Jesuiten 2013-2

den verbindlich wurden. Es waren der Dienst am Wort, der Dienst an den Sakramenten und die caritativen Werke der Barmherzigkeit. Zusammen mit Bildung und Mission gelten sie bis heute und nehmen je nach Epoche neue Gestalt an. So nahm Pater Jorge M. Bergoglio als junger Provinzial der argentinischen Jesuiten 1974/75 an der in Rom tagenden 32. Generalkongregation des Ordens teil. Dieses höchste, legislative Gremium des Ordens antwortete damals auf die Herausforderungen der Zeit mit der Grundentscheidung für Glaube und Gerechtigkeit. „Sich unter dem Banner des Kreuzes im entscheidenden Kampf unserer Zeit einsetzen: im Kampf für den Glauben, der den Kampf um Gerechtigkeit mit einschließt.” (Dekret 2,2). Damit bekam die caritative Programmatik eine systemische Note. Ging es nach wie vor darum, den „Seelen zu helfen”, geht es nun auch darum, die realen Freiheitsräume der Einzelnen zu erweitern, Menschenwürde und Menschenrechte einzuklagen, sich für die Armen in ihren materiellen und spirituellen Bedürfnissen einzusetzen, Ungerechtigkeit zu bekämpfen. In seiner sozialen Pastoral hatte Erzbischof Bergoglio sowohl den bedürftigen Einzelnen im Auge, aber auch die politische Dimension diakonischen Handelns, wenn er den politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen ins Gewissen redete. Damit griff er auch die „vorrangige Option für die Armen” der Kirche Lateinamerikas auf. Hatte das Zweite Vatikanische Konzil betont, „dass Christus selbst in den Armen mit lauter Stimme seine Jünger zur Liebe aufruft” (Gaudium et spes 88), so führten die Bischöfe Lateinamerikas auf ihren kontinentalen Synoden von Medellín (1968) und Puebla (1979) bis hin zu Aparecida (2008) die konziliare Armutsthematik im Leben der Kirche fort. Auf unspektakuläre Weise unternahm dies auch der Jesuitenbischof Bergoglio, indem er einen neuen Stil einführte. Sowohl in seinem Lebensstil als auch in seiner Amtsführung hielt er als Markenzeichen diesen „einfachen Stil” bei, der auch schon sein Pontifikat prägt. Überdies hält Papst Franziskus dafür, dass die Kirche sich wandeln müsse, um sie selbst zu bleiben. Sie müsse „von einer verweltlichten zu einer evangelisierenden Kirche” werden. Dazu aber sei erforderlich, dass die Kirche aus der Selbstbezüglichkeit heraustritt und zu den „existentiellen Peripherien der Menschen” hingeht, das heißt zu den Rändern des Schmerzes, der Ungerechtigkeit oder des Elends. Man wird im Pontifikat des Jesuitenpapstes Franziskus noch einige Überraschungen erwarten dürfen. Michael Sievernich SJ 32 Vorgestellt Jesuiten n Juni 2013 n Europa! Das päpstliche Wappen von Papst Franziskus

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