Jesuiten 2013-2

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, ob wir jetzt Papst sind? So fragten doch einige Freunde die Jesuiten mit einem Augenzwinkern nach der Wahl von Franziskus. Nun „gehört“ der Papst nicht dem Orden und im Mittelpunkt des Erstaunens steht wohl weniger, dass er „einer von uns“ ist. Vielmehr bewegen die demütigen und beeindruckenden Symbolhandlungen. Die ersten Monate machen deutlich, dass dieser Papst seinem Titel „Pontifex“ gerecht werden will: Er baut Brücken zur heutigen, modernen Welt und zu den Herzen der Menschen. Und wie es scheint, will er dabei ganz Jesuit bleiben: Er überschreitet Grenzen, die ihn davon abhalten, den Menschen nahe zu kommen und ihnen Christus zu verkünden. Brücken bauen und Grenzen überwinden ist aber kein Privileg des Papstes oder der Jesuiten, sondern eine Erfahrung, die wir alle in und mit Europa machen dürfen. „Europa!“ lautet unser Thema, wobei uns besonders das Ausrufezeichen wichtig ist. Seit der Finanzmarktkrise und den darauffolgenden Turbulenzen um die Stabilität des Euro setzen wir viele Fragezeichen: Hat der Euro noch Zukunft? Wie soll es weitergehen mit Europa? Ist eine einseitige und rigide Sparpolitik richtig? „Europa“ ist aber mehr als der Euro und die Finanzwelt. Europa ist eine Erfolgsgeschichte, eine Errungenschaft, eine Realität, die nicht nur im fernen Brüssel existiert, sondern unser alltägliches Leben verändert hat und prägt! Was „Europa“ ist und ausmacht, wird aus unterschiedlichen und vielfach ungewohnten Perspektiven beleuchtet. Sie können hier lesen, wie sich die rigide Sparpolitik auf das konkrete Leben in Spanien auswirkt. Sie erfahren, was Europa von den Sinti und Roma lernen könnte, wie die Ost-Erweiterung zur ganz persönlichen Horizonterweiterung geführt hat, und wie man von der Peripherie der Insel Maltas Europa wahrnimmt. Und Sie werden einen Ort kennenlernen, an dem ganz anschaulich und erlebbar ist, warum Europa auf dem Weg zu finden ist und nirgendwo anders. Aber auch an nachdenklicher Reflexion soll es nicht mangeln: Wir konnten den Präsidenten der Konferenz der europäischen Jesuitenprovinziäle, den Iren John Dardis SJ, sowie den Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana, den Franzosen François-Xavier Dumortier SJ, gewinnen, uns ihre Perspektive auf Europa mitzuteilen. Schließlich dürfen wir uns noch mit anderen Augen ansehen: In einer bewegenden Erinnerung denkt der ehemalige Präsident der Georgetown University Washington, Leo O’Donovan SJ, von der anderen Seite des Atlantik an „sein Europa“. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre und hoffen, dass Sie daraus Kraft und Mut für Ihre ganz persönlichen Grenzgänge und Brückenbauten schöpfen können! Tobias Specker SJ Patrick Zoll SJ 1 Jesuiten n Juni 2013 n Europa!

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