Jesuiten 2013-2

Auswirkungen der Finanzkrise Das Institut zur Friedensforschung – Fundación Seminario de Investigación para la Paz (SIP) – wurde vor mehr als 25 Jahren von einem Jesuiten in Zaragoza, im Nordosten Spaniens, gegründet. Hauptziel ist die Förderung einer Kultur des Friedens und der Menschenrechte, deren wissenschaftlicher Reflexion sich das Institut annimmt. Trotz seiner großen Anerkennung weiß dieser „Think Tank“ der spanischen Gesellschaft, dessen Bestehen von einer Finanzierung durch die Regionalregierung der Provinz Aragón abhängt, nicht, ob er seine Arbeit noch lange wird fortsetzen können. Die Zukunft Europas, wie wir es kennen, wird im Süden aufs Spiel gesetzt. Die seit fünf Jahren andauernde ökonomische Krise der iberischen Halbinsel untergräbt das Vertrauen, dass die spanischen und europäischen Institutionen in der Lage sind, die drängenden Probleme zu bewältigen. Diese Institutionen erweisen sich als ohnmächtig gegenüber einer wohl noch nie da gewesenen Situation, die sich durch das Zusammenspiel von drei Faktoren auszeichnet: Nationalismus, Korruption und Arbeitslosigkeit. In einer derartigen Lage wächst der Dissens über die Errungenschaften des demokratischen Übergangs in Spanien, seiner europäischen Integration und des Wohlfahrtstaats im Allgemeinen. Was als Krise der Märkte begann, hat sich zu einer gesellschaftlichen Krise ausgeweitet. Das Phänomen der „Empörten“ – was seinen symbolischen Ausdruck in den Tausenden von Jugendlichen fand, die im Frühjahr 2011 einen zentralen Madrider Platz besetzt hielten – spiegelt die wachsende soziale Unzufriedenheit wider und das Misstrauen gegenüber einer ökonomischen wie finanziellen Klasse, der es an Willen oder Fähigkeit fehlt, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Die gesellschaftlichen Krisen, die der spanische Staat in den letzten fünf Jahren verursacht hat, haben den ökonomischen und sozialen „Boden“ erodieren lassen, den es für die Etablierung und Erhaltung einer Gesellschaft braucht, in der Menschen in Würde leben können. Die Bewahrung dieses sozialen „Bodens“ ist letztlich nicht ohne ein Vertrauen von Menschen ineinander und gegenüber ihren gesellschaftlichen Institutionen möglich. Ein Vertrauen, das lebensnotwendig für das Fortbestehen jeder Gesellschaft ist. Die Arbeit von Institutionen wie der SIP ist darauf ausgerichtet, genau dieses Vertrauen herzustellen und zu pflegen. Jordi Paniagua Soriano Jaime Tatay Nieto SJ 18 Schwerpunkt Jesuiten n Juni 2013 n Europa!

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