aus Europa und aus den Herkunftsländern der Musiker. Dazu zählen Gospellieder aus Uganda oder der Bollywood-Hindi-Song „Abija“ genauso wie Auszüge aus einem „Sacred Concert“ des amerikanischen Swing-Komponisten Duke Ellington. Zum Einsatz kamen auch die faszinierenden Müllinstrumente, die in der Initiative „Sonidos de la Tierra“ aus Schrottteilen zusammengebaut wurden. Die künstlerische Gesamtleitung übernahm erstmals der Dresdner Musikpädagoge und Dirigent Max Röber. Ihm stand der erst 23 Jahre alte Nachwuchsdirigent José Miguel Echeverría aus Paraguay zur Seite. Zusammengestellt von Thomas Busch 27 Foto: Jesuitenmission

Jubilare Verstorbene 02. April Br. Hermann Josef Jacobs 60. Ordensjubiläum 13. April Kardinal Karl Josef Becker P. Johannes Günter Gerhartz P. Otto Winkes 65. Ordensjubiläum 14. April P. Peter Knauer P. Heribert Skirde P. Lorenz von Walter 60. Ordensjubiläum 15. April P. Günter Switek 80. Geburtstag 16. April P. Christian Herwartz 70. Geburtstag P. Karl Frielingsdorf P. Heribert Graab 60. Ordensjubiläum 18. April Kardinal Karl Josef Becker 85. Geburtstag 21. April P. Markus Laier P. Alban Müller P. Hermann Josef Sieben P. Klemens Stock 60. Ordensjubiläum 22. April P. Heinrich Pfeiffer 50. Ordensjubiläum 24. April P. Bernhard Kriegbaum 50. Ordensjubiläum 26. April P. Hans Ludwig Ollig P. Günther Kerkmann 50. Ordensjubiläum 28. April P. Ludger van Bergen 75. Geburtstag 03. Mai P. Wolfgang Seibel 85. Geburtstag 16. Mai P. Fritz Korte 75. Geburtstag 25. Mai P. Werner Knetsch 90. Geburtstag 02. Juni Bischof Dieter Scholz 75. Geburtstag P. Johann B. Sommer * 02.08.1918 + 20.11.2012 Seelsorger in München und Hof P. Erwin Bischofberger * 01.05.1936 + 05.12.2012 Dozent für Ethik in Schweden P. Heinrich Jürgens * 06.10.1928 + 16.12.2012 Seelsorger und Superior in Frankfurt P. Aloys Liesenfeld * 08.07.1935 + 31.12.2012 Lehrer und Seelsorger in St. Blasien P. Gerhard Podskalsky * 16.03.1937 + 06.02.2013 Professor für Byzantinistik in Sankt Georgen Personalien 28 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

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