Jesuiten 2013-3

Jesuiten und das Herz Jesu Persönliche Statements Im Oktober 1995 bereiteten wir gerade ein Besinnungswochende mit Dresdner Jugendlichen vor. Da kam der Anruf von zuhause: Unsere Mutter liegt im Sterben. Sie war schon lange krank gewesen. Glücklicherweise konnte Pater Kegebein die Jugendlichen übernehmen. Ich fuhr schnell heim Richtung Offenbach. Um das Bett der Mutter war schon fast die ganze Familie versammelt. Ich – frischgeweihter Priester! – schlug vor, wir könnten das Abendgebet der Kirche beten, die Vesper. Meine Verwandtschaft ist durchaus zum Beten bereit, aber gerade den evangelischen Familienmitgliedern erschienen die Texte doch arg formal; und mir selbst wurde alles plötzlich peinlich, als wir zu Psalm 41 kamen: „Meine Feinde reden böse über mich: Wann stirbt er endlich und wann vergeht sein Name?“ Ach nein!, seufzte unser Vater. Es war ja auch überhaupt nicht das, was wir der Mutter zum Abschied sagen wollten. Inzwischen ist mir klarer geworden, dass wir „mit dem Herzen Jesu“ beten. In seinem Herzen sind alle Empfindungen aufgehoben, die Menschen je hatten. Die Psalmen müssen nicht meine Lage ausdrücken. Sie verbinden uns vielmehr untereinander und mit ihm, die Trostlosen, die Getrösteten, alle. Felix Körner SJ Im 19. Jahrhundert wurde die Herz-JesuVerehrung zur Massenbewegung. Sie wurde verkitscht in Kunst und Gottesdienst. Schwer erträglich. Mir hat Karl Rahner geholfen, zu verstehen, was sie eigentlich will. Sie will das verstehen und nachvollziehen, was Jesus wollte und war. Und es ist dies, was er war und was er wollte: Ein Mensch sein, der liebt, von Herzen liebt, ganz und gar liebt. Das ist schön und das macht glücklich, denn es ist das, wozu wir geschaffen sind: zu lieben und geliebt zu werden. Gott, den Nächsten und sogar uns selbst. Aber das ist die andere Seite dieser Liebe, dass sie verletzlich und verwundbar ist. Ja, dass jede Liebe unausweichlich dem Leiden und dem Schmerz begegnet. Und sie nimmt sie an und trägt sie und durchleidet sie. Und echte, nicht verkitschte Liebe ist immer leibhaftige Liebe. Also eine Liebe, die handelt, die zugreift, die sich hinab begibt zu den Füßen, in den Schmutz des Alltags. Die sich verzehren lässt und sich hergibt. All das steckt in diesem Symbol des Herzens mit dem Feuer und der Wunde und der Dornenkrone. Wir brauchen vielleicht nicht dieses Symbol, aber wir brauchen diese Sicht der Liebe gegen alle falsche Romantik, die sich heute im Denken über die Liebe breit macht. Sie trifft tatsächlich das Zentrum dessen, was Jesus wollte und war und was auch mich immer wieder ermahnt und ermutigt. Thomas Gertler SJ 11 Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt

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