Jesuiten 2013-2

Papst Franziskus aus der Gesellschaft Jesu Als am 13. März 2013 der 76-jährige Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio SJ, zum Papst gewählt wurde und den Namen Franziskus annahm, war das Erstaunen groß. Zwar gab es in der Geschichte des Papsttums immer wieder Ordensleute, die in dieses höchste Amt der Katholischen Kirche gewählt wurden, aber noch nie war ein Jesuit darunter. Immerhin waren bislang fast zehn Prozent der 266 Päpste Ordensleute, die meisten davon Benediktiner (7), Dominikaner (4), Franziskaner (4). Der letzte Papst aus der franziskanischen Tradition war Clemens XIV., ein Minorit (OFMConv), der 1773 den Jesuitenorden auflöste und den Generaloberen Lorenzo Ricci in der Engelsburg in Haft hielt. Es sorgte in der Kirche und der Weltöffentlichkeit für große Überraschung, als nun erstmals ein Jesuit zum Papst gewählt wurde, der überdies erstmals aus Lateinamerika stammt und zudem zum ersten Mal den Papstnamen Franziskus annimmt. Wer den Orden etwas näher kennt, wird sich noch mehr wundern, denn ihrer Satzung nach sollen Jesuiten keine kirchlichen Ämter anstreben und schon gar nicht Papst werden. Sind sie doch im Gegenteil durch ein eigenes viertes Gelübde gehalten, den „Sendungen” (missiones) des jeweiligen römischen Papstes zu folgen. Die Biographie des neuen Papstes ist bekannt und kann in einem aufschlussreichen Interviewband leicht nachgelesen werden: Papst Franziskus, Mein Leben, mein Weg. El Jesuita (Freiburg: Herder 2013). Hier geht es um spirituelle und programmatische Hintergründe. Spirituelles Profil Jorge Mario Bergoglio, 1936 in der argentinischen Hauptstadt geboren, war ein Kind mit Migrationshintergrund. Seine Mutter war italienischstämmig, sein Vater aus Piemont eingewandert. Dort, in der östlichen Region Oberitaliens, hatte sich im 19. Jahrhundert angesichts der Industrialisierung ein starker Sozialkatholizismus herausgebildet, der sich um Kranke und Gefangene, um Verwaiste und Jugendbildung sorgte. Zu den „Sozialheiligen” dieser Region, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts heiliggesprochen wurden, gehörten etwa Don Bosco und Giuseppe Cottolengo. Die herbe Frömmigkeit und die soziale Pastoral piemontesischer Prägung bildeten den entfernteren Horizont für das spirituelle Profil, das Bergoglio durch ignatianische Impulse im Lauf seiner typisch jesuitischen Ausbildung vertiefte. Dazu gehörte die spirituelle Ausbildung im Noviziat, die praktische pädagogische Ausbildung an Kollegien des Ordens und das Studium von Literatur, Philosophie und Theologie an Einrichtungen des Ordens in Chile und Argentinien. Eine der klassischen geistlichen Quellen der Jesuiten ist der autobiographische Bericht, den der Ordensgründer Ignatius von Loyola am Ende seines Lebens diktiert hat. In diesem berühmten Bericht des Pilgers, der 30 Vorgestellt Jesuiten n Juni 2013 n Europa!

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==